Orgel

Bruckner hatte Zeit seines Lebens ein Naheverhältnis zur Orgel. Im Folgenden wird einerseits ein Überblick über Bruckners Tätigkeit als Organist, seine Improvisationskunst sowie seine Berater- und Gutachtertätigkeit gegeben, andererseits werden die mit ihm in Zusammenhang stehenden Orgelbauer und Instrumente vorgestellt.

Bruckner als Organist

Eine erste Anleitung zum Violin-, Spinett- und Orgelspiel erhielt Bruckner durch seinen Vater (Bruckner, Familie) in Ansfelden; als Zehnjähriger wirkte er bereits im Gottesdienst mit. 1835–1837 erteilte ihm sein Cousin und Pate Johann Baptist Weiß in Hörsching Unterricht im Generalbass- und Orgelspiel. Für harmonische und technische Übungen verwendete Weiß dabei Vorlagen diverser Komponisten, und Bruckner schrieb zu Lernzwecken einige Stücke ab (Abschriften). Somit sind auch die Präludien für Orgel in Es Dur aus der Hörschinger Zeit, die lange Zeit hindurch als seine ersten Kompositionsversuche angesehen wurden, wohl keine eigenständigen Werke (Incerta und Falsa). Als Sängerknabe im Stift St. Florian erhielt Bruckner Orgelunterricht bei Anton Kattinger. Die große Chrismann-Orgel in der Stiftskirche mit ihren damals 74 Registern gilt als Quelle orgelgemäßer Klangvorstellungen des späteren Symphonikers (Satztechnik). Zunächst auf die Chor-Orgel verwiesen, durfte Bruckner ab 1839 in Gottesdiensten begleitend auch die große Orgel spielen. Die Ausbildung zum Schulgehilfen an der Präparandie in Linz beinhaltete auch den Unterricht in Generalbass- und Orgelspiel. Später hatte er in Windhaag Orgeldienste zu verrichten. Während des Schuldienstes in Kronstorf nahm er u. a. Orgelunterricht bei Leopold von Zenetti in Enns und vermochte schon Anfang 1845 seinen Freund Karl Seiberl mit einer Improvisation über die Volkshymne zu beeindrucken. Nach seiner Versetzung nach St. Florian nahm er den Orgelunterricht bei Kattinger wieder auf und übte täglich stundenlang. Als supplierender Stiftsorganist hatte er vor allem bei „klassischen“ Messen zu spielen und komponierte daneben die Orgelwerke Andante (Vorspiel) und Nachspiel für Orgel in d-Moll (1846?) sowie 1847 Vorspiel und Fuge in c-Moll. In Bruckners Nachlass fanden sich Notendrucke bzw. Abschriften von Präludien und Fugen Johann Georg Albrechtsbergers, Johann Sebastian Bachs und Friedrich Wilhelm Marpurgs (1718–1795), die er zu Ausbildungszwecken rezipierte (Göll.-A. 1, S. 166f., 220f.). Bislang nicht eindeutig geklärt ist, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Intensität sich Bruckner mit den jeweiligen Werken beschäftigte (Musiktheorie; Einflüsse und Vorbilder).

Bruckners Können an der Orgel bestätigten durch Zeugnisse Johann August Dürrnberger, Kattinger, Joseph Anton Pfeiffer (1776–1859), Ignaz Assmayr, Robert Führer, Ignaz Traumihler und Simon Sechter. 1858 unterzog sich Bruckner – damals schon Dom- und Stadtpfarrorganist in Linz – einer Prüfung im Generalbass- und Orgelspiel in der Wiener Piaristenkirche. Für eine weitere Prüfung durch eine Kommission des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien komponierte er 1861 die Fuge in d-Moll. Bei dieser Prüfung am 21.11.1861 (wieder in der Piaristenkirche) spielte er Literatur und improvisierte danach über ein von Sechter und Johann Herbeck gegebenes Thema eine Introduktion und Fuge sowie eine freie Fantasie.

In Nancy spielte er 1869 zur Einweihung der neuen Merklin & Schütze-Orgel Präludium und Fuge in cis-Moll (BWV 849) aus dem Wohltemperierten Klavier I von Bach sowie eine Improvisation, tags darauf eine Improvisation über die Volkshymne. 1871 trat er als Organist in London auf. Im Literaturspiel begnügte er sich mit Bach, Georg Friedrich Händel (1685–1759) und Felix Mendelssohn Bartholdy, ansonsten produzierte er sich wieder effektvoll mit Improvisationen (österreichische und englische Hymne, Halleluja aus Händels Messias, Ständchen von Franz Schubert, Die Wacht am Rhein von Carl Wilhelm [1815–1873], freie Fantasien).

In Wien trat Bruckner als Organist oftmals bei besonderen Anlässen hervor. In den Sommermonaten erregte er in St. Florian, Kremsmünster, Steyr und Vöcklabruck stets mit seinem Orgelspiel Aufsehen. Während er als Improvisator immer wieder seine Souveränität beweisen konnte, fehlte ihm beim Begleitspiel im Gottesdienst allerdings die erforderliche Wendigkeit und er tat sich schwer, sich in ein Ensemble einzupassen. Bei freien Zwischenspielen verlor er sich im Fantasieren, hinkte beim Begleiten des Gesanges nach und Sängerknaben in der Hofmusikkapelle meinten zu beobachten, wie er „bei Pedalstellen fortwährend und auffallend daneben griff“ (Göll.-A. 2/1, S. 305). Im vorgerückten Alter ließ seine Spielsicherheit überhaupt nach. Zunehmend wurde deutlich, dass Bruckner mit seinem Improvisationstalent an der Hofmusikkapelle als Organist letztlich fehl am Platz war. Auch sein Können als Konzertorganist blieb beträchtlich hinter seinen Leistungen als Improvisator zurück. Aus den wenigen Orgelnoten, die er besaß – hauptsächlich Albrechtsberger, Bach, Händel, Mendelssohn Bartholdy –, eignete er sich nur eine geringe Zahl zum Konzertgebrauch an. Sicher beherrschte er lediglich die Toccata in F-Dur (BWV 540) und die Toccata in d-Moll (BWV 565) von Bach sowie die erste Orgelsonate in f-Moll (op. 65,1) von Mendelssohn Bartholdy. Nur vereinzelt hatte er noch andere Stücke von Bach und Händel in seinen Programmen. 40-jährig bekannte er als Domorganist, „daß ich noch kein Repertoire habe, obwohl ich Bach und Mendelssohn gespielt habe. Ich habe wenig Zeit und Lust mich sonderlich in dieser Beziehung zu plagen“ (an Rudolf Weinwurm; Briefe I, 640301). Aus dem Niveau des praktizierten Repertoires ist zu schließen, dass seine Spieltechnik gediegen war, jedoch nicht annähernd an die Virtuosität des Klavierspiels von Franz Liszt heranreichte. Er besaß aber wohl eine staunenswerte Pedaltechnik; hinzu kam sein Geschick in der Registrierung. Die elitäre Stellung der Orgel – räumlich und ideell – machte einzelne Zeugen seines Spiels leicht geneigt, das Ungewohnte zu bewundern. Zudem gab es in Bruckners Umgebung kaum einmal eine ernsthafte Konkurrenz. Eine mangelnde Zahl an qualifizierten Konzertorganisten und ein unterentwickeltes Gespür seitens des Publikums für die Ästhetik des Orgelspiels standen in negativer Wechselwirkung zueinander.

In Klosterneuburg, am 2. Weihnachtstag 1894, waltete Bruckner zum letzten Mal in seinem Leben an der Orgel. Sein Spiel endete durch „einen Fehltritt am Pedal“ mit einer „herben Dissonanz“ (Kluger, S. 131f.) im Schlussakkord.

LITERATUR

Bruckner als Orgelimprovisator

Bruckners Ruhm als Organist beruhte vor allem auf seiner Improvisationskunst. Noch bevor er sich als Symphoniker profilieren konnte, fand er als Improvisator im In- und Ausland allgemeine Anerkennung.

In Wien hatte er mehrfach Gelegenheit zu Improvisationen, die teils Begeisterung, teils aber auch Befremden auslösten. So fantasierte er am 15.11.1872 bei der Kollaudierung der neuen Ladegast-Orgel im Musikvereinssaal über Themen aus seiner Messe in f-Moll und über die Volkshymne. Laut Max Kalbeck waren Johannes Brahms und „andere ehrliche Musiker“ (Quoika, S. 31) vom Ergebnis enttäuscht, nicht nur aus musikalischer Sicht, sondern auch wegen der allgemeinen Geringschätzung der Orgel als Konzertinstrument.

Der Harfenist und Komponist Alfred Zamara (1863–1940) berichtete Details über eine spontane Improvisation an der Orgel des Musikvereinssaales: „Mit einem Sturm über die Pedale leitete Bruckner seine Improvisation ein, um dann in die weiteren schnellen Figurationen volle Akkorde hineinzuschmettern.“ (Zamara, S. 141). Bemerkenswert ist eine weitere Beobachtung: „Bruckner präludierte die beiden Themen dreimal durch; gleich blieben nur der Anfang, das Ende und die Fuge.“ (Zamara, S. 141). Das heißt: Bruckner arbeitete mit einem Vorrat bewährter Muster, die für den Spieler zuverlässig abrufbar und für den Hörer wiedererkennbar waren. Hierzu gehörte auch die Entwicklung von (Doppel-)Fugen, ein Handwerk, für das Bruckner glanzvolle Prüfungszeugnisse vorlegen konnte. Er schien dabei nach einem bestimmten, erprobten Schema vorgegangen zu sein. Von großer Faszination müssen jene Partien gewesen sein, in denen er mit großem Registrieraufwand der Orgel symphonische Klangvisionen entlockte: „In meinem Gedächtnisse blieben [...] die wundervollen, durch vielfältige Mischungen der Register hervorgebrachten Klangfarben unverrückbar haften.“ (Zamara, S. 141).

Die unterschiedliche Struktur von Bruckners Orgelfantasien hing mit der Art der Themen und mit der momentanen formalen Absicht zusammen. Für Fugen hielt er sich (um es ungefähr zu benennen) an den Stil Händels, virtuose Partien wickelte er in einer technischen Art ab, die klavieristischen Strukturen Mendelssohn Bartholdys nahekam. Wenn er sich aber Themen aus Richard Wagners Opern oder aus seinen eigenen Symphonien vornahm, dann entwickelten sich Klangereignisse im ureigenen Bruckner-Stil. Mit dieser Improvisationsart befremdete er einige wenige, die seiner Musik fernstanden; die meisten Zeugen seines Spiels aber bewunderten ihn tief beeindruckt, feierten ihn überschwänglich als den „Giganten“ und „Imperator“ der Orgel. (Genaueres zur „kontrapunktischen“ bzw. „symphonischen“ Improvisation in: Horn 1995, S. 124–132.)

In seinem eigenschöpferischen Drang ist einer der Gründe zu sehen, warum Bruckner wenig daran lag, Orgelstücke anderer Komponisten einzustudieren. Er verstand es, zwischen Literaturspiel und Improvisation eine Brücke herzustellen, was allerdings von den Zeitgenossen zum Teil abgelehnt wurde. So hieß es anlässlich seines Auftretens in London: „Große Komponisten erschöpfen ihr Thema. Nichts kann man zum Hallelujachor hinzufügen, nichts zur Tokkata von Seb. Bach.“ (Göll.-A. 4/1, S. 157). Entgegen dieser Meinung sah Rudolf Quoika (1966) in Bruckners Art, Literaturspiel und Improvisation zu verbinden, eine akzeptable Verfahrensweise, trotz der notwendigen Befangenheit des Improvisators im vorgegebenen Stil.

Der Versuch, aus den überlieferten Berichten Informationen über die formale Anlage der Improvisationen zu ziehen, wird durch eine verschwommene und pauschale Terminologie erschwert. Vielfach genannt wird der Begriff „Fuge“. Obwohl Bruckner sich im Extemporieren planvoller Fugen zweifelsfrei eine konkurrenzlose Sicherheit erworben hatte, nutzte er ebenso das Verfahren des Fugato und der Imitation. Die Fuge hat er meist nicht als selbständigen Satz hingestellt, sondern sie in eine Fantasie eingebaut. So berichtete P. Oddo Loidol aus Kremsmünster, Bruckner habe „im Pleno einen symphonieartigen Satz, in welchen er eine große Fuge einmischte und nach deren Beendigung den 1. Satz wieder aufnahm“ (Göll.-A. 2/1, S. 283) gespielt. Die Motivzerlegung im Präludium entspricht der üblichen Technik der Durchführungsarbeit im Sinne der Sonate (Sonatenhauptsatzform) und Symphonie; folglich dürfte Bruckner bei freien Fantasien ähnlich wie in den Durchführungsteilen seiner Symphonien gearbeitet haben. Die Kulmination der Fantasie auf einem Orgelpunkt verweist ebenfalls auf seinen symphonischen Stil. Die 1861 komponierte Fuge in d-Moll ist zwar eine „Schreibtischarbeit“, ihr klangliches Ergebnis ist aber geeignet, wenigstens im Ansatz eine Vorstellung zu vermitteln, wie eine improvisierte Bruckner-Fuge geklungen haben könnte, sofern Bruckner sich an den „streng klassischen Stil“ hielt (Themazerlegung, Schein-Einsätze, Umkehrung, freie Entfaltung über dem Orgelpunkt).

Insgesamt improvisierte Bruckner nicht blindlings, sondern durchdachte zuvor das Material, überprüfte es auf seine Verwertbarkeit, und erst, wenn er es „geistig zusammengestellt“ hatte, fing er an: „Da ich nicht sogleich begann, wurde es unter der Kommission etwas heiter, denn man vermutete, ich schrecke zurück. Nachdem ich mir das notwendige Material geistig zusammengestellt hatte, begann ich eine Introduktion über die einzelnen Teile des Themas.“ (Göll.-A. 3/1, S. 116), erinnerte sich Bruckner an seine Prüfung in der Piaristenkirche im Jahre 1861. Während des Improvisierens stellte er den Spielfluss über die kontrapunktische Detailarbeit, spielte sich allmählich frei und verstieg sich schließlich, von der Inspiration geführt, in höchste Regionen. Seine Inspiration entzündete sich vor allem an seinen eigenen symphonischen Themen sowie an Wagner’schen Motiven (bevorzugt aus Götterdämmerung und Parsifal). In der Wahl der Themen kam er seinen Hörern entgegen: Mit Abstand am häufigsten fantasierte er über die Volkshymne, an zweiter Stelle stand das Händel-Halleluja.

LITERATUR

Bruckner als Gutachter und Berater

Bruckner wurde als profunder Kenner verschiedener, vor allem moderner Orgeln im In- und Ausland, bei der Planung einer neuen Orgel, eines Orgelumbaus, bei der Entwicklung eines Klangkonzeptes oder bei der Wahl eines Orgelbauers mehrmals zu Rate gezogen. Beim Antritt seines Organistendienstes am Alten Dom und der Stadtpfarrkirche in Linz stellte er an beiden Orgeln Mängel fest. Die Orgel der Stadtpfarrkirche hätte gänzlich umgebaut werden müssen, da sie den klanglichen und technischen Anforderungen nicht entsprach. Ein grundlegender Umbau scheiterte an den hohen Kosten. Die Chrismann-Orgel im Alten Dom war bei Umbauten im Emporenbereich beeinträchtigt worden. Im Zuge der Behebung dieser Mängel sollten nach Bruckners Wunsch auch einige dem neuen Klangideal entsprechende Veränderungen vorgenommen werden. In kleinen Schritten wurde die Orgel 1856–1867 durch Josef Breinbauer, immer den Vorgaben Bruckners entsprechend, grundlegend umgebaut. Dass Bruckner bei den Umbauten in St. Florian (1873–1875) und Kremsmünster (1876–1878) als Berater beigezogen wurde bzw. dass seine Wünsche beim Umbau in St. Florian umgesetzt wurden, ist naheliegend, aber nicht bezeugt. Bei den Planungsgesprächen zum Neubau der Orgel im Konzertsaal des Wiener Musikvereins (1869–1872) meldete er sich laut den Sitzungsprotokollen nicht mit Vorschlägen oder speziellen Wünschen zu Wort, was möglicherweise auf sein schwieriges Verhältnis zu Leopold Alexander Zellner, dem Generalsekretär der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, zurückgeführt werden kann. Für den altersbedingt notwendigen Umbau der Chrismann-Orgel in der Stadtpfarrkirche Steyr Anfang der 1890er Jahre wurde Bruckner, wie auch Pius Richter, als Berater konsultiert. Bruckner setzte sich stark für die Vergabe des Auftrags an Josef Mauracher ein; als Alternative kam für ihn höchstens die Firma Walcker in Frage. Letztlich setzte er sich durch und die Orgel der Steyrer Stadtpfarrkirche wurde 1893–1895 von Mauracher renoviert.

Mehrmals wurde Bruckner zu Kollaudierungen neuer oder umgebauter Orgeln eingeladen: 1863 zur Kollaudierung der einmanualigen, klanglich reichhaltigen und von ihm gern gespielten Orgel, die Franz Wenzel Meinl aus Ybbs an der Donau für die Pfarrkirche Perg gebaut hatte (sie wurde 1983 durch ein neues Instrument aus der Werkstatt Helmut Köglers [* 1942] in St. Florian ersetzt), 1863 vermutlich auch in der Wallfahrtskirche Pöstlingberg (Linz), 1869 in der Basilika St. Epvre in Nancy, 1873 in Tulln, 1874 in Langenlois, 1875 in Krems, 1878 in der Wiener Votivkirche und 1884 im Konzertsaal des Rudolfinum in Prag. Dabei hatte er meist gemeinsam mit weiteren Orgelfachleuten festzustellen, ob alle im Offert bzw. im Bauvertrag festgelegten Einzelheiten realisiert worden waren und ob der Klang der einzelnen Register, verschiedener Registerkombinationen und des gesamten Werkes den aktuellen musikalischen Ansprüchen gerecht wurden.

LITERATUR

Orgelbauer rund um Bruckner

Die österreichischen, bayerischen und böhmischen Orgelbauer des 17. und 18. Jahrhunderts – u. a. Ferdinand (Josef) Römer (1656–1723), Christoph Egedacher d. J. (1641–1706), Johann Christoph Egedacher (1666–1747), Johann Ignaz Egedacher (1675–1744), Johann Hencke (1697–1766), dessen Schwiegersohn Anton Pfliegler (1736–1805), Gottfried Sonnholz (1695–1781), Franz Xaver Christoph (Kristoph, 1733–1793), Jan Wimola d. Ä. (1722–1805), Jan Wimola d. J. (1754–1800), Matthias Trötscher (1626–1686), Johann Georg Fux (1651–1738), Johann Konrad Brandenstein (1695–1757), Anton Gartner (1707–1771), (Johann) Franz Fassmann (1697–nach 1760), Nikolaus Rummel d. Ä. (ca. 1708–1794), Franz Lorenz Richter (1722–1785), Johann Jakob Haas († 1782) und Valentin Hochleitner ([1717–1797], Schlierbach) – verwirklichten das Klangideal der süddeutschen Hoch- und Spätbarockorgeln. Ihre Werke waren jedoch zu Bruckners Zeit durch Umbauten und Nachintonationen größtenteils schon soweit verändert worden, dass deren Personalstil für Bruckner kaum mehr präsent war. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühten sich die Orgelbauer in Österreich mit Rücksicht auf die geringen materiellen Mittel für die Kirchenmusik vorwiegend darum, die bestehenden älteren Orgeln mit möglichst geringem Aufwand spielbar zu erhalten; bei diesen Arbeiten waren oft nur handwerkliche Fähigkeiten gefragt. Für viele Orgelbauer war es notwendig, sich der im bürgerlichen Musikleben wachsenden Nachfrage entsprechend auch im Klavierbau zu betätigen. Nur bei wenigen unumgänglichen Neu- oder Umbauten konnten sie auch ihre musikalischen Gestaltungsfähigkeiten zeigen und neue, zeitgemäße Klangkonzepte verwirklichen. Meist stand dem dominierenden Hauptwerk jedoch ein wesentlich schwächer besetztes 2. Manual gegenüber; beide Werke aber hatten einen grundtönigen Gesamtklang mit vielfarbigen Einzelklängen und einem stark reduzierten Obertonaufbau. Als die alten Orgeln in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in größerem Maße irreparabel wurden, gab es etwas mehr Möglichkeiten für den Neubau von Orgeln. Die seit dem Barock innerhalb der europäischen Orgellandschaften erkennbaren landschaftsspezifischen Stileigenheiten verschwanden um die Mitte des 19. Jahrhunderts auch im österreichischen Orgelbau.

Mit Bruckner in Verbindung stehende Orgelbauer waren:

Breinbauer, Familie Johann Nepomuk Kuhn
Carl Friedrich Ferdinand Buckow Johann Lachmayr
Aristide Cavaillé-Coll Friedrich Ladegast
Franz Xaver Chrismann Mauracher, Familie
Freundt, Familie Merklin & Schütze
Gray & Davison Ludwig Mooser
Friedrich Haas Gebrüder Rieger
Anton Hanel Wilhelm Sauer
Hötzl, Familie Walcker, Familie
Ignaz Kober Henry Willis
LITERATUR

Von Bruckner gespielte Orgeln

Die Größe der von Bruckner gespielten Orgeln reicht vom damals vielerorts noch verwendeten tragbaren Prozessionspositiv bis zu den Großorgeln in Kirchen und Konzertsälen. Ihre jeweilige Entstehungszeit weist auf eine große stilistische Vielfalt hin; die ältesten Werke stammen aus dem 17. Jahrhundert (1642 Festorgel der Stiftskirche Klosterneuburg) und die neuesten Werke waren eben fertiggestellt worden. Die Angaben zu diesen Orgeln sind oft ungenau. Die überlieferten Dispositionen entsprechen meist nicht dem von Bruckner vorgefundenen Zustand der Orgeln, da im Zug von Instandsetzungsarbeiten auf Wunsch der Organisten Register ausgetauscht bzw. auch die Intonation der Stimmen den aktuellen Klangvorstellungen entsprechend angepasst wurden, was nicht immer dokumentiert wurde. Die Orgeln entsprachen, als Bruckner sie spielte, meist nicht mehr dem Klangideal der Erbauungszeit, auch wenn wir mit der Angabe der Erbauungszeit einen bestimmten Klangstil verbinden.

Bruckner bevorzugte nicht ausschließlich die neuesten großen Werke. Auch unter den kleinen, älteren Werken fand er Instrumente, die er besonders schätzte und sogar mehrmals aufsuchte. Bruckner wollte, wo immer er hinkam – etwa beim Besuch von Freunden oder im Rahmen eines Ausflugs (Reisen, Urlaube) – in der jeweiligen Kirche die Orgel kennenlernen und spielen. Mit dem negativen Urteil „Werkl“ oder „Kletzentruhe“ verlieh er seinem Ärger über defekte Orgeln Ausdruck.

Zunächst spielte er die Orgel in seinem Geburtsort Ansfelden und bald darauf jene in Hörsching; über beide ist nichts mehr bekannt. Als Sängerknabe in St. Florian spielte er die kleine, von N. Rummel d. Ä. 1747 gebaute Orgel (I/6) in der Marienkapelle und die beiden vom Wiener Hoforgelbauer F. Römer 1691 errichteten Chororgeln. Die Sonntags- bzw. Feiertagsorgel (II/22) auf der Evangelienseite hatte in den 1780er und 1790er Jahren (Änderungen in der Finanzierung führten zu mehreren Vertragsabschlüssen) von Daniel List (ca. 1747–1811) ein neues Klangwerk erhalten. Die Werktags- bzw. Vesperorgel (II/20) auf der Epistelseite wurde mehrmals überarbeitet und 1836–1838 durch den Einbau von Registern aus der von F. X. Chrismann von 1770 bis 1774 erbauten großen Orgel (III/74 auf 59 Zügen) auf der Westempore erweitert. Die Chrismann-Orgel wurde wegen Mängeln an der Traktur und der Windversorgung mehrmals auch durch größere Eingriffe in das Klangwerk verändert. Nach einem tiefgreifenden, aber nicht zum gewünschten Ergebnis führenden Umbau 1836–1838 durch Johann Georg Fischer (1769–1850) wurde sie 1839 von Matthäus Höfer (1789–1852) generalüberholt, der damit das bereits reduzierte Klangwerk wieder zum Klingen bringen konnte. Als Lehrer in St. Florian (1845–1855) wurde Bruckner 1850 auch provisorischer Stiftsorganist und spielte regelmäßig auf der Chrismann-Orgel der Stiftskirche.

Anlässlich eines Besuches spielte Bruckner 1839 in St. Marienkirchen an der Polsenz die von Christian Wilhelm (ca. 1777/78–1857) aus Linz 1820 gebaute Orgel (I/13). Orgelunterricht und Orgelspiel während seiner Ausbildung zum Lehrer an der Normalhauptschule in Linz (1840/41) erfolgten an einer unbekannten Orgel der ehemaligen Minoritenkirche. Als junger Schulgehilfe spielte er in Windhaag bei Freistadt eine kleine Orgel (I/6) von 1769 des Orgelbauers F. L. Richter, die inzwischen auf acht Register erweitert worden war, und in der Pfarrkirche Kronstorf vermutlich noch die Orgel vom Mondseer Orgelmacher J. J. Haas (1772). Zur Zeit seiner Schulgehilfentätigkeit in Kronstorf kam Bruckner mehrmals nach Steyr, wo er auf der 1779 fertiggestellten Chrismann-Orgel (II/26) der Stadtpfarrkirche musizieren durfte. Im Zuge seiner Studien bei Zenetti lernte Bruckner außerdem die 1779/80 von Chrismann errichtete Orgel der Stadtpfarrkirche in Enns kennen (II/16).

Angeblich besuchte er um 1847 und 1864 das Stift Admont und spielte bei diesen Gelegenheiten die dortige, 1781/82 gebaute Chrismann-Orgel (III/42) – 1815 von Peter Hötzl und 1856 von L. Mooser grundlegend renoviert und 1865 bei einem Brand des Stifts zerstört. 1849 spielte Bruckner bei der Aufführung seines Requiems in d-Moll (WAB 39) im Stift Kremsmünster und am Nachmittag gab er dort ein Orgelkonzert. Es war hier damals noch die 1682 von J. Freundt gebaute, inzwischen aber mehrmals veränderte Orgel (II/20) vorhanden. Bei gelegentlichen Treffen mit Adolf Festl lernte er auch die Orgeln der Stiftskirche Wilhering kennen. Die dortige Hauptorgel (II/26), um 1740 errichtet, wird J. I. Egedacher aus Passau zugeschrieben, die Chororgel (I/8), die er besonders schätzte, hatte 1746 Rummel d. Ä. aus Linz gebaut.

Als Dom- und Stadtpfarrorganist in Linz (1855–1868) spielte Bruckner zunächst zwei mangelhafte Orgeln. Die Orgel des Alten Domes, von Chrismann 1760 für die Stiftskirche Engelszell errichtet, war 1789 von Chrismann in den Dom übertragen und erweitert worden. Bis 1855 hatten mehrere Orgelbauer Reparaturen und auch Veränderungen am Klangwerk vorgenommen. Bruckners Klangvorstellungen, weiterentwickelt durch den Unterricht Kattingers an der mittlerweile mehrmals veränderten St. Florianer Chrismann-Orgel, entsprach die Domorgel nicht mehr, weshalb er einige klangliche Veränderungen anregte, für deren Realisierung er den bewährten Orgelbauer J. Breinbauer vorschlug. In den Jahren 1856–1867 wurde die Domorgel von Breinbauer in kleinen Schritten zu einem von Bruckner neu konzipierten Werk (III/31) umgebaut. An der Orgel der Stadtpfarrkirche (II/36), 1852 von L. Mooser gebaut, stellte Bruckner schwerwiegende Mängel an Mechanik, Windversorgung und Intonation fest. A. Hanel behob 1859 zumindest die störendsten Fehler.

Im Rahmen seiner Studien bei Sechter absolvierte Bruckner am 12.7.1858 eine Orgelprüfung auf der erst kurz zuvor eingeweihten neuen Orgel (III/34) Buckows in der Wiener Piaristenkirche; auch seine praktische Prüfung durch eine Kommission des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien am 21.11.1861 fand an dieser Orgel statt. Bereits auf der vorherigen, 1843 von Joseph Loyp (1801–1876) errichteten Orgel (II/27) der Piaristenkirche hatte Bruckner am 9.10.1854 eine Orgelprüfung vor Assmayr abgelegt. Zur Hochzeit seiner Schwester Rosalia mit Johann Nepomuk Hueber spielte er 1855 in der Stadtpfarrkirche Vöcklabruck. Die alte, störungsanfällige Orgel bezeichnete Bruckner wegen ihrer Gebrechen als „Kletzentruhe“. Erst 1878 wurde sie von J. N. C. Mauracher durch ein neues Instrument (II/14) ersetzt, welches Bruckner bei seinen Besuchen in den Folgejahren spielte. Als Bruckner im September 1856 mit der Linzer Liedertafel „Frohsinn“ zur Mozart-Zentenarfeier nach Salzburg reiste, spielte er dort die 1705 von J. C. Egedacher gebaute und 1842–1845 von L. Mooser umgebaute Domorgel (III/60). Bei dieser Gelegenheit kam es auch zu einem Orgelwettspiel mit R. Führer. Auf dem Rückweg von Salzburg (1856) spielte Bruckner in der Stadtpfarrkirche Burghausen die 1854 von Joseph Philipp Frosch (ca. 1810–1869) aus München gebaute Orgel (II/20). Im September 1863 spielte er in der katholischen Pfarrkirche Bad Goisern ein 1839 erbautes Werk (I/9) von S. A. Hötzl und in der evangelischen Pfarrkirche ein unbekanntes Werk eines fränkischen Meisters aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Im selben Jahr kollaudierte er in der Pfarrkirche Perg die Orgel (I/14) F. W. Meinls und jene Hanels in der Wallfahrtskirche am Pöstlingberg bei Linz. Ebenfalls 1863 sowie 1864 spielte Bruckner in der Stadtpfarrkirche in Bad Ischl beim Kaiseramt die Orgel (II/17), die 1824 von P. und S. A. Hötzl gebaut worden war und von Bruckner im aktuellen Zustand als „leidend“ (Briefe I, 641010/2) bezeichnet wurde. 1864 spielte er in der katholischen Pfarrkirche Attersee die von Karl Reppe (1836–1896) aus Ried im Innkreis gebaute Orgel, die er besonders lobte. Als er sich 1867 und 1868 in Bad Kreuzen aufhielt, spielte er möglicherweise in der dortigen Pfarrkirche die von J. Breinbauer 1848 gebaute Orgel (I/10), obgleich ihm in der aktuellen Krise das Musizieren streng verboten worden war.

