Allmayer, Familie
Johann: * 14.7.1877 Rappoltenkirchen, Niederösterreich/A, †
29.12.1955 Gugging [Klosterneuburg], Niederösterreich/A. Tapezierer, Modezeichner,
Maler.
Da mit der Tätigkeit als Tapezierer kein Auskommen war, fertigte er als
Zu-Brot in Gasthäusern in Wien (im „Griechenbeisl“,
damals, bis 1914, „Reichenberger Beisl“, am Fleischmarkt 11, und im Café Siller, seit
1898 am Kaiser Ferdinands-Platz, später Schwedenplatz) Scherenschnitte an – bald in
Begleitung seiner ältesten Tochter, die er dieses Kunsthandwerk lehrte. Der am
24.11.1903 in St. Stephan geschlossenen
Ehe mit Josepha Wieser (* 19.2.1875 Klosterneuburg, † 6.4.1948 Gugging) entstammten
sechs Kinder: Josefa Franziska, Maria Josefa (* 5.12.1905 Kierling [Klosterneuburg],
Niederösterreich/A, † 27.9.2002 Klosterneuburg), Johann Rudolf (* 23.3.1907 Kierling,
† 5.9.1943 Postyschewo bei Stalino [Donezk/UA]), Eleonora (* ?), Robert (* ?) und
Anna Wilhelmine (* 6.5.1915 Hintersdorf [St. Andrä-Wördern], Niederösterreich/A, †
?).
Von Johann Allmayer stammen die Bruckner-Darstellungen IKO 113–116.
Seine Tochter
Josefine (eigentl. Josefa Franziska):
* 21.12.1904 Kierling, † 1.11.1977 Klosterneuburg, Niederösterreich/A.
Scherenschnittkünstlerin.
Ausbildung durch den Vater. Sie begleitete ihren Vater
schon im Alter von fünf Jahren und fertigte eigene Schnitte. Im Alter von zwölf
Jahren wurde ihr erster Scherenschnitt durch den Vater verkauft, als 16-jährige
präsentierte sie Werke erstmals im Wiener Kunstverlag Würthle. Sie brachte – durch
weibliches Geschick und kleine Hände – die Scherenschnitte zu besonderer
Meisterschaft und konnte so ihrem Vater, als er arbeitslos wurde, helfen, die Familie
zu erhalten. Während der Vater vorwiegend Porträts und Szenen mit Wiener Typen
schnitt, gestaltete sie bald Postkarten mit Landschaften und Tieren und unterlegte
dabei manche Bilder mit farbigem Seidenpapier. Die Postkarten veröffentlichte sie im
Verlag Mayerhofer oder später im Selbstverlag. Am 14.6.1960 heiratete sie Josef
Scheib († 1971). Sie hinterließ ca. 1.700 Schnitte, die im Kierlinger Heimatmuseum
(Hauptstraße 115) verwahrt und zu besichtigen sind, ebenso wie ein Bestand von
Scherenschnitten ihres Vaters.
Von ihr stammt eine von Zweigen umrahmte Bruckner-Silhouette (IKO 218).
Literatur
- Erwin Nagl, Die Scherenschnittkünstlerin Josefine Allmayer (1904–1977), in: Amtsblatt der Stadtgemeinde Klosterneuburg 1986, Nr. 7 / Sondereinlage Heimatkunde – Kulturpflege – Stadtgeschichte Nr. 168, S. I–VIII
- Rotraut Hackermüller, Der Scherenschnitt am Beispiel Josefine Allmayer 1904–1977. Klosterneuburg-Kierling 1988
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Friedrich Chlebecek (Hg.), Josefine Allmayer 1904–1977. Ein Leben für den Scherenschnitt. Jahresausstellung des Kierlinger Heimatmuseums im Stiftsmuseum Klosterneuburg vom 1. Mai bis 17. November 2002. Kierling 2002
- Bruckner-Ikonographie IIRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 2: 1925 bis 1946. Nachträge zu Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 14). Wien 2004
- Friedrich Chlebecek (Hg.), Scherenschnitte von Hans und Josefine Allmayer aus der Sammlung Ritter von Maurer/Rübelt. Kierling 2010
- Ursula Müksch, Art. „Allmayer Josefine (Josephine), verh. Scheib“, in: Ilse Korotin (Hg.), Lexikon österreichischer Frauen. Wien–Köln–Weimar 2016, Bd. 1, S. 84ff.
- www.meinbezirk.at/klosterneuburg/c-lokales/sensationeller-fund-von-josefine-allmayer-dokumenten-und-belegen_a2543372 [11.3.2020]
- www.museumkierling.com/sammlungen/scherenschnitte/ [11.3.2020]
- Taufbuch 1873–1929 der Pfarre Rappoltenkirchen, pag. 52
- Trauungsbuch 1899–1903 der Pfarre St. Stephan (Wien I), fol. 367
- Taufbuch 1899–1926 der Pfarre Kierling, fol. 111, 128, 155
- Taufbuch 1909–1916 der Pfarre St. Andrä/Hagenthale, fol. 177