Symphonie-Entwurf in d‑Moll (WAB add 244)

Entwurf zur Einleitung und erste Themengruppe einer Symphonie in d‑Moll

EZ: 7.1.1863
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.44706, Kitzler-Studienbuch)
ED: s. NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet)
NGA: Band XXV (Paul Hawkshaw/Erich Wolfgang Partsch, 2014; Faksimile)

Auf S. 303–306 des Kitzler-Studienbuches finden sich jeweils im Klaviersystem notierte Ideen bzw. Motive für eine Symphonie in d‑Moll. Bruckner begann mit einer langsamen Einleitung („Ada[gi]o“), die von anfangs abwärts gerichteten Oktavsprüngen über einen chromatischen Durchgang in Viertelnoten bis hin zu einer synkopierten Melodielinie eine Steigerung erfährt. In der Begleitstimme findet sich teilweise ein bezifferter Bass. Die Synkopen wechseln sechs Takte vor dem Abbruch dieser Einleitung von der rechten in die linke Hand.

Es folgen zwölf Takte eines „Allegro“ mit einer im Verlauf sequenzierten Pendelbewegung in Achtelnoten, wobei die letzte Note dieses kurzen Motivs in Form einer Sechzehntelnote einen agitierten Charakter evoziert; die Beruhigung tritt in den letzten vier Takten ein. Der Auftakt und Bruckners Angabe „etc“ deuten die Wiederholung dieses Abschnittes an. Auch hier verwendete Bruckner an wenigen Stellen die Generalbassziffern.

Auf S. 304ff. des Kitzler-Studienbuches werden 14 „Motive“ vorgestellt, wobei nur das erste Motiv eine Tempobezeichnung („Allegro assai“) führt und dynamische Anweisungen nur selten vorgeschrieben wurden. Schon auf den ersten Blick sind einige der auf S. 303 vorgestellten Themen erkennbar. Beispielsweise beginnt das erste Motiv mit dem abwärts gerichteten Oktavsprung und greift mit der rechten Hand das agitierte Pendelmotiv in Achtelnoten und abschließender Sechzehntelnote auf. Synkopen verwendete Bruckner im Motiv VI. Zwei Motive (V, XI) sind im Alla breve notiert, wobei Nr. V in der rechten Hand eine kreisende Bewegung in Viertelnoten vorstellt, der Notentext von Nr. XI hingegen eindeutig einen Marsch abbildet. Der punktierte Marschrhythmus findet sich außerdem in den Motiven Nr. III, IV, IX und XII. Zwar fehlt im Motiv XIII der punktierte Rhythmus, doch notierte Bruckner neben diesen Entwurf mit einem in Sekunden fortschreitenden Auftakt in Achtel-Triolen und anschließenden Viertelnoten „mehr Marsch“. Die Motive VIII (in a‑Moll) und X sind von tänzelndem Charakter. Als Abschluss der Symphonie schien für Bruckner das Motiv Nr. VII geeignet („mehr Finale“).

Literatur

ANDREA SINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.11.2019

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Quellen (Werkverzeichnis)

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft