Rom und Vatikan

Ab 1870 Hauptstadt des Königreichs Italien am Fluss Tiber in der Mitte der italienischen Halbinsel. Vormals Hauptstadt des Römischen Reiches und des Kirchenstaates. Mit der durch die Risorgimento-Bewegung vollzogenen Einigung Italiens 1870 wurde der Kirchenstaat aufgelöst. Erst 1929 Gründung des Staats der Vatikanstadt. 1870 (Reichsgründung): 212.000 EW; zum Ende der 19. Jahrhunderts (zum Zeitpunkt von Bruckners Schreiben nach Rom): ca. 420.000 EW; 2019: ca. 2,8 Mio. EW.

Ein angeblich am 4.3.1895 von Bruckner nach Rom gerichtetes Schreiben, das sich auf die Gebetserhörungen anlässlich des Seligsprechungsprozesses für Bischof Franz Joseph Rudigier bezog, ist in den Vatikanischen Archiven nicht nachweisbar (Dom- und Stadtpfarrorganist S. 43).

Göllerich-Auer vermerken für 1907 Aufführungen der Fünften und Siebenten Symphonie im Teatro Argentina (Göll.-A. 4/4, S. 247). Sergio Martinotti nennt eine Aufführung der Vierten Symphonie im Anfiteatro Correa (später Augusteo) im Jahr 1908 unter der Leitung von Teofilo de Angelis (1866–1954) als italienische Erstaufführung. Nachweisbar ist erst 1921 eine von Franz Schalk dirigierte Aufführung von Adagio und Scherzo aus der Neunten Symphonie im Saal des Augusteo in Rom (vgl. dazu auch Italien, Rezeption).

1937 fand eine Bruckner-Feier statt (Musica sacra 1937, S. 108), 1939 dirigierte Ferdinando Previtali (1907–1985) die Siebente bei RAI Roma, im April 1947 Volkmar Andreae die Vierte im Teatro Argentina, 1949 Paul Klecki (1900–1973) die Vierte bei Radio di Roma und 1951 Wilhelm Furtwängler die Siebente mit den Berliner Philharmonikern.

Auf Vermittlung von Alois Hudal (1885–1963), österreichischer Bischof und Rektor von Santa Maria dell’Anima, konnten am 15.6.1952 die Messe e-Moll, Tantum ergo in D-Dur, Locus iste und Ave Maria (WAB 6) dort in Anwesenheit von Papst Pius XII. mit dem Linzer Domchor und Bläsern des RAI-Sinfonieorchesters unter Joseph Kronsteiner (1910–1988) aufgeführt werden. Der Erfolg dieses Konzert bestärkte Max Auer und Leopold Weismann (1905–1993) in ihren Bemühungen, den Kirchenraum auch für die Symphonien Bruckners zu öffnen. „Der Zweck dieser Audienz ist, die Tore des Vatikan für Anton Bruckner einzurennen“ (Leopold Weismann an Ernst Kolb, 10.4.1952, ÖNB-MS F31.Auer.572), was auch Ziel der sogenannten „Aktion Rom“ von Theodor Bernhard Rehmann im Jahr 1953 war.

Am 5.12.1956 hielt Leopold Nowak im österreichischen Kulturinstitut eine Rede zum 60. Todestag Bruckners. 1957 folgten Aufführungen der Achten Symphonie mit Rudolf Moralt und der Messe in f-Moll mit den Wiener Symphonikern unter Wolfgang Sawallisch.

Am 17.10.1959 wurde das Te Deum „als Novität für Rom“ in der Aula delle Benedizione mit dem Wiener Singverein unter Heinz Wallberg aufgeführt und damit wurde „Terrain gewonnen auf dem Weg zur Weltgeltung unseres österreichischen Meisters“ (Kosch). 1962 wurde erstmals die Symphonie in d-Moll unter Massimo Pradella (* 1924) aufgeführt.

1987 sang der Chor von St. Augustin (Wien, 1. Beszirk) unter Friedrich Wolf (1935–2008) die Messe in e-Moll in einer Papstmesse und 1993 erklang das Te Deum anlässlich des 15jährigen Pontifikaljubiläums von Johannes Paul II.

Seit 2002 findet das Festival Internazionale di Musica e Arte Sacra statt, bei dem auch die Wiener Philharmoniker alljährlich gastieren, 2005 mit der Neunten Symphonie und Te Deum unter Seiji Ozawa (* 1935), 2008 mit der Sechsten unter Christoph Eschenbach (* 1940), 2011 mit der Siebenten unter George Prêtre.

Im Rahmen eines Konzertes für Benedikt XVI. in der Audienzhalle wurden 2011 die Neunte und das Te Deum vom Bayerischen Staatsorchester unter Kent Nagano aufgeführt.

Weitere Aufführungen mit anderen Orchestern fanden u.a. 2007 (Messe in C-Dur), 2012 (Siebente Symphonie), 2014 (Messe in f-Moll und Te Deum), 2016 (Dritte Symphonie) statt. Der Chor der Karlskirche Wien (Wien, 4. Beszirk) sang unter Ricardo Alejandro Luna am 2.2.2018 die Motette Locus iste in der Basilika St. Peter im Vatikan in Rom.

Literatur

ANDREA HARRANDT

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 10.11.2021

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