Mariazell
Stadt (seit 1948), in den steirischen Kalkalpen gelegen; seit Ende des 14. Jahrhunderts bedeutendster Wallfahrtsort Mitteleuropas, Basilika mit Gnadenaltar und Holzstatue aus dem 12. Jahrhundert. Um 1870: ca. 1.200, 2019: ca. 3.700 EW.
Bruckner besuchte in Mariazell Lorenz (eigentl. Laurentius Josephus) Ritter (* 28.3.1864 Mariazell, † 1941 [Ort?]), der 1879–1883 bei ihm Orgelspiel und Komposition am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien studiert hatte (Schülerinnen und Schüler). Aus dem Kontrapunktunterricht hat sich eine Mitschrift Ritters in Privatbesitz erhalten. Später wurde er Organist und Kapellmeister in Weißbrunn (Veszprem/H).
Bruckner musizierte während seines Aufenthalts (das Jahr ist nicht bekannt) im Hause Ritter und wohnte gegenüber im Gasthof „Zu den drei Hasen“. Die Familie Ritter besitzt heute noch den ovalen Tisch, an dem Bruckner seine Jause eingenommen haben soll.
1954 wurde im Stiegenhaus des 1. Stocks des Hauses Wienerstraße 16 eine Gedenktafel angebracht: „In diesem Hause weilte einst Anton Bruckner als Gast.“ Sicherlich besuchte der Komponist auch die Basilika und spielte dort vielleicht auch die Orgel.
Literatur
- Gabriel Adriany (Hg.), Die Geschichte der Musik der Kathedralkirche von Veszprem. München 1985 [ungarisch]
- Albert P. Ritter, Anton Bruckner und Mariazell, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 30 (Juni 1988), S. 10f.
- Gerhard Baumgartner, Aus dem Kontrapunktunterricht bei Anton Bruckner. Eine Mitschrift von Lorenz Ritter, in: Bruckners Wiener JahreRenate Grasberger/Elisabeth Maier/Erich Wolfgang Partsch (Hg.), Anton Bruckners Wiener Jahre. Analysen – Fakten – Perspektiven (Wiener Bruckner-Studien 1). Wien 2009, S. 31–36
- Ingrid Schubert, Art. „Mariazell“, in: www.musiklexikon.ac.at [17.8.2020]
- Taufbuch 1862–1871 der Pfarre Mariazell, fol. 89
- Trauungsbuch 1886–1897 der Pfarre Mariazell, fol. 101