Pauspertl Wladýk von Drachenthal, Johann Nepomuk
* 13.5.1796 Iglau/Mähren (Jihlava/CZ), † 22.5.1864 Waldneukirchen, Oberösterreich/A. Weltpriester, Pädagoge.
Nach mehreren Stationen als Seelsorger in Oberösterreich war er 1835–1843 Direktor der Normalhauptschule in Linz und damit gleichzeitig Leiter der Präparandie. 1843–1864 Pfarrer in Waldneukirchen. Trotz Problemen in seinem Schulamt war er unablässig und höchst verdienstvoll um eine Verbesserung der Lehrerausbildung bemüht, so besonders durch die Verlängerung des Unterrichts von sechs auf zehn Monate. 1840/41 gehörte Bruckner zu seinen Schülern.
Pauspertl unterrichtete an der Präparandie selbst mehrere Gegenstände, darunter die Methodik („Grundsätze der Unterweisung“), wovon sich Bruckners bisher unveröffentlichte Mitschrift mit dem Titel „Allgemeine Methodik Vorgetragen vom Hochw. H. Joh. Pauspertl v. Drachenthal, Direktor an der k.k. Normal-Hauptschule in Linz im Schuljahre 1840/41“ (Partsch 2005, S. 150) erhalten hat. Dieser theoretische, streng systematisch angelegte Unterricht (Ausbildung und Lehrer Bruckners) diente zur Vorbereitung auf eine erfolgversprechende und damit allgemein bessere Lehrtätigkeit in der Praxis. Anthropologische Überlegungen und Begründungen von Erziehung waren vorangestellt. Viele Erkenntnisse der „Psychologie oder Seelenlehre“ (z. B. über Erkenntnis‑ und Empfindungsvermögen; vgl. Partsch 2005, S. 154) und Logik (Urteile, Schlussbildungen) sowie der sieben Grundsätze zur allgemeinen Didaktik (darunter Selbsttätigkeit, Praxisbezug, Nachhaltigkeit) verraten einen modernen, weit über das zeitübliche Maß hinausgehenden Unterricht. Bruckner erhielt in diesem Gegenstand die Prüfungsnote „Gut“, die ein Indiz für seinen hohen Bildungsstand liefert (Zeugnisse). Deutliche Spuren aus Pauspertls Methodik-Unterricht finden sich später noch in seiner eigenen Lehrtätigkeit (Partsch 2005, S. 158f.).
Literatur
- Julius Gartner, Johann Pauspertl von Drachenthal, in: Zweiter Bericht der k. k. Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalt in Linz. Linz 1890, S. 3–28
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 1, S. 140, 151
- Franz Zamazal, Familie Bruckner – Drei Generationen Lehrer. Schulverhältnisse – Ausbildung – Lebenslauf, in: Staat – Kirche – SchuleHarry Slapnicka u. a., Staat – Kirche – Schule in Oberösterreich. Zu Anton Bruckners sozialhistorischem Umfeld. Mit einem Beitrag über das Orgelspiel des jungen Bruckner (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 10). Wien 1994, S. 97–251, bes. S. 219–222
- Erich Wolfgang Partsch, Ein autographes Methodik-Skriptum des jungen Bruckner. Zur pädagogischen Lehrerausbildung an der Linzer Präparandie um 1840, in: Bruckner-Tagung 2005Theophil Antonicek/Andreas Lindner/Klaus Petermayr (Hg.), Bruckner-Tagung St. Florian 2005. Der junge Bruckner. Stift St. Florian, 15.–18. September 2005. Bericht (Bruckner-Vorträge). Wien 2008, S. 149–159
- Erich Wolfgang Partsch, Johann Pauspertl Wladýk von Drachenthal – Reformpädagoge und Lehrer Anton Bruckners, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 63 (2009) H. 3/4, S. 240–247