Nordpolexpedition
Die österreichisch‑ungarische Nordpolexpedition unter der Leitung von Carl Weyprecht (1832–1881) und Julius Payer (1842–1915) sollte 1872–1874 mit dem Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff das Nördliche Eismeer erkunden. Initiative und finanzielle Förderung gingen von Johann Nepomuk Graf Wilczek (1837–1922) aus, die österreichischen Zeitungen berichteten ausführlich über die Expedition. Eine am 30.8.1873 entdeckte Inselgruppe wurde Franz-Josefs-Land benannt. Bei der Rückkehr der österreichischen Expeditionsteilnehmer fanden sich am 25.9.1874 auf dem Wiener Nordbahnhof ca. 300.000 Menschen zur Begrüßung ein, darunter der Wiener Männergesang-Verein und Bruckner.
Bruckners nicht genau zu deutender Eintrag „8000 Meilen von den 1ten Menschen / Tegetthoff“ im Taschen-Notizkalender aus dem Jahr 1880 (Verborgene Persönlichkeit Bd. 1, S. 152) bezieht sich auf die österreichische Nordpolexpedition der Jahre 1872–1874, für welche er sich brennend interessierte. Die Zeitschrift Die Nordpolfahrer war das einzige Abonnement Bruckners. Lt. einem Kalendereintrag von April 1895 lieh er sich von Carl Almeroth fehlende Hefte (Göll.-A. 4/3, S. 544; Verborgene Persönlichkeit Bd. 1, S. 480f.). In Bruckners Nachlass fand sich auch J. Payers Buch Die österreichisch‑ungarische Nordpol-Expedition in den Jahren 1872–1874 (Göll.-A. 4/1, S. 318).
Bei den Sitzungen für die Büste (IKO 55) bei Viktor Tilgner im November 1891 unterhielt sich Bruckner mit Graf Wilczek, der im August 1872 mit der Isbjörn den Weg der Tegetthoff kreuzte, über die Nordpolexpedition: „,Ich bitt‘, Excellenz, wie Sie am 74sten Breitegrad waren, erzähl‘n S‘ mir da ein bisserl was!‘ Wilczek war ganz paff von der Versirtheit Bruckner‘s in der ‚Nordpolfahrerei‘, und erzählte sehr interessant. Bruckner war ganz Ohr und glücklich, sein Wissen über die Nordpolfahrt zu bereichern.“ (Göll.-A. 4/3, S. 194f.).
Literatur
- Julius Payer, Die österreichisch-ungarische Nordpol-Expedition in den Jahren 1872–1874, nebst einer Skizze der zweiten deutschen Nordpol-Expedition 1869–1870 und der Polar-Expedition von 1871. Wien 1876, S. 17–25, 695
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/1, S. 318; 4/3, S. 194f., 544
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Art. „Nordpolexpedition“, in: CzeikeFelix Czeike (Hg.), Historisches Lexikon Wien. 6 Bde. Wien 1992–2004. Online abrufbar unter: 4 (1995), S. 418
- Verborgene PersönlichkeitElisabeth Maier, Verborgene Persönlichkeit. Anton Bruckner in seinen privaten Aufzeichnungen (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 11). 2 Bde. Wien 2001
- Art. „Nordpolexpedition, österreichisch-ungarische“, in: Österreich Lexikon 2 (1995), S. 494
- ABCD
- www.kreuzenstein.com/die-burg/familie-wilczek/ [5.12.2016]