Präparandie, Linz
Hofgasse 23; ehemaliges Freihaus Jörger, ab 1776 von der Stadt Linz an die „Normalschule“ vermietet. Später fand hier auch der „Lehrcurs für Privat-Informatoren und weltliche Lehramts-Candidaten“ (Zamazal, S. 216) statt. Die Präparandie war somit eine Vorläuferin der Lehrerbildungsanstalt.
Bruckner wurde durch den ersten Gehilfen der Schule in St. Florian, Johann Georg Steinmayr (1813–1845, Lehrer Bruckners zwischen 1839 und 1840), vorbereitet und bestand die Aufnahmeprüfung im Oktober 1840 mit „Sehr gut“. Sein Kurs dauerte von 15.10.1840 bis 18.8.1841 und wurde von weiteren 36 Kandidaten besucht. Knapp die Hälfte von ihnen erhielt einen positiven Abschluss: zwei Teilnehmer ein Zeugnis als Lehrer für Hauptschulen und vierzehn als Gehilfen für Trivialschulen. Bruckners Abschlusszeugnis (Zeugnisse) enthält acht „Sehr gut“ und vierzehn „Gut“.
Der Direktor der Institution, Johann Nepomuk Pauspertl Wladýk von Drachenthal, war als Schulreformer ständig um eine qualitative Verbesserung des Lehrerstandes in Oberösterreich bemüht. Als wichtigste Quelle neben Bruckners Zeugnis ist Pauspertls Bericht vom 15.11.1841 an das Bischöfliche Consistorium anzusehen (Abdruck in: Zamazal, S. 219–221), in dem er auch summarisch die Inhalte des Kurses darstellte. Methodik („Grundsätze der Unterweisung“), Sprach- und Rechtschreiblehre, schriftliche Aufsätze, Lesen, Schönschreiben gehörten hierzu ebenso wie Geografie, Rechnen, Naturlehre und Religion. Über die Rolle der Musik war zu berichten, „daß der ständisch[e] Rechnungs-Official Johann Dürrnberger wochentlich durch 3 Stunden sowohl über die Harmonie und Generalbaßlehre, als auch über den Choralgesang unentgeldlich Unterricht ertheilte; die Präparanden durch einige Stunden der Woche auch im Gebrauche anderer Musikinstrumente übte, und dieselben bey dieser Gelegenheit mit den classischen Kirchencompositionen bekannt machte.“ (zit. n. Zamazal, S. 220). An Bruckners Ausbildungszeit erinnert eine Gedenktafel am Haus der ehemaligen Lehrerbildungsanstalt in der Hofgasse.
Literatur
- Elisabeth Maier, Bruckners oberösterreichische Lehrer, in: Bruckner‑Symposion 1988Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Symposion. Anton Bruckner als Schüler und Lehrer. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1988. 21.–25. September 1988. Bericht. Linz 1992, S. 35–49
- Franz Zamazal, Familie Bruckner – Drei Generationen Lehrer. Schulverhältnisse – Ausbildung – Lebenslauf, in: Staat – Kirche – SchuleHarry Slapnicka u. a., Staat – Kirche – Schule in Oberösterreich. Zu Anton Bruckners sozialhistorischem Umfeld. Mit einem Beitrag über das Orgelspiel des jungen Bruckner (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 10). Wien 1994, S. 97–251
- Lothar Schultes, Linz. Gesichter einer Stadt. Reiseführer. Weitra 2011, S. 120
- Klaus Petermayr, Steinmayr, Kainerstorfer und Bruckner, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 16, (Dezember 2015), S. 8–10