Psalm 146 (WAB 37) „Alleluja! Lobet den Herrn, denn lobsingen ist gut“

Vertonung von Psalm 146 (147) für Soli (SATB), zwei vierstimmige gemischte Chöre und großes Orchester (Fl., 2 Ob., 2 Klar., 2 Fg., 4 Hr., 2 Trp., 4 Pos., Pk., Str.) in A-Dur

Sätze: „Langsam“; Rezitativ I–III; Chor: „Schnell“; Arioso mit Chor: „Nicht zu langsam“; Arioso: „Nicht schnell“; Schlusschor: „Etwas schnell“; Fuge: „Nicht schnell“
EZ: begonnen in St. Florian?, vollendet spätestens 1858 in Linz
UA: ?; nachweisbare erste Aufführungen: 28.11.1971 in Nürnberg (Ursula Wendt; Ingeborg Ruß; Frieder Stricker; Siegmund Nimsgern; Hans-Sachs-Chor Nürnberg; Lehrergesangverein Nürnberg; Nürnberger Symphoniker; Wolfgang Riedelbauch [* 1939]); 10.11.1991 in Wien, Musikverein (Gunnel Bohmann; Claudia Eder; Zachos Terzakis; Peter Mikulas; WU Chor Wien; Kammerchor der Musikhochschule Wien; Tonkünstler-Orchester Niederösterreich; Heinz Wallberg)
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.40500, unvollständige Arbeitspartitur, vermutlich aus dem Besitz von Karl Aigner; Mus.Hs.6011, As. mit autografen Eintragungen); Stadtarchiv Wels (Inv.Nr.2693, Skizze)
NGA: Band XX/4 (Paul Hawkshaw, 1996) und Revisionsbericht zu XX/1–6 (2002)

„Wenige Kompositionen Bruckners werfen solche Datierungsprobleme auf wie der Psalm 146. Wann er geschrieben wurde, für wen und warum, alle diese Fragen sind unbeantwortet. In der Korrespondenz des Komponisten gibt es keinerlei Hinweise, und es ist auch kein Dokument bekannt, das eine Aufführung zu Lebzeiten Bruckners belegen würde. Der Psalm wurde nie zur Gänze veröffentlicht.“, so Hawkshaw im Vorwort der 1996 erschienenen Ausgabe im Rahmen der Neuen Gesamtausgabe (NGA XX/4). Bereits 1902 datierte Max Graf das Werk mit dem Jahr 1860; diese Annahme teilten auch August Göllerich und Max Auer, wobei sie sich auf eine Aussage Rudolf Weinwurms stützten, der angegeben hatte, Bruckner habe im Jahr 1860 an einem Psalm gearbeitet. (Weinwurm hatte Bruckner vom 23.8.–10.9.1860 in Linz besucht und bei ihm im Mesnerhaus gewohnt.) Göllerich und Auer vermuteten jedoch den Beginn der Arbeiten in St. Florian als früher geschehen, und bezogen sich dabei auf eine unvollständige Skizze im Archiv von St. Florian sowie eine Reinschrift in der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Beide Handschriften sind jedoch nicht zu identifizieren; somit ist fraglich, ob sie jemals existiert haben.

Die Komposition könnte, nach dem Handschriftenbefund der vorhandenen Quellen geschlossen (so etwa dem für die St. Florianer Zeit charakteristischen kurzen Violinschlüssel), früher als 1860, vermutlich spätestens 1858 entstanden sein. Auch die kantatenartige Anlage (Kantate) verweist noch auf eine frühe Entstehung; allerdings macht sich vermutlich schon die Schulung durch Simon Sechter in den großen Dimensionen und der ausgedehnten Schlussfuge bemerkbar.

Die Anlage des nach den beiden großen Messzyklen (Requiem in d‑Moll [WAB 39], Missa solemnis) umfangreichsten Werkes ist kantatenartig mit Rezitativen, Ariosi und Chören; Einflüsse Joseph Haydns, Franz Schuberts, besonders aber Felix Mendelssohn Bartholdys sind zwar immer noch nicht zu überhören, dennoch ist das Werk ein Meilenstein zu künstlerischer Eigenständigkeit. Besonders hervorzuheben sind hier das nicht in strahlendem f, sondern verinnerlicht „recht piano immerfort“ (ÖNB‑MS, Mus.Hs.6011, Mus.Hs.19701) zu singende „Alleluja! Lobet den Herrn“ (Eingangschor mit solistisch geführtem Horn), der achtstimmige Doppelchor „Groß ist unser Herr“, der schon den späteren Bruckner‘schen Personalstil ahnen lässt, und die (das schon im Unterricht bei Sechter erworbene Können demonstrierende) Fuge des letzten Teiles, in dem auch offenbar vom Händel‘schen „Messias“-Alleluja, das Bruckner als Improvisator an der Orgel bis ins hohe Alter gerne verwendete, inspirierte Passagen sowie die gekonnte Klangsteigerung auffallen.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.1.2023

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Quellen (Werkverzeichnis)

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft