Chiari, Ottokar (seit 1917 Freiherr von)
* 1.2.1853 Prag/Böhmen (Praha/CZ), † 12.5.1918 Puchberg am Schneeberg, Niederösterreich/A. Laryngologe.
Medizinstudium in Wien, Dr. med. 1877. 1877–1879 Operateur an der Chirurgischen Klinik Johann von Dumreichers (1815–1880), 1879–1881 Assistent an der Laryngologischen Klinik von Leopold Schrötter von Kristelli, der ihn in dieses Spezialfach einführte. 1882 Habilitation für Laryngologie und Rhinologie, 1891 tit. a. o. Prof., 1913 o. Prof. Seit 1893 an der Allgemeinen Poliklinik, seit 1899 Leiter der Laryngologischen Klinik in Wien. Chiari hat erfolgreich die vorher nur als eher unbedeutendes Nebenfach der Inneren Medizin angesehene Laryngologie durch die Angliederung der Rhinologie und die Einbeziehung der Schädel‑ und Halsoperationen zu einem eigenständigen und vorwiegend chirurgischen Fach ausgebaut.
Chiari stellte zusammen mit Gustav Riehl im März 1890 bei Bruckner „chronische Katarrhe des Rachens und Kehlkopfes“ fest sowie „hochgradige Nervosität“ (Göll.-A. 4/3, S. 53), worauf dieser bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien um Beurlaubung von seiner Lehrtätigkeit ansuchte, schließlich mit Schreiben vom 12.7.1890 seiner 16 Pflichtstunden am Konservatorium für die Dauer des folgenden Schuljahres enthoben wurde (Briefe II, 900712/1) – bei sofortiger Einstellung des Gehaltes. Im Jänner 1891 übernahm die Direktion der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Bruckner in den Pensionsstand; nach 22‑jähriger Dienstzeit wurde ihm eine jährliche Rente von 440 fl gewährt (Briefe II, 910115/1–2).
Schriften
- Über Pachydemia laryngis mit besonderer Berücksichtigung der Plica interarytaenoidea (Sammlung medicinischer Schriften 19). Wien 1891
- Die Krankheiten der oberen Luftwege. 3 Bde. Leipzig–Wien 1902–1905
- Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre (Neue deutsche Chirurgie 19). Stuttgart 1916
Literatur
- Art. „Chiari, Ottokar“, in: Julius Pagel (Hg.), Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Mit einer historischen Einleitung. Berlin–Wien 1901, Sp. 322f.
- Isidor Fischer (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. München 1932–1933, Bd. 1, S. 242
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 53
- Art. „Chiari, Ottokar Frh. von“, in: Dietrich von Engelhardt (Hg.), Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. München 2002, Bd. 1, S. 104f.
- Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
- Art. „Chiari, Ottokar Frh. von“, in: www.biographien.ac.at [14.1.2019]