Bibelkenntnis Bruckners

Die von Bruckner benützte Bibelübersetzung stammte von Joseph Franz von Allioli (* 10.8.1793 Sulzbach, Bayern/D, † 22.5.1873 Augsburg, Bayern/D) und war die erste deutschsprachige Bibelübersetzung mit päpstlicher Approbation. Sie erschien zwischen 1830 und 1834 in sechs Bänden und basierte auf der lateinischen Vulgata (die auf die Übersetzungsarbeit des hl. Hieronymus zurückgeht).

Alliolis Bibelübersetzung war die in den deutschsprachigen Gebieten vorrangig benützte Ausgabe und stand Bruckner im Stift St. Florian in mehreren Exemplaren zur Verfügung. Seine Psalmvertonungen (Psalmen) aus der St. Florianer (und vielleicht, im Falle des Psalms 146, frühen Linzer) Zeit verwenden den Text aus Alliolis Übersetzung. Für den späten Psalm 150 hat Bruckner die Übersetzung Martin Luthers herangezogen.

Über Bruckners persönliche Bibellektüre und ‑meditation schweigen die bisher bekannten Quellen mit einer einzigen Ausnahme: Er habe das „Vater unser“ (Mt 6,9–13, Lk 11,2–4) gebetet, indem er „jeder einzelnen Bitte […] eine Betrachtung folgen“ ließ (Göll.-A. 4/3, S. 525), eine Betrachtungsform, die der hl. Ignatius von Loyola empfiehlt.

Ein hohes Maß an gedanklicher Reflexion findet sich jedoch unzweifelhaft in Bruckners Vertonungen religiöser Texte. Auch das stundenlange Meditieren der Glaubensgeheimnisse, das Bruckner in seinen Gebetsaufzeichnungen ebenso dürr wie sorgfältig festgehalten hat (Taschen-Notizkalender) belegt – wenngleich in einem weitgesteckten Rahmen – die Beschäftigung mit der biblischen Botschaft.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft