Uhde, Fritz von
* 22.5.1848 Schloss Wolkenburg, Sachsen/D, † 25.2.1911 München, Bayern/D. Maler, zunächst Berufsoffizier.
Parallel zur soldatischen Laufbahn seit 1876 Malstudien bei Ludwig Albrecht Schuster (1824–1905); beendete als Rittmeister der Reserve 1878 seine Offizierskarriere zugunsten der Malerei und wurde ab 1879 von Mihály von Munkácsy (1844–1900) in Paris unterrichtet und gefördert. Rückkehr nach München 1880. Von entscheidender künstlerischer Bedeutung wurde die Freundschaft mit dem Berliner Maler Max Liebermann (1847–1935). Uhde verband in der Malerei Naturalismus und Religion; er revolutionierte das religiöse Motiv und stellte es in das nüchterne, versachlichte Milieu einer nicht mehr von überirdischem Glanz erfüllten Umwelt (Christus und die Apostel im Arbeiter- und Handwerkermilieu). Uhde-Ausstellungen fanden im Museum der bildenden Künste Leipzig (1999) und im Schloss Wolkenburg in Sachsen (25.2.–1.4.2001) statt.
Uhde begegnete Bruckner 1885 in München, wohin dieser zur Aufführung seiner Siebenten Symphonie gereist war. Der Maler, der an einem Abendmahlsbild arbeitete, bat Carl Almeroth Bruckner dazu zu bewegen, für den Kopf eines Apostels Modell zu sitzen. Bruckner lehnte dies u. a. mit dem Hinweis ab, er sei nicht würdig, in der Gesellschaft der Apostel zu sein. Wie sich Uhde nach dieser Weigerung behalf, ob mit „heimlichen“ Skizzen, anhand einer Fotografie oder in Kombination beider Hilfsmittel, ist ungesichert. Jedenfalls entstand mit dem Gemälde 1886 (IKO 23a, Ikonografie) ein eindrucksvolles Bruckner-Porträt (Stuttgart): „Der am linken Bildrand und zugleich an der linken Stirnseite des Tisches sitzende Jünger trägt in der leicht nach rechts gedrehten Profildarstellung deutlich erkennbar die Gesichtszüge Anton Bruckners. Der Blick ist auf Christus gerichtet, der – unüblicherweise – fast mit dem Rücken zum Betrachter des Bildes dargestellt wurde.“ (Keller 1984/85/86, S. 92). Das Gemälde von Uhde hängt im Erweiterungsbau (1984 eröffnet) der Staatsgalerie Stuttgart. Rolf Keller (1935–1998) konnte das Gemälde, das lange Jahre aus Platzmangel im Depot hing, dort wiederentdecken. Es war von Gertrud Schnürle 1975 unter der Bedingung, dass es ausgestellt werden solle, der Staatsgalerie gestiftet worden.
Uhdes Tuschfederzeichnung „Zwei Apostel“ (IKO 23c) zeigt zwei Apostel, einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Das Abendmahl Christi“ und stellt vermutlich eine Vorstudie dazu dar. Sie konnte vom Anton Bruckner Institut Linz (ABIL) 1995 ersteigert werden.
Literatur
- Fritz von Uhde und Anton Bruckner, in: Deutsche Kunst- und Musikzeitung 27 (1900) H. 14, S. 150
- Hans Rosenhagen (Hg.), Uhde. Des Meisters Gemälde (Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben 12). Stuttgart–Leipzig 1908
- Gustav Keyssner (Hg.), Uhde. Eine Auswahl aus dem Lebenswerk des Meisters (Klassiker der Kunst). Stuttgart–Berlin 1922
- Heinrich Damisch, Der Maler im Freundeskreis Anton Bruckners, in: Österreichischer Musik- und Sänger-Almanach. Wien 1937, S. 88–100
- Wilhelm Zentner, Anton Bruckner und München, in: Der Baiern-Kalender. München 1948, S. 115–123
- Bruckner. Musik und LebenLeopold Nowak, Anton Bruckner. Musik und Leben. Linz 1973
- Carl Almeroth, Wie die Bruckner-Büste entstand (Zum Bruckner-Denkmal). Nachdruck hg. von Leopold Nowak. Wien 1979
- Rolf Keller, Stuttgart, Anton Bruckner und Fritz von Uhde. Zur Wiederentdeckung des Gemäldes Das Abendmahl in der Staatsgalerie Stuttgart, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1984/85/86, S. 85–101
- Rolf Keller, Stuttgart, Anton Bruckner und Fritz von Uhde, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 34 (Juni 1990), S. 6–12
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990