Ikonografie
Überblick und Chronologie
Im Rahmen der Darstellung einer Bruckner-Ikonografie muss für die erste Phase bis zu Bruckners hundertstem Geburtstag (1924) zwischen den „dokumentarischen“ Fotografien, die das Brustbild Bruckners wiedergeben und gleichsam das Bild des Komponisten zu Lebzeiten spiegeln, und künstlerischen Annäherungen an Bruckner unterschieden werden. Die erste Kategorie (IKO 1–22c) zeigt das charakteristische Dreiviertel- bzw. Profilporträt des Komponisten, das in der Folge auch für die Illustrationen in Musikzeitschriften (IKO 25) bzw. auf Postkarten (IKO 35f.) Verwendung fand. Auch die wichtigsten Gemälde, die Bruckner in den 1880er Jahren zeigen, nehmen diese Traditionen des zumeist auf den schwarz-weißen Kontrast abgestimmten und deshalb fast „priesterähnlich“ aufgefassten Dreiviertelporträts bzw. des reinen Profilporträts des Komponisten auf (IKO 11, 19, 28).
Von dieser Bildtradition abzugrenzen sind geschnittene Silhouetten, die das markante Profilporträt Bruckners zeigen und in der Folge in einen Handlungszusammenhang integrieren, der zumeist Begegnungen mit Richard Wagner, Johannes Brahms und Eduard Hanslick oder die Tätigkeit Bruckners als Dirigent zum Inhalt hat (IKO 42–54). Begegnungen sind auch das einzige Kennzeichen der Ikonografie, das eine künstlerische Verwertung fand (IKO 29, 31 von Leopold C. Welleba [1878–1953]; IKO 48ff. von Otto Böhler). Günstig wirkte hier offensichtlich die Präsenz des unverwechselbaren Antlitzes des Komponisten. Dieses darf durchaus im Sinne der christlichen Tradition der „vera effigies“ verstanden werden, die eine Wiedererkennung über die Zeit- und Gattungsgrenzen hinweg ermöglichte und letztlich bis heute prägend geblieben ist (IKO 415). Gerade der Vergleich zwischen einer Metallplakette (IKO 97) und einer Lithografie (IKO 98), beide aus dem Jahr 1897, ist hinsichtlich der für beide Werke gültigen Betonung des reinen Profilporträts aussagekräftig. Den Gipfelpunkt der Entwicklung dieser essentiellen Bedeutung des Profilporträts für die Bruckner-Ikonografie markiert eine geschnittene Silhouette Böhlers (1894), die – in der Tradition des Typus der seit dem späten 18. Jahrhundert verbreiteten „Ankunft im Elysium“ – Bruckners Ankunft im musikalischen Himmel zeigt (IKO 94). Eine umfangreichere Instrumentierung des Musikerdenkmals im allegorischen Sinn, wie sie etwa bei Caspar Zumbuschs (1830–1915) Beethoven-Denkmal (Wien, Lothringerstraße) und Edmund Hellmers (1850–1935) Strauss-Statue (Wien, Stadtpark) deutlich sichtbar wird, ist aufgrund der in der Bruckner-Ikonografie auffälligen Konzentration auf den markanten Kopf des Komponisten sowie mangelnder Anhaltspunkte für eine umfassende Ausdeutung des Bildes des Komponisten nicht zu finden. Eine Ausnahme stellt hier das für den Wiener Stadtpark geschaffene Denkmal mit emporsteigender Muse, geschaffen von Viktor Tilgner und Fritz Zerritsch (1899), dar (IKO 106). Diese charakteristische, auf den Kopf Bruckners hin orientierte Ikonografie bestimmt zudem das Denkmal in Ansfelden (1924, IKO 146) sowie eine Reihe von Bruckner-Skulpturen nach dem Zweiten Weltkrieg (IKO 358, 370, 376) und führte