Hahn, Ludwig Benedikt

* 23.9.1844 Mühlhausen/Böhmen (Milevsko/CZ), † 26.4.1923 Wien/A. Journalist.

War mehrere Jahre Mitredakteur des Neuen Fremdenblatts, dann des Fremdenblatts, der Österreichischen Volkszeitung, der Presse, später der Wiener Zeitung, wo er auch das Musikreferat (Musikkritik) in der Wiener Abendpost übernahm; zuletzt Herausgeber der Politischen Correspondenz. 1889–1901 war er Leiter des k. k. Telegraphen-Correspondenzbureaus im k. k. Ministerratspräsidium (zunächst k. k. Regierungsrat, zuletzt Hofrat).

Seine erste bekannte Rezension über Bruckner galt dessen Orgelspiel (Orgel): Am 27.11.1872 schrieb er über Bruckners Auftritt an der neuen Musikvereinsorgel, dass man „jedenfalls einen Organisten von großer Erfahrung und bedeutender Beherrschung des Instruments [besitzt], welcher sich an Kraft dem Dresdner Gaste, Herrn Fischer, sogar überlegen zeigte, während er uns an Geschmack und Nuancirungsvermögen allerdings bedeutend hinter ihm zurückzustehen schien“ (Konstitutionellen Vorstadt-Zeitung 27.11.1872, S. 1). Über den Komponisten Bruckner erschien eine Besprechung am 17.12.1877 in der Wiener Abendpost anlässlich der vermutlich stark gekürzten Uraufführung der 2. Fassung der Dritten Symphonie unter Leitung des Komponisten: „Es ist das ein ganz ungeheuerliches Werk, dessen Wagnisse und Seltsamkeiten sich nicht mit wenigen Worten charakterisiren lassen. […] Es arbeitet in dieser verblüffenden Musik ein ungezügelter und ungeschulter Naturalismus, dem keine Rohheit zu groß, kein logischer Sprung zu weit ist und der das Unerhörteste mit einer wahrhaft kindlichen Gutgläubigkeit begeht.“ Das Publikum sei zum Teil nach den ersten Sätzen geflohen, „so daß das Finale, welches an Absonderlichkeit alle seine Vorgänger überbietet, nur mehr vor einer kleinen Schaar zum Aeußersten entschlossener Waghälse abgespielt wurde. Es sei fern von uns, diese traurige Unsitte des Wiener Publicums in Schutz nehmen zu wollen.“ (Wiener Abendpost 17.12.1877, S. 3).

Am 13.2.1883 erschien in der Presse nach der Uraufführung der Mittelsätze der Sechsten Symphonie eine Rezension, die in der Bruckner-Literatur wegen des verwendeten Autoren-Kürzels „h.“ fälschlicherweise und inhaltlich eigentlich unpassend Eduard Hanslick zugeschrieben wurde, obwohl Hahn selbst einen weiteren Bericht (erschienen in: Die Presse 2.3.1883, S. 1ff.) ankündigte. Laut Hahn schwelgten beide Sätze „in Erinnerungen an Richard Wagner, in dessen verschiedenen, vorzugsweise aber jüngeren Stylarten und wenden den ‚symphonischen Styl‘ der Bayreuther ‚Fest‘=, ‚Weihfest‘= und ‚Bühnenweih=Festspiele‘ leider nun auch auf die Symphonie selbst an. Im Ganzen hat der wilde Componist etwas an Zucht gewonnen, aber an Natur verloren. Beim Adagio hielten Interesse und Befremden einander im Publicum noch die Waage und es ging, wenn auch zögernd, mit. Bei dem ausschließlich durch Seltsamkeiten fesselnden Scherzo trennte sich aber – wie ein Sportsman [sic] sagen würde – das Roß von seinem Reiter.“ (Die Presse 13.2.1883, S. 11). In der Kritik vom 2.3.1883 äußerte er sich ähnlich, fand wieder positive Bemerkungen über das Adagio, dem „man ungeachtet seiner Seltsamkeiten mit Interesse und selbst mit stellenweisem Vergnügen folgen“ konnte (Die Presse 2.3.1883, S. 2). Hahn gehörte somit zu den „schwankenden“ Rezensenten bezüglich der Einschätzung Bruckners.

Literatur

UWE HARTEN

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 15.1.2020

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Normdaten (GND)

Hahn, Ludwig Benedikt: 136830579

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