1868 ging Bruckner nach Wien und wurde am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Professor für Orgelspiel sowie für Harmonielehre und Kontrapunkt. Im selben Jahr wurde er auch exspektierender Hoforganist und wirkte in dieser Funktion bis 1892 an der 1862 von Buckow erbauten Orgel (II/16) in der Wiener Hofburgkapelle. Den Orgelunterricht am Konservatorium erteilte Bruckner anfangs am Klavier. Vorübergehend wurde ein Pedalharmonium angemietet. Teilweise konnte der Orgelunterricht in der evangelischen Pfarrkirche in der Dorotheergasse abgehalten werden. Deren Orgel (II/20) war 1808 von Jakob Deutschmann (1795–1853) gebaut, 1813 aber von Abbé Georg Joseph Vogler (1749–1814) im Sinne der von ihm entwickelten und angewandten Simplifizierung umgebaut worden. 1821 waren Voglers Änderungen wieder entfernt worden. 1872 wurde im kleinen Saal des neu errichteten Musikvereinsgebäudes die vom Kaiser Franz Joseph I. geschenkte Orgel des aufgelassenen Kärntnertortheaters nach einem Umbau (II/10) durch Peter Titz (1823–1873) aus Wien aufgestellt und als Unterrichtsorgel verwendet.

Als Hoforganist wirkte Bruckner bei besonderen Anlässen auch in der Hofpfarrkirche St. Augustin mit. Am 16.6.1872 brachte er dort seine Messe in f-Moll zur Uraufführung und spielte abschließend eine Orgelimprovisation. Die Orgel (II/24) der ehemaligen Schwarzspanierkirche (9. Bezirk, Wien) von Johann Hencke (1697–1766) war in die Augustinerkirche übertragen und 1820 durch J. Deutschmann umgebaut worden. Unter Leopold Eders Leitung spielte Bruckner zwischen 1871 und 1891 zu besonderen Anlässen auch in der Alservorstadt-Pfarrkirche zur Hl. Dreifaltigkeit (Minoritenkirche, 8. Bezirk, Wien), deren Orgel vermutlich von Hencke stammte und 1827 von Christoph Erler (1783–1854) umgebaut worden war. Dasselbe ist von der Pfarrkirche St. Gertrud in Währing (18. Bezirk, Wien) zwischen 1870 und 1873 bekannt. Die dortige Orgel (II/15) war 1794 von Johann Wimola d. J. (1754–1800) gebaut und vermutlich schon verändert worden, noch bevor Bruckner sie spielte. 1871 spielte er in der Kirche Maria am Gestade (1. Bezirk, Wien) die 1821 von Friedrich Deutschmann (1768–1826) gebaute Orgel, ebenso die Orgel (I/12) von Carl Hesse (1808–1882) in der Kapelle der Bürgerversorgungsanstalt in der Währingerstraße (9. Bezirk, Wien). Zu bestimmten Anlässen war die Hofkapelle auch im Wiener Dom St. Stephan tätig, dessen Hauptorgel (III/90) 1886 von der Firma E. F. Walcker & Cie. als op. 434 neu gebaut wurde. Bruckner wirkte bei der Kollaudierung und den Einweihungskonzerten mit. Die Chororgel (II/16) im Mittelschiff war ein Werk der Firma Gebrüder Rieger aus Jägerndorf (1886, op. 170).

Ende September 1863, im März 1885 und im April 1886 spielte Bruckner anlässlich der Aufführung seiner Werke in München im Odeon die um 1864/65 vom Münchener Orgelbauer Frosch gebaute Orgel (II/18). 1880 wurde diese durch ein neues Werk (II/20) vom Münchener Franz Borgias Maerz (1848–1910) ersetzt. In der Nähe Münchens in Fürstenfeldbruck spielte Bruckner die von Johann Fux (1670–1738) aus Donauwörth 1736 gebaute Orgel (II/25) der ehemaligen Zisterzienserklosterkirche Fürstenfeld.

1869 wurde Bruckner zur Kollaudierung und zu den Einweihungskonzerten der von Merklin & Schütze gebauten Orgel (III/45) der Basilika St. Epvre, auf der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet, nach Nancy eingeladen. Dort führte ihm ein Vertreter der Orgelbaufirma von Aristide Cavaillé-Coll auch die 1861 von derselben restaurierte Orgel der Kathedrale (IV/63) vor. Anschließend folgte Bruckner einer Einladung von Merklin & Schütze nach Paris. Dort führte er nicht nur einige in der Montagehalle von Merklin & Schütze soeben erst aufgebaute Orgeln vor geladenem Publikum vor, sondern spielte auch auf den erst kürzlich von der Firma Cavaillé-Coll errichteten Orgeln von Notre Dame (1868, V/85), Église de la Sante Trinité (1868, III/46) und vermutlich auch jener von Saint Sulpice (1861, V/99). Auf der Rückreise gab Bruckner in der Stadtpfarrkirche Wels ein Orgelkonzert; 1881 spielte er hier noch einmal. Die ursprünglich anonyme Orgel wurde 1838 vom Welser Orgelbauer Georg Heinig (Mitte 19. Jahrhundert) und 1878 von Franz Sales Ehrlich (1835–1883) aus Braunau umgebaut (II/18). Im Sommer 1869, um 1880 und 1884 spielte Bruckner in der Stadtpfarrkirche Schwanenstadt eine 1786 von Josef Steiner aus Wels gebaute und von K. Reppe nach 1850 etwas veränderte Orgel (I/11). Ebenfalls 1869 spielte er in der Stiftskirche Schlierbach Hochleitners Orgel (II/24) von 1764. Zwischen 1869 und 1894 war Bruckner zu großen Festtagen jährlich Gast im Stift Klosterneuburg. Hier spielte er die von J. Freundt aus Passau von 1636 bis 1642 gebaute Festorgel (III/35), die im Lauf der Zeit von Franz Rose, Hencke, J. G. Fischer und anderen verändert worden war. Die Chororgel (II/16), von Anton Pfliegler 1780 auf der rechten Seitenempore oberhalb des Chorgestühls gebaut, spielte Bruckner zur Vesper. Im Spätherbst 1869, 1870 und 1891 spielte Bruckner in der Salzburger Kollegienkirche (Universitätskirche) die 1866–1868 von Matthäus Mauracher d. Ä. gebaute Orgel (III/32). Nach der Aufführung seiner Messe in d-Moll im Salzburger Dom am 11.9.1870 spielte er am folgenden Tag die Domorgel.

