Roschdestwenski (Roždestvenskij), Gennadi (Gennadij) N.

* 4.5.1931 Moskau/UdSSR, † 16.6.2018 Moskau/RUS. Dirigent.

Am Konservatorium in Moskau studierte er Dirigieren bei seinem Vater Nikolaj Anossow (1900–1962) und Klavier bei Lew Oborin (1907–1974). Er feierte sein Debüt als Dirigent 1951 am Bolschoi-Theater mit Pjotr Iljitsch Tschaikowskis (1840–1893) Der Nussknacker, wo er bis 1961 Assistent war. Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Radiosymphonieorchesters der UdSSR (1961–1974), Chefdirigent des Bolschoi-Theaters (1964–1970), Gründungsmitglied der Moskauer Kammeroper 1971, künstlerischer Leiter des Stockholmer Kungliga Filharmoniska Orkestern (1974–1978 und 1991–1995), Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra (1978–1981), Musikdirektor der Wiener Symphoniker (1981–1983) und des Staatlichen Symphonieorchesters des Kulturministeriums der UdSSR (1982–1991); zahlreiche internationale Gastspiele mit renommierten Orchestern und Auszeichnungen. Roschdestwenski, ein vielseitiger, hoch gebildeter Dirigent mit enormen Repertoirekenntnissen, hat sich mit seiner Vorliebe für Komponisten des 20. Jahrhunderts und seinem großen Einsatz für unbekannte Werke als „Kolumbus der Musik“ in der russischen Musikwelt profiliert (zahlreiche Uraufführungen und Einspielungen, u. a. Werke von Sergei Prokofjew [1891–1953]; Widmungsträger von Werken von Sofia Gubaidulina [* 1931] oder Alfred Schnittke [1934–1998], Aufführungen jüngerer Komponisten).

Auch als Bruckner-Dirigent erwarb sich Roschdestwenski große Verdienste: er spielte erstmalig in seiner Heimat sämtliche Symphonien Bruckners inklusive der Symphonie in d-Moll („Annullierte“) ein. Mit analytischer Deutlichkeit, Spontaneität, seiner reduzierten Gestikulation beim Dirigieren und dennoch großer Impulsivität im Ausdruck leitete er kraftvolle, ausgewogene Interpretationen, die ihn nicht nur in Russland große Anerkennung einbrachten.

Schriften

• Die Schlagtechnik des Dirigenten. Leningrad 1974
• Gedanken zur Musik. Moskau 1975

Literatur

• Günter Moseler, Art. „Roždestvenskij, Gennadij Nikolaevič“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 14 (2005), Sp. 568f.
• I.M. Yampol’sky/R, Art. „Rozhdestvensky, Gennady (Nikolayevich)“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 21 (2001), S. 826
• ABCD [Rozhdestvensky, Rozdestvenskij]
• www.abruckner.com [3.12.2018]