Meinl (Meindl), Franz (Wenzl, Wenzel)
* 31.5.1807 Graslitz/Böhmen (Kraslice/CZ), † 9.11.1888 Ybbs an der Donau, Niederösterreich/A. Orgel- und Instrumentenbauer.
Sohn eines Musselinwirkers und späteren Uhrenmachers. Über seine Ausbildung ist bisher nichts bekannt. Erstmals lässt sich seine Tätigkeit als Orgelbauer 1833 im Zusammenhang mit einem Kostenvoranschlag zur Reparatur der Orgel in Waidhofen an der Thaya nachweisen. Meinl betrieb vermutlich zunächst eine Werkstatt in Graslitz, die er nach 1833 nach Freidegg bei Ferschnitz verlegte, wo er bis 1845 tätig war. Ab 1846 verlegte er diese nach Ybbs an der Donau. Bis in die 1880er Jahre fertigte er Orgeln vorrangig in Niederösterreich an, unter anderem die der Pfarrkirchen Strengberg (1837), Obritzberg (1841), Marbach an der Donau (1848), Oberwölbing (1849), Maria Laach am Jauerling (1855), Getzersdorf (1854), Spitz (1860), Eichgraben (1864), Gerolding (1866), Mitterarnsdorf (1874) und Gottsdorf (1884).
Am 20.6.1863 übergab Meinl die in seiner Ybbser Werkstatt gebaute Orgel (I/14) der Pfarrgemeinde Perg, wo Bruckner am selben Tag die einmanualige und klanglich reichhaltige Orgel in der dortigen Pfarrkirche kollaudierte. Gleichzeitig stellte dies den ersten Besuch Bruckners, der zu diesem Zeitpunkt als Domorganist in Linz tätig war, in Perg dar. Wie aus einem im Stadtmuseum Perg aufbewahrten Brief von Bruckner an den damaligen und mit ihm befreundeten Bürgermeister Karl Terpinitz (1824–1895) vom 1.6.1863 zu entnehmen ist, trat Terpinitz an Bruckner mit der Bitte heran, zu diesem Anlass dem musikalischen Festakt beizuwohnen und die Orgelprobe vorzunehmen. Anekdotisch aus einem Bericht des Uhrmachers und Kirchenchormitglieds Karl Puchberger senior (?–?) überliefert, ist dabei Bruckners Insistieren auf der Behebung eines fehlerhaften Tons durch Meinl. Meinls Orgel, die Bruckner wohl gern zu spielen pflegte, verblieb bis zum 10.1.1983 in der Perger Pfarrkirche, ehe sie wegen Unspielbarkeit durch einen Neubau von Helmut Kögler (*1942) ersetzt wurde. Abgesehen vom Aufeinandertreffen im Rahmen der Kollaudierung konnten bisher keine weiteren Belegstellen für eine fortführende Bekanntschaft zwischen Meinl und Bruckner gefunden werden.
Literatur
- Taufbuch der Pfarre Graslitz (Kraslice) 1799–1811, fol. 123
- Trauungsbuch der Pfarre Ferschnitz 1816–1849, fol. 76
- Sterbebuch der Pfarre Ybbs an der Donau 1880–1890, fol. 193
- Florian Eibensteiner/Konrad Eibensteiner, Das Heimatbuch von Perg Oberösterreich. (Der Geburtsort Dr. Johannes Schobers.), Perg 1933, S. 130–133
- Rudolf Hopfner, Wiener Musikinstrumentenmacher 1766-1900. Tutzing 1999, S. 330
- Erwin Horn (Hg.), Werke für Orgel. Revisionsbericht, in: NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet) XII/6, S. 105
- Karl Mitterschiffthaler, Bruckner-Orgeln, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2011–2014, Linz 2015, S. 176
- https://pergmuseumblog.blogspot.com/2012/10/ein-brief-von-anton-bruckner.html [20.12.2021]
- Christian Fastl, Art. „Meinl (Meindl), Franz Wenzl“, in: www.musiklexikon.ac.at [20.12.2021]
- ABCD