Auf seiner Reise nach London im Sommer 1871 bestritt Bruckner etwa ein Dutzend Konzerte auf Großorgeln, die auf dem aktuellsten Stand des Orgelbaues waren. In der Royal Albert Hall wirkte er im Rahmen von sechs Konzerten an der Erprobung der eben erst fertiggestellten Orgel (IV/110) von Willis mit, die damals zu den größten der Welt zählte. Danach spielte er bei mehreren Konzerten im Crystal Palace auf dessen von Gray & Davison 1857 gebauter und 1871 erweiterter Orgel (IV/65).

1869 war Bruckner als Orgellehrer des Konservatoriums im Komitee zur Konzeption der Konzertorgel für den Musikvereinssaal, wozu einige renommierte Orgelbauunternehmen zur Offertlegung eingeladen waren. F. Ladegast vollendete 1872 die Orgel (III/52), bei deren Kollaudierung Bruckner mitwirkte. Sie war mit mechanischer Spiel- und Registertraktur, Schleifladen für die Manuale und Kegelladen für das Pedal mit teilweiser Verwendung von Barkermaschinen gebaut. Als Spielhilfen hatte sie mehrere Kollektivzüge und freie Kombinationen. 1874 ergänzte Ladegast noch vier weitere Register. Bruckner spielte beim Einweihungskonzert am 15.11.1872 und in den folgenden Jahren dieses Werk, das auf Wunsch L. A. Zellners von Ladegast mehrmals durch experimentelle Neuerungen, die ausschließlich in dieser Orgel eingebaut wurden, vervollkommnet werden sollte. Zellner selbst realisierte technische Experimente an diesem Werk, sodass dieses um 1890 wegen Kompliziertheit weitgehend unspielbar geworden war.

Während seiner Kur in Marienbad im August 1873 spielte Bruckner in der dortigen Pfarrkirche die 1848 von Ferdinand Guth aus Tschistay (Čistá/CZ) gebaute Orgel (II/16). In Karlsbad spielte er eine Orgel (II/16), die um 1750 ein anonymer Meister aus Elbogen (Loket/CZ) gebaut hatte (Göll.-A. 4/1, S. 230).

Im Mai 1873 spielte Bruckner „die von Steinmeyer in Oettingen gebaute, für die neue Kirche in der Brigittenau bestimmte Orgel“ (Fremden-Blatt 28.5.1873, S. 12). Die 1847 von Georg Friedrich Steinmeyer (1819–1901) gegründete Orgelbaufirma errichtete diese Orgel (II/P/21) für die Weltausstellung Wien 1873, anschließend wurde sie in die Pfarrkirche St. Brigitta (20. Bezirk, Wien) übertragen.

Ab 1873 kollaudierte Bruckner drei von J. N. C. Mauracher gebaute Orgeln: 1873 in der Stadtpfarrkirche Tulln (II/26), 1874 in der Pfarrkirche Langenlois (II/18) und 1875 in der Stadtpfarrkirche Krems (II/34). 1873–1875 baute M. Mauracher d. Ä. die große Orgel in der Stiftskirche St. Florian (IV/78) als damals größte Orgel Österreichs unter Verwendung von Pfeifenmaterial der Chrismann-Orgel nach neuem Klangkonzept vollkommen um. Bruckner wirkte bei den Einweihungsfeierlichkeiten mit und spielte auch bei vielen folgenden Aufenthalten in St. Florian auf dieser Orgel.

Schon seit 1849, besonders oft ab 1880, besuchte Bruckner wiederholt das Stift Kremsmünster und spielte bei diesen Gelegenheiten im Rahmen von Konzerten und Hochämtern häufig die Orgel. Die Freundt-Orgel wurde 1854–1858 durch ein Werk (II/42) von L. Mooser ersetzt, das aufgrund von Mängeln allerdings schon 1876–1878 von M. Mauracher d. Ä. erheblich umgebaut werden musste. Beim Festgottesdienst des Stiftsjubiläums am 18.8.1877 konnte Bruckner nur zwei spielbare Manuale benützen; 1878 wurde der Orgelumbau (IV/60) abgeschlossen. Zwischen 1883 und 1892 gab er hier mehrmals Orgelkonzerte. Bei einem Ausflug nach Wartberg an der Krems spielte er die von S. A. Hötzl 1853 gebaute Orgel (I/ca. 7).

Bei seinen mehrwöchigen Sommeraufenthalten in Steyr in den Jahren 1874–1894 spielte er bei Hochämtern und Konzerten auf der Chrismann-Orgel der Stadtpfarrkirche. Bis zu einem auf Empfehlung Bruckners erfolgten grundlegenden Umbau durch J. Mauracher in den Jahren 1893–1895 mit pneumatischer Spiel- und Registertraktur (II/34) blieb diese im Wesentlichen – für 1824 ist die „Reparation und Stimmung“ (Partsch, S. 86) durch S. A. Hötzl belegt – in ihrer ursprünglichen Form bestehen. Bruckner bezeichnete sie lange als seine „Lieblingsorgel“ (Partsch, S. 86). In Waidhofen an der Ybbs spielte er zwischen 1876 und 1880 in der Stadtpfarrkirche die von J. I. Egedacher aus Passau 1732 gebaute Orgel (II/20). In den 1870er Jahren besuchte Bruckner mehrmals die Familie Weißgärber in Kirchdorf an der Krems, wo er mehrwöchige Sommeraufenthalte verbrachte und in der Pfarrkirche die 1828/29 von S. A. Hötzl gebaute Orgel (I/12) sowie die Orgel in der kleinen Pfarrkirche in Steyrling spielte. 1878 kollaudierte er in Wien die von E. F. Walcker & Cie. aus Ludwigsburg gebaute Orgel der Votivkirche (III/61; 9. Bezirk, Wien). Deren pneumatische Traktur, damals eine Novität, wurde wegen der wesentlich leichteren Spielbarkeit von Bruckner sehr geschätzt. 1883 ist auch ein Konzert an dieser Orgel erwähnt.

Während seiner Reise in die Schweiz 1880 (Schweizerreise) spielte Bruckner im Großmünster Zürich die 1876 von Johann Nepomuk Kuhn (1827–1888) mit Kegelladen und teilweise mit Barkerhebeln ausgestattete Orgel (III/54). In Genf besuchte Bruckner am 4.9.1880 ein Orgelkonzert von Anton Häring (1825–1888) in der Kathedrale St. Pierre und spielte am darauffolgenden Tag selbst auf der 1866 von Merklin & Schütze (III/66) erbauten Orgel. In Fribourg im Üechtland hörte er am 7.9.1880 in St. Nikolaus ein Konzert von Eduard Vogt (1847–1911) auf der 1824–1834 von Aloys Mooser (1770–1839) erbauten und nach mehreren Veränderungen zuletzt 1872 von Merklin & Schütze umgebauten Orgel (IV/63) und spielte anschließend selbst darauf. Im Münster von Bern spielte er die von Friedrich Haas (1811–1886) 1849–1851 umgebaute Orgel (IV/60). Die Große Hoforgel der Luzerner Stiftskirche St. Leodegar, die Bruckner am 8.9.1880 spielte, war 1640 von Johann Geisler aus Salzburg errichtet (III/48) und 1858–1862 von F. Haas auf IV/70 mit Echowerk auf dem Dachboden mit der weltweit einzigartigen Regenmaschine erweitert worden. Bruckner spielte bei dieser Reise (6.9.1880) vermutlich auch in Lausanne im Beisein des dortigen Organisten Louis Daniel Delessert auf der von Samson Scherrer (1698–1780) erbauten Orgel in der Kathedrale Notre Dame; sie wurde 1767 und 1800 (Orgelbauer unbekannt) sowie 1821–1824 von Joseph Mooser (1794–1876) unter Mithilfe seines Vaters Aloys Mooser (IV/45) und abermals 1866 durch Merklin & Schütze umfassend erneuert (III/66; vgl. Bruckner. Musik und Leben, S. 202f.; Mitterschiffthaler 2011–2014, S. 210).

In den 1880er Jahren spielte Bruckner in Bayreuth in der evangelischen Stadtkirche die Orgel, die 1654 Matthias Trötzscher (1626–1686) aus Kulmbach gebaut und 1845 Ludwig Weineck (1809–1884) aus Bayreuth umgebaut hatte (II/29). Anfang August 1886 spielte er zur Totenmesse für F. Liszt in der katholischen Schlosskirche die von Weineck 1870 gebaute Orgel (II/16). Bei einem Ausflug nach Eger und Waldsassen spielte er angeblich in der dortigen Klosterkirche die 1738 von Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) aus Stadtamhof (heute Regensburg) erneuerte Orgel (II/37), die 1862 von Weineck und Augustin Bittner (1817–1879) aus Nürnberg umgebaut worden war (II/32).

Anfang der 1880er Jahre lernte Bruckner in Wilhering vermutlich auch die neue, von L. Breinbauer 1883 gebaute Hauptorgel kennen.

Im April 1884 kollaudierte er die von W. Sauer aus Frankfurt an der Oder gebaute Orgel (III/50) im Konzertsaal des Rudolfinums in Prag. Weiters spielte er im Veitsdom die 1763 von Anton Gartner (1721–1771) aus Tachau (Tachov/CZ) gebaute Orgel (III/40) und die nach einem Konzept des Chorherren Johann Lohelius Oelschlegel (1724–1788) in der Stiftskirche Strahov gebaute Orgel (III/53). Anlässlich der Uraufführung seiner Siebenten Symphonie am 30.12.1884 in Leipzig konnte Bruckner auch die im Gewandhaus von E. F. Walcker & Cie. eben fertiggestellte, große Konzertorgel (III/54) spielen. Deren technische Ausstattung stellte den Übergang von rein mechanischen zu mechanisch-pneumatisch kombinierten Trakturen unter Verwendung der Barkerhebel dar.

1885 spielte Bruckner eine in Wien ausgestellte, für die Pfarrkirche in Mährisch Aussee (Úsov/CZ) bestimmte Orgel (II/13) von Wilhelm Brauner (19. Jahrhundert) aus Mährisch-Neustadt (Uničov/CZ). 1887 spielte er im Neuen Dom in Linz zur Weihe der Orgel (II/34) von Johann Lachmayr (1850–1915) aus Linz. In den Jahren 1888 und 1889 sowie 1890 bei der Hochzeit von Erzherzogin Marie Valerie mit Erzherzog Franz Salvator (1866–1939) spielte er in der Stadtpfarrkirche Bad Ischl die 1888 von Johann (1847–1900) und Matthäus Mauracher d. J. gebaute Orgel (III/33). 1888 spielte er die von der Pfarre Stockerau in Auftrag gegebene und in der gewerblichen Industrieausstellung in der Wiener Rotunde aufgestellte Orgel (II/25) von Johann Marcell Kauffmann (1849–1906) aus Wien. Im selben Jahr stellte ihm angeblich die Firma Gebrüder Rieger eine Zimmerorgel zur Verfügung. Sein Spiel auf einer der auf der Internationalen Ausstellung für Musik- und Theaterwesen (1892) präsentierten Orgeln ist nicht ausreichend bezeugt. 1893 spielte Bruckner bei der Trauung von Carl Almeroth und Elisabeth Praherstorfer die schon genannte Orgel in der evangelischen Pfarrkirche in der Dorotheergasse.

LITERATUR

ERWIN HORN, KARL MITTERSCHIFFTHALER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 7.9.2020

Medien

Kategorien

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft