Aennchen von Tharau (WAB add 263) „Aennchen von Tharau ists die mir gefällt“
Lied für Singstimme und Klavier in C‑Dur
Text: | Simon Dach (1605–1659) |
EZ: | ca. 1850/51 in St. Florian |
W: | Aloisia Bogner („[…] für Fräulein Luise Bogner“) |
Aut.: | OÖ. Landesmuseum (Mus.HS.518) |
ED: | Klaus Petermayr, Lieder für Luise Bogner. Eine Volksliedersammlung Anton Bruckners (Oberösterreichische Schriften zur Volksmusik 16), Linz 2015 (Faksimile) |
Die Komposition findet sich in einer erst 2015 wiederaufgefundenen, Aloisia Bogner gewidmeten Liedersammlung Bruckners. Von den vier darin enthaltenen Gesängen stellt Der Mondabend die einzige Eigenschöpfung Bruckners dar.
Der Text Aennchen von Tharau wurde erstmals durch Heinrich Albert (1604–1651) vertont. Die von Johann Gottfried Herder (1744–1803) ins Hochdeutsche übersetzte Textfassung wurde von Friedrich Silcher (1789–1860) als Männerchor vertont und in XII Volkslieder, gesammelt und für vier Männerstimmen gesetzt (Tübingen 1827) publiziert. Silchers Komposition wurde – von F‑Dur nach C‑Dur transponiert –auch in die Sammlung Musikalischer Hausschatz der Deutschen (Leipzig 1842) von Gottfried Wilhelm Fink (1783–1846) aufgenommen.
Auch wenn Bruckners Bearbeitung von Silchers Männerchor wie bei Fink in C‑Dur steht, scheint ihm die Originalkomposition aus XII Volkslieder als Vorlage gedient zu haben. Dafür spricht, dass der Gesangstext bei Bruckner mit der Textvariante aus XII Volkslieder übereinstimmt und Bruckner wie dort die Wiederholung der ersten acht Takte ausschrieb statt wie Fink ein Wiederholungszeichen zu verwenden. Außerdem ist im Stift St Florian, auf dessen Notensammlung Bruckner in jenen Jahren im Regelfall zurückgriff, laut derzeitigem Wissenstand nur eine um 1880 entstandene Abschrift der 2. Tenorstimme aus XII Volkslieder (Stift St. Florian, Archiv, XI/25) erhalten, für die es vermutlich eine ältere Vorlage gab.
In seiner Bearbeitung übernahm Bruckner die 1. Tenorstimme und fügte dieser eine Klavierbegleitung hinzu. Bei der Klavierbegleitung lehnte er sich nicht an die Chorstimmen der Vorlage an, sondern setzte sie akkordisch, als einfache Harmonisierung der Melodie und mit einfacher Rhythmik (3/4- Takt mit meistens Halbe–Viertel).
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 2/1, S. 38f.
- Klaus Petermayr, Lieder für Luise Bogner. Eine Volksliedersammlung Anton Bruckners (Oberösterreichische Schriften zur Volksmusik 16). Linz 2015, bes. S. 20ff.