fallweise zu einer Heroisierung im Sinne der Betonung des sinnenden Antlitzes eines alten Mannes (IKO 134), die auch die Medaillenproduktion auszeichnet. Charakteristisch für alle geschilderten Typen der Bruckner-Ikonografie ist eine deutliche Vermeidung narrativ-szenischer Zusammenhänge und biografischer Elemente. Leben und Werk des Komponisten scheinen vielmehr in der Gegenwart des (Alters-)Porträts selbst inkarniert und gegebenenfalls mystifiziert, fallweise sogar als zweiter Seneca (IKO 161, vgl. Schultes) oder als Apostel beim Letzten Abendmahl (IKO 23). Eine gewisse Ausnahme in dieser Hinsicht bildet einerseits das „Linzer Fenster“ des Neuen Domes, das unter anderem mit Hilfe der Porträts Bruckners und Ludwig van Beethovens die Bedeutung des Musiklebens in der oberösterreichischen Hauptstadt veranschaulicht (IKO 154), andererseits die Ikonografie Bruckners als Organist (IKO 170, 171, 180), die im Sinne der bekannten Tradition des „Musikanten Gottes“ eine bildkünstlerische Verherrlichung fand. Auffällig selten ist Bruckner hingegen ein Teil des musikalischen Kanons mit historischen Persönlichkeiten. Eine Ausnahme bildet hier eine Medaille aus der NS-Zeit (IKO 343).
In der zweiten Phase der Bruckner-Ikonografie nach 1924 ändert sich das Bild nur wenig: Das reine Profil (IKO 206, 209, 210, 215) bzw. das Dreiviertelprofil (IKO 208, 213) bleiben die bestimmenden typenmäßigen Konstanten – in dieser Hinsicht ganz offensichtlich die visuelle Umsetzung des Porträts des Komponisten im Rahmen der in der Zwischenkriegszeit verbreiteten Gedenktafeln (IKO 221, 222) begünstigend. Darüber hinaus ist eine stärkere Auffächerung hinsichtlich der verwendeten Techniken (Holzschnitt) zu bemerken (IKO 233). Nur selten erfolgt ein allegorisches Aufbrechen dieser verbreiteten Darstellungskonventionen in Richtung einer Mystifizierung des Komponisten vor dem Orgelspieltisch (IKO 245, 302, 315) bzw. vor dem von Engeln umgebenen Orgelprospekt (IKO 270). Die Orgel als Instrument ist es auch, die in der Folgezeit – neben der traditionellen Lyra (IKO 253, 268, 276) – fast den Rang eines „persönlichen“ Attributs des Komponisten (IKO 262, 266, 279, 286a und b, 389) sowie die Stellung eines kennzeichnenden Revers-Motivs (IKO 298, 314) erlangt – gipfelnd in der Rezeption dieser beiden Motive auf der 1954 ausgegebenen 1.000 Schilling-Note der Republik Österreich (IKO 381). Die Ausblendung biografischer Zusammenhänge und die „Gegenwart“ von Bruckners Musik vor einer Orgel zeigt eine Zeichnung von Alexander Demetrius Goltz (1857–1944), die den Komponisten mit vier schwebenden Musen kombiniert (IKO 237). Fallweise wird das Profilporträt Bruckners dem Orgelprospekt überhaupt vorgeblendet (IKO 307, 323), in dieser Hinsicht das wirkmächtige Antlitz des Komponisten emblematisch verdichtet umsetzend. In diesem Sinn sind auch zahlreiche Plakatgestaltungen der Zeit nach 1945 zu verstehen (IKO 387). Es nimmt nicht wunder, wenn der äußerlich wenig attraktive Bruckner – Franz Schubert vergleichbar – kaum als Ganzfigur wiedergegeben wurde. Eine Bruckner-Statuette von Anton Gerhart (1879–1944) aus dem Jahr 1940 (IKO 284) bildet eine Ausnahme.
Die spürbare quantitative Steigerung und zunehmende Monumentalisierung der Bruckner-Ikonografie in der Zeit des Nationalsozialismus wird neben der Fortführung der älteren Typenbildungen besonders in Adolf Hitlers Entwurf eines Bruckner-Denkmals deutlich (IKO 292; Denkmalprojekte). Daneben setzen auch spürbare Tendenzen zur Idealisierung des Porträts des Komponisten ein, das fallweise sogar dem Altersantlitz Goethes angenähert werden konnte (IKO 310). Diese Tendenzen der Verminderung des in den Jahrzehnten zuvor bestimmenden Realismus betreffen alle Gattungen, insbesondere aber die Plastik (IKO 328) und die Medaillenkunst (IKO 330). Da im Gegensatz zu Wolfgang Amadeus Mozart, Schubert oder Beethoven auf keine wirklich ikonografisch verwertbare Legendarisierung der unterschiedlichen Stationen des Lebens Bruckners zurückgegriffen werden konnte (vgl. IKO 379), musste sich die inhaltliche Ausweitung der Bruckner-Ikonografie notwendigerweise auf stärker allegorisch ausgerichtete Kompositionen beschränken, wie dies aus einem Ölgemälde Karl Hayds (IKO 315b), das vor einem riesigen Orgelprospekt den Komponisten mit der Sündenfallszene (!) und tanzendem Landvolk verknüpft, deutlich wird. Bruckner selbst wird in diesem Bild von posaunenblasenden Engeln mit Lorbeerkränzen gekrönt.
Auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte der Porträtkopf Bruckners in reinem Profil (IKO 383, 389, 391, 392, 395, 401, 410, 411 u. ö.), der zum Teil auch in kubistischer Weise sowie in Computerbildern verfremdet werden konnte (IKO 454f.), wie überhaupt ein großer Teil der Kunstproduktion der Jahrzehnte nach 1945 sich mit der apotheotischen Bruckner-Ikonografie früherer Perioden kritisch auseinandersetzte und etwa das charakteristische Profilporträt in Kombination mit der Goldhaube karikiert (IKO 479, 462c). Gegenbilder formulieren Darstellungen wie jene Gottfried Kumpfs (* 1930), welche die Sehenswürdigkeiten der Stadt Linz mit (auch fiktiven) Bruckner-Motiven anreichert (IKO 506). Daneben behielt die Orgel auch nach 1945 ihre dominierende Stellung als Synonym für Bruckner als Katholik und Komponist geistlicher Werke. Dazu konnte erstmals auch der Hinweis auf die Natur (Wasserfall und Steine) als überzeitliches Analogon zu Bruckners Schaffen treten (IKO 410). Die geistliche Seite von Bruckners Schaffen war auch zum Teil mitverantwortlich dafür, dass das Profilbild des Komponisten mit dem Wappen des Stiftes St. Florian und den Insignien des Propstes (Infel und Pedum) kombiniert werden konnte (IKO 424). Kennzeichnend für die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Bruckner nach 1945 ist das deutliche Zurücktreten der Person und der Biografie hinter dem Werk, das wie bei Adolf Frohner (1995) in Gestalt eines Skizzenblattes die Folie für das Profil des Komponisten bildete (IKO 552). Eben dieses Profil wurde in den vielfältigsten Varianten mit dem Geburtshaus, dem Stift und anderen Lebensstationen verbunden (IKO 554 u. ö.), damit die Herkunft und das antiurbane Wesen Bruckners unterstreichend. Daneben bediente man sich in unterschiedlichster Weise der bis dahin bekannten Typen der Bruckner-Ikonografie und verfremdete diese zu neuen Kreationen. In diesem Sinn steht die Ikonografie Bruckners bis heute v. a. unter dem Gesichtspunkt der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Traditionsbildung, in der im Laufe der Jahrzehnte alle bekannten Typen und Motive variantenreich durchgespielt werden konnten.
