Kaulbach, Hermann

* 27.7.1846 München, Bayern/D, † 9.12.1909 München. Historien- und Genremaler.

Sohn des Porträt- und Historienmalers Wilhelm Ritter von Kaulbach (1805–1874). Er besuchte ein Pensionat in Weinheim an der Bergstraße und wollte zunächst Dichter werden. Während seiner Gymnasialzeit in Nürnberg erhielt er durch seinen Schwager und damaligen Direktor der Kunstschule, Heinrich von Kreling, reiche künstlerische Anregungen. Nach dem Abitur begann er ein Medizin-Studium an der Universität in München (nicht abgeschlossen), zeichnete aber nebenbei schon heimlich und wechselte an die Kunstakademie, wo er auf Wunsch des Vaters von Carl Theodor von Piloty (1826–1886) begutachtet und schließlich in sein Atelier aufgenommen wurde. 1871 ehelichte Kaulbach die Kupferstecherstochter Sofie Maria Josefa Schroll (1850–1920). 1880–1891 Aufenthalt zu Studienzwecken in Rom. Er erhielt 1889 den Professorentitel, lebte und arbeitete in München und Schliersee, im Sommer zeitweise auch in Eppan in Südtirol. Neben Historienbildern unter dem Einfluss der Piloty-Schule schuf Kaulbach später fast ausschließlich Genrebilder, darunter zahlreiche Darstellungen aus dem Leben der Kinder. In seinen Porträts sind tüchtiges Können mit feinem Schönheitssinn und tiefem Empfinden vereint.

Bruckner weilte vom 8. bis zum 14.3.1885 in Begleitung Friedrich Ecksteins anlässlich der Erstaufführung seiner Siebenten Symphonie im Odeonssaal in München. Kaulbach äußerte sich im Familienkreis begeistert, er habe in Bruckner einen merkwürdigen Menschen kennengelernt, in dem mehr als eine Seele stecke. Er lud ihn mehrmals zum Mittagessen in sein Haus und malte ein Ölbild (IKO 19) in Lebensgröße. Bruckner wiederum soll im Hause Kaulbachs aus seinen Werken vorgespielt und am Klavier komponiert haben. Die Töchter Kaulbachs, Josefine (Beppina) Maria Louise Sophie (verehel. von Stetten, * 13.8.1874, † 24.8.1934) und Dorothea Josefine (verehel. May, * 13.5.1872, † 17.2.1957), schlossen ihren Gast schnell ins Herz und hielten später anschauliche, charakterisierende Erinnerungen an den Menschen und seine Erscheinung fest. Während Bruckner Modell saß, bat dieser inständigst, die gemalte Nase zu verkleinern. Beppina erinnerte sich daran, wie sie Bruckner als Kind erlebt hatte und auch an die große Nase, so wie sie ihr Vater dargestellt hatte, die nach ihrer Meinung dem Gesicht „das Bedeutende gab“ (Göll.-A. 4/2, S. 283). Dorothea überlieferte eine für Bruckner „bezeichnend[e]“ Erinnerung aus dessen letzten Tagen von Alexander von Weismayr, nach welcher er „niemals im Leben eine Frau berührt“ hätte. Bruckner wäre „viel zu schüchtern und von seiner Minderwertigkeit viel zu überzeugt“ gewesen, „als daß er jemals nur gewagt hätte einer Frau näher zu treten“ (Münster, S. 588; Frauen).

Literatur

ROBERT MÜNSTER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.5.2020

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Kaulbach, Hermann: 11952239X

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft