Symphonien

Bruckner komponierte elf Symphonien:

Symphonie in f‑Moll („Studiensymphonie“)
Symphonie in d‑Moll („Annullierte“)
Erste Symphonie
Zweite Symphonie
Dritte Symphonie
Vierte Symphonie
Fünfte Symphonie
Sechste Symphonie
Siebente Symphonie
Achte Symphonie
Neunte Symphonie

Seine früheste, die Symphonie in f‑Moll, datiert aus dem Winter und Frühjahr 1863, also gegen Ende seiner Studien in Harmonie‑ und Formenlehre bei Otto Kitzler. An diesem Genre arbeitete er bis zu seinem Lebensende; die Neunte Symphonie blieb durch seinen Tod 1896 unvollendet. Nach seiner Übersiedlung nach Wien im Jahr 1868 konzentrierte sich Bruckners kompositorisches Schaffen, mit Ausnahme des Streichquintetts in F‑Dur, des Te Deum, Helgoland und einiger kleinerer Werke sowie Revisionen der Messen, ausschließlich auf die Symphonien. Nirgends ist sein Hang, seine Werke umzuarbeiten, mehr evident als in diesen Kompositionen. Die Erste, Zweite, Dritte, Vierte, Fünfte und Achte Symphonie existieren in mehr als einer Fassung.

Zeit seines Schaffens folgte Bruckner der Tradition des klassischen viersätzigen Vorbilds von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven (Einflüsse und Vorbilder). In zwei Fällen – der Achten und der Neunten Symphonie – steht das Scherzo wie in Beethovens Neunter Symphonie vor dem Adagio. Bruckner erwog diese Reihenfolge auch für die Zweite Symphonie, entschied sich aber letztlich dagegen. Die Außensätze sind in Sonatenform, welche terminologisch, wie in Johann Christian Lobes (1797–1881) Lehrbuch der musikalischen Composition (Leipzig 1850) beschrieben, zwei Abteilungen aufweist. Der 1. Teil ist die Exposition, die aus drei gesonderten Themen besteht, mit einer Verbindung zwischen dem 1. und dem 2. Thema – so etwa eine „Themengruppe“, eine „Übergangsgruppe“ oder Brücke, eine kontrastierende „Gesangsgruppe“ und eine „Schlussgruppe“. Bei der starken Betonung der erweiterten „Gesangsgruppe“ in einer anderen Tonart hatte sich Bruckner möglicherweise Beispiele des späten Franz Schubert als Vorbild genommen. Der 2. Teil des Sonatensatzes beginnt mit der Entwicklung der „Mittelsatzgruppe“. Er identifiziert die Wiederholung nicht als separate Abteilung und endet üblicherweise mit einer entscheidenden Coda in der Tonika.

Bruckners langsame Sätze sind am berühmtesten und beinhalten den spirituellen Kern seiner Symphonien. Während der Entstehung der Zweiten Symphonie entwickelte er die fünfteilige Form A‑B‑A‘‑B‘‑A‘‘ seiner künftigen Adagios. Der dritte, vierte und fünfte Abschnitt des Satzes sind Variationen der ersten beiden Abschnitte und der fünfte kulminiert in einem außerordentlichen Höhepunkt, bevor er in der Tonika ruhig ausklingt. Bruckners oberösterreichische Wurzeln sind in den Ländler-ähnlichen Trios seiner Scherzi am deutlichsten spürbar.

In der Orchestrierung (Orchester und Instrumente zur Zeit Bruckners) folgt Bruckner dem Wagner‘schen Klang, obwohl er nicht annähernd so wagnerisch ist, wie die Herausgeber seiner ersten Veröffentlichungen ihn scheinen lassen wollten. In seinen frühen Symphonien tendierte er mehr zu einer Orchestrierung im Beethoven‘schen Sinne: doppelte Holzbläser, vier Hörner, zwei Trompeten, drei Posaunen, Pauken und Streicher. In seiner Dritten begann er zusätzliche Trompeten und in der Vierten eine Tuba zu verwenden. Ab seiner Siebenten expandierten die Holzblasinstrumente, vier Wagner-Tuben wurden hinzugefügt und die Hörner auf fünf bis acht verdoppelt. Auf Anraten von Ferdinand Löwe und Josef Schalk kam im Adagio der Siebenten Schlagwerk (Becken und Triangel) hinzu. Beide Instrumente kehren in der Achten wieder.

Alle Symphonien Bruckners beinhalten eine komplexe motivische Entwicklung, chromatische Harmonien und eine anspruchsvolle kontrapunktische Textur.

Sie fallen zur Gänze in den Bereich der absoluten Musik. Bruckner war verantwortlich für die Bezeichnung „Romantische“ für die Vierte Symphonie und äußerte eine Reihe außermusikalischer Assoziationen zur Achten, obwohl J. Schalk und nicht Bruckner für das extensive Programm verantwortlich war, das zur Uraufführung im Jahr 1892 gedruckt wurde. Eine Reihe seiner Symphonien in verschiedenen Fassungen beinhalten Zitate Richard Wagners oder seiner eigenen Werke (siehe auch Semantik). Die Zitate aus seinen Messen, die choralähnlichen Passagen (Choral), die in seinen Symphonien häufig vorkommen, der Ausdruck des Erhabenen, der speziell seinen Adagios oft zugeschrieben wird, sowie sein tiefer Glaube (Persönlichkeit) haben Bruckner die Bezeichnung Der Musikant Gottes eingebracht.

Literatur

PAUL HAWKSHAW

(Übersetzung: Andrea Partsch)

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 27.11.2019

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