Literatur
- Lothar Schultes, Ein zweiter Seneca – Die Bruckner-Büste Victor Tilgners im Rahmen des neuzeitlichen Geniekults, in: Bruckner‑Symposion 1990Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Symposion. Musikstadt Linz – Musikland Oberösterreich. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1990. 19.–23. September 1990. Bericht. Linz 1993, S. 47–56
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Bruckner-Ikonographie IIRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 2: 1925 bis 1946. Nachträge zu Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 14). Wien 2004
- Bruckner-Ikonographie IIIBruckner-Ikonographie. Teil 3: 1947 bis 2006. Nachträge zu Teil 1 und 2. Gesamtregister der Künstler (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 18). Wien 2007
WERNER TELESKO
Bildgattungen
Briefmarken
Bruckner-Briefmarken wurden vornehmlich in Gedenk- und Jubiläumsjahren und zu den damit verbundenen Festlichkeiten, Ausstellungen oder Brucknerfesten herausgegeben. Auch Wohltätigkeitsmarken mit einer Serie von Komponisten-Porträts, die oft nur einen Monat gültig waren, wurden in den 1920er Jahren hergestellt.
IKO 142 (1922)
Brucknerporträt im Profil nach rechts von Rudolf Junk
(1880–1943) und Ferdinand Schirnböck (1859–1930). Diese Briefmarke gehörte zu
einer Serie Wohltätigkeitsmarken mit Bildnissen österreichischer Komponisten (Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Franz
Schubert, Johann Strauss,
Hugo Wolf). Ersttag:
24.4.1922, gültig bis 22.5.1922. Wert: 25 Kronen. Farbe: olivgrün.
IKO 200 (1924)
Verschlussmarke mit Brucknerkopf im Profil nach links.
Entwurf von Franz Kuna (1881–1943). Anlässlich des 100. Geburtstages Bruckners im
„Alleinverlag des Bruckner-Grabschutzbundes Ansfelden“ herausgegeben. Ohne
Frakturwert. Farbe: rotbraun und hellgrün.
IKO 364 (1949)
Brucknerporträt im Profil nach links von Ferdinand Lorber
(1883–1957). Gedenkmarke zum 125. Geburtstag Bruckners. Ersttag 3.9.1949. Wert: 40
Groschen. Farbe: grün.
IKO 438 (1974)
Entwurf von Otto Stefferl (* 1931), Stich von Alfred
Nefe (* 1923). Brucknerporträt im Profil nach links, das Brucknerhaus im Hintergrund.
Sonderpostmarke zur Eröffnung des Brucknerhauses in Linz am 23.3.1974 im Jahr des 150. Geburtstages des Komponisten.
Ersttag: 15.3.1974. Wert: 4 Schilling. Farbe: dunkelbraun.
IKO 574d (1996)
Entwurf von Peter Sinawehl (* 1948), Stich von
Gerhart Schmirl (* 1942). Bild der Bruckner-Orgel von St. Florian. Zum „100.
Todestag von Anton Bruckner“, anlässlich der Orgelweihe am 14.4.1996 der frisch
restaurierten Orgel und der Jubiläumsausstellung in St. Florian „Vom Ruf zum
Nachruf“. Ersttag: 6.4.1996. Wert: 5,50 Schilling. Farbe: blau.
IKO 601 (1996)
Brucknerkopf im Profil nach links (Vorlage: IKO 65)
über einem Notenblatt (Autograf der Dritten
Symphonie). Anlass für diese Briefmarke nach einem Entwurf von Antonia
Graschberger (* 1958) war das 2. Internationale
Brucknerfest Würzburg und der 100. Todestag Bruckners. Ersttag: 9.10.1996.
Wert: 100 Pfennig. Farbe: Graustufen, rot.
Nicht in der Bruckner-Ikonographie verzeichnet:
Insgesamt sechs Briefmarken
der Gesellschaft der Freunde Anton Bruckners in Japan mit
Aufkleber. Schattenbild eines unbekannten Bruckner-Profils nach links, darüber im
Rund „The Anton Bruckner Friends of Japan / since 1990“.
Fünf Briefmarken mit
je einer Abbildung verschiedener Blumen (Schafgarbe, Rose, Orchidee, Kohlröserl
und eine nicht näher definierbare Dolden-Blume) und dem Schattenbild einer
Bruckner-Büste, möglicherweise nach dem Werk Viktor Tilgners. Darunter:
„A. Bruckner 80 Nippon“, darüber im Bogen: „The Anton Bruckner friends of Japan“.
Wert: 80 Yen.
Briefmarke mit Schattenbild einer Bruckner-Büste, möglicherweise
nach dem Werk Tilgners, im Halbrund „The Anton Bruckner friends of Japan“, umrahmt
von stilisierten Blumen. Wert: 80 Yen. Farbe: hellblau, gelb.
Ohne IKO-Nummer als Nachtrag zur Bruckner-Ikonographie:
Verschlussmarke
(ca. 1934) mit Bruckner-Porträt im Profil nach links. Entwurf von Karl
Reisenbichler (1885–1962). Mit dem Schriftzug „Anton Bruckner 1824–1896“ und
rotunterlegtem Schriftbalken „Fördert / österreichische / Volksmusik“. Ohne
Frakturwert.
Marke aus Karelien (Finnland), vermutlich um 1996.
Bruckner-Halbprofil nach rechts. Wert: 2 Markka. Farbe: gelb.
Geldscheine und Münzen
IKO 135 (1920)
„Notgeld der Gemeinde Ansfelden“ mit Bruckner-Profil nach
links in verziertem Oval eines unbekannten Künstlers. Text auf der Rückseite:
„Gutschein welchen die Ortsgemeinde Ansfelden in Oberösterreich bis zum 31.
Dezember 1920 in gesetzlichem Bargelde einlöst. Ansfelden, 6. Mai 1920. Der
Bürgermeister“. Querformat. Wert: 50 Heller.
IKO 136 (1920)
Notgeld der Gemeinde St. Florian mit Bruckner-Profil nach
links im Rund, Wappen und zwei Lorbeerzweigen. Text oben mittig: „In harter Zeit
Gott Schutz verleiht. Dr. Anton Bruckner“. Text auf der linken Seite: „Auf Grund
des Sitzungsbeschlusses vom 15. März 1920 gibt die Gemeinde Markt St. Florian
Gutscheine aus und haftet für die Verbindlichkeit der Einlösung mit dem gesamten
Gemeindevermögen. Der Vizebürgermeister“. Text auf der rechten Seite: „Die
Einlösung erfolgt in gesetzlichem Bargelde innerhalb 4 Wochen nach Bekanntgabe bei
der Gemeindekasse. – Nachahmung wird gesetzlich bestraft. Der Bürgermeister“. Auf
der Rückseite findet sich die Ansicht von St. Florian. Querformat. Wert: 50
Heller.
IKO 137 (1920)
Notgeld mit einem Bruckner-Profil nach rechts im Oval
(Fotografie von Karl Hayd, vgl. IKO 18),
darunter findet sich folgender Text: „Wenn mich mein Gott einmal vor seinen
Richterstuhl ruft und ich mit meinen guten Werken als zu gering befunden werden
sollte so zeige ich auf mein ‚Te Deum‘ und ich hoffe er wird mir ein barmherziger
Richter sein“. Rückseitig: „Wahlschatzschein 80 Heller der deutschen Freiheits-
und Ordnungspartei in Oberöst. Dieser Anlehensschein bildet einen Teil des
Wahlfondes der deutschen Freiheits- u. Ordnungspartei in Oberösterreich. Die
Parteileitung wird die Einlösungsfrist verlautbaren. Dieser Schein verliert seine
Giltigkeit, wenn er nicht spätestens 3 Wochen nach Ablauf dieser Einlösungsfrist
bei den hiezu bestimmten Stellen vorgewiesen wird. Linz u. Wels im Sept. 1920. Die
Parteileitung der deutschen Freiheits- u. Ordnungspartei in Oberösterreich“.
Hochformat. Wert: 80 Heller.
IKO 381 (1954)
Auf einem 1.000 Schilling-Schein findet sich ein
Bruckner-Brustbild im Halbprofil nach links von Rudolf Zenzinger (1891–1978) und
der Aufschrift „Tausend Schilling / Oesterreichische Nationalbank Wien 2. Jänner
1954“. Die Rückseite zeigt die „Bruckner‑Orgel St. Florian“ mit Fanfaren
blasenden Putten in Wolken links davor von Rudolf Toth (1918–2009). Der Schein war
bis 30.4.1964 im Umlauf. Querformat.
IKO 401 (1962)
Der Bildhauer und Medailleur Edwin Grienauer (1893–1964)
gestaltete eine 25 Schilling-Münze in Silber. Die Vorderseite präsentiert ein
Bruckner-Profil nach rechts mit der Umschrift: „ANTON BRUCKNER 1962“. Die
Rückseite zieren die Wappen der neun österreichischen Bundesländer sowie die
Umschrift „REPUBLIK ÖSTERREICH“, mittig die Zahl „25“ in einem gepunkteten Kreis,
darunter „SCHILLING“. Format: rund, ∅ 3 cm.
IKO 575 (1996)
Zum 100. Todestag Bruckners erschien eine von Christa
Reiter (* 1957) gestaltete 20 Schilling-Münze mit einem Bruckner-Porträt
en face (eine Fotografie von Josef Löwy [1835–1902], IKO 69ff., wurde
seitenverkehrt verwendet). Die Bruckner‑Orgel in St. Florian sowie der Schriftzug
„ANTON / BRUCKNER“ sind seitlich des Profilbildes in vertikalen Streifenfeldern
platziert. Auf der Rückseite des Geldstücks findet sich in einem Quadrat mit
abgerundeten Ecken der Wert von „20 / SCHILLING“, die Umschrift lautet: „REPUBLIK
ÖSTERREICH 1996“. Format: rund, ∅ 2,8 cm.
Karikaturen
Karikaturen erzählen oft mehr über eine Persönlichkeit als eine ernste künstlerische Studie, weil die Beobachtung einer Eigenheit, einer Situation oder einer Beziehung einen charakteristischen Augenblick festhält und dadurch das Typische der/s Dargestellten auch humorvoll beleuchtet. Manche von den hier angeführten Karikaturisten waren auch Meister des Schattenbildes.
IKO 13, 14, 15, 16, 26, 112, 238
Ludwig Grande: Zeichnungen
zu verschiedenen Gelegenheiten.
IKO 24
Heinrich Gröber (1850–1934): Zeichnungen, Schattenbilder.
IKO 41–54, 60ff., 68, 78f., 94, 101ff., 108, 110, 217, 238, 334
Otto Böhler: Zeichnungen, Schattenbilder,
Scherenschnitte.
IKO 80
Hans Schließmann (1852–1920): Bruckner an der Orgel,
Schattenbild.
IKO 184 (o. J.)
Theodor
Zasche: Bruckner und die als Bestie dargestellte Kritik.
IKO 185 (o. J.)
Zasche: „Strauß-Konzert im Himmel“, Johann Strauss
dirigiert elf musizierende Engel, im Publikum Bruckner und zehn andere
Komponisten.
IKO 190 (1913)
Lothar Bechstein (1884–1936): Buchillustrationen,
Schattenbilder, in: Josef Seiling (Hg.), Musikalisch-historisch-lustiges Anekdotenbüchlein aus der Zeit von Bach und
Händel bis Richard Wagner […]. Diessen 1913.
IKO 192 (1919)
Zasche: „Das musikalische Wien“, Richard Strauss und Felix
Weingartner als Dirigenten, vor der
Silhouette Wiens u. a. Bruckner zu den Dirigenten
aufblickend, ein Mann hinter Bruckner hält einen Lorbeerkranz an sein Haupt.
IKO 441 (1974), 456 (1979), 470 (1981)
Florian [Rudolf Nemec]
(1926–1997): zur Brucknerhaus-Eröffnung und Linzer Klangwolke, in: OÖN 23.3.1974, S. 6 [Menschenmenge auf dem Weg ins
Brucknerhaus – „Eröffnungen müssen auch sein“]; OÖN
Magazin, Wochenendbeilage 15.9.1979, S. 8 [Klangwolke aus Lautsprechern
der Ars Electronica verdrängt Abgaswolke der Linzer
Industrieschlote – „Linz: Stark bewölkt“]; OÖN Magazin,
Wochenendbeilage 12.9.1981, S. 8 [Bruckner lauscht im Himmel der
Interpretation seiner Musik, die Engel um ihn herum sind wenig begeistert, Petrus
zischt ein „Pscht“ – „Linzer Klangwolke 81“].
IKO 457 (1978)
Hans Hubert Gerards (* 1959): Bilder einer
Ausstellung Variationen über ein Thema von Anton
Bruckner.
IKO 529 (1990)
Jean Veenenbos (1932–2005): anlässlich der Aufführung
Bruckners Neunter Symphonie im Wiener Musikverein unter Leonard Bernstein am 28.2.1990, in:
Der Standard 2.3.1990, S. 10.
IKO 541 (1993)
Gerhard Balder (* 1937): Buchillustrationen,
Schattenbilder, in: Helga Litschel, Hierauf erhob sich ein
Gemurmel. Anekdoten aus Oberösterreich. Linz 1993.
IKO 543 (1993)
Ironimus [Gustav Peichl] (* 1928): zum Marktjubiläum
von St. Florian.
IKO 544 (1993)
Alfred Kunzenmann (* 1931): Buchillustrationen,
u. a. Bruckner und Richard
Wagner, in: Christoph
Wagner, Oberösterreich heiter betrachtet. Ein fröhlicher Reiseführer
[…]. München 1993.
IKO 557 (1995)
Burke: Vergleich des ewig jungen, kreativen W. A. Mozart
[im Kinderstühlchen] und des alten, schwerfälligen Bruckner [im Rollstuhl], in:
The Sunday Times 26.11.1995.
IKO 593 (1996)
Renate Schuler (* 1968): anlässlich der Uraufführung
der Oper Geschnitzte Heiligkeit. Bruckner und die Frauen
von Peter Androsch (* 1963) am 17.9.1996 in Linz (Hommagen und Widmungen an Bruckner).
IKO 632 (2006)
Matthias Richter (* 1978): Theorie (Benjamin-Gunnar Cohrs) und Praxis
(Peter Jan Marthé) vom Himmel
(Bruckner) aus betrachtet, Abdruck in: The Bruckner
Journal 10 (November 2006) Nr. 3, S. 1.
Medaillen
Bruckner-Medaillen sind kleine Relief-Darstellungen aus den verschiedensten Materialien (Gips, Bronze, Silber etc.), die zu bestimmten Anlässen geschaffen wurden.
IKO 96 (1896)
Franz Xaver Pawlik (1865–1906): Bruckner im Profil nach
links.
IKO 97 (1896)
Joseph
Tautenhayn: Bruckner im Profil nach links, laut Göll.-A. (4/4, S. 21f.)
auf Veranlassung der Wiener Leo-Gesellschaft
entstanden.
IKO 131 (um 1914)
Leo Zimpel (1860–1923): die Vorderseite zeigt Bruckner
im Profil nach links, rückseitig findet sich eine Lyra zwischen Eichenzweigen und
dem Schriftzug „Ehrenzeichen MGV Kränzchen Steyr“.
IKO 149 (1924)
Tautenhayn: die Vorderseite zeigt Bruckner im Profil nach
links, rückseitig findet sich eine Ansicht des Stiftes St. Florian.
IKO 152 (1937?)
Arnold Hartig (1878–1982): Brucknerorgel mit der
Umschrift „Internationale Bruckner‑Gesellschaft Wien“.
IKO 229a–c (1926)
Künstler unbekannt (Arnold Hartig?): jeweils
Bruckner-Relief im Profil nach links; a) mit einer Lyra verziertes Abzeichen für
das „Gausängerfest Enns 8. Juni 1926“; b) Abzeichen für das „Brucknerfest in
Steyr“ mit Abbildung der Stadtpfarrkirche von Steyr und Orgelpfeifen; c) Abzeichen
der „Liedertafel Brucknerfreunde Kronstorf“.
IKO 247 (1930)
August Bodenstein (1897–1976): Brucknerkopf auf der
Vorderseite, knieender Mann mit Kreuz und Panflöte sowie die Umschrift „non
confundar in aeternum“ auf der Rückseite, anlässlich des I.
Internationalen Brucknerfestes in München.
IKO 253 (1931)
Karel Krikawa (1887–?): vorne Bruckner im Profil nach
links sowie vier Takte des Credo der Messe in f‑Moll, auf der
Rückseite eine Ansicht der Burg Brünn mit dem Schriftzug „Brünner
Männergesang-Verein 1861–1931“.
IKO 254 (1933)
Julio
Kilenyi: Bruckner im Profil nach rechts, Medal of Honor der Bruckner
Society of America (Kilenyi-Medaille).
IKO 261 (1934)
Hans Gerstmayr (1882–1987): Bruckner im Profil nach links
mit der Stadtpfarrkirche von Steyr im Hintergrund, „Gewidmet vom Steyrer M.G.V.“,
rückseitig: „Dem Sängerbund Frohsinn LINZ 24.11.1934“.
IKO 262 (1934, 1937)
Karl Goetz (1875–1950): anlässlich der Aufstellung einer
Bruckner-Büste in der Walhalla bei Regensburg, die Aufstellung war bereits für
1934 geplant, wurde jedoch auf 6.6.1937 verschoben, woraufhin eine neue Medaille
geprägt wurde.
IKO 281 (1938)
F. Plany: Bruckner im Profil nach links, Lorbeerkranz,
„Das Brucknerland Oberdonau den Verehrern seines großen Meisters“
IKO 298 (1946)
Alfred Hofmann (1879–1958): Bruckner im Profil nach links, auf
der Rückseite die Bruckner‑Orgel von St. Florian.
IKO 572 (1996)
Thomas Pesendorfer (* 1954): Erinnerungsmedaille zur OÖ.
Landesausstellung Vom Ruf zum Nachruf in St. Florian.
IKO 577 (1996)
Rudolf Koller (* 1943): anlässlich der Brucknertage
in Bayreuth 1996, auf der Vorderseite
Bruckner im Profil nach links, die Rückseite zeigt die Seitenansicht der
Schlosskirche Bayreuth. Vorlage: IKO 546 (1994).
Schattenbilder
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Wirkung eines Schattenbildes zu erzielen: Scherenschnitte, Grafiken und Tuschsilhouetten sowie Holzschnitte.
Scherenschnitte
Scherenschnitt-Künstler arbeiteten manchmal in Lokalen (Gasthäusern und Kaffeehäusern) und fertigten kleine Scherenschnitte gegen Bezahlung auf speziellen Wunsch der Gäste an.
IKO 41–54, 60ff., 68, 78f., 94, 101ff., 108, 110, 334
Otto Böhler,
Leiter der Böhler-Stahlwerke in Wien, machte zusätzlich eine künstlerische
Ausbildung, war Schüler von Wenzel Ottokar Noltsch (1835–1908), verlegte sich
aber bald auf die Produktion von Scherenschnitten und Silhouetten, besonders
aus dem Wiener Musikleben. Seine Beobachtungen und die gute Kenntnis des
musikalischen Umkreises (er hatte Kontakte zum Wiener Akademischen
Wagner-Verein) kam der lebendigen Schilderung von Beziehungen
und Begegnungen in seinen Bildern zugute. Bekannt geworden sind v. a.
seine Schattenbilder mit Bruckner, Johannes Brahms, Richard Wagner, Eduard Hanslick und anderen
Kritikern, Hans Richter, Johann Strauss, Bronisłav Huberman (1882–1947) und die
Szenen wie Bruckners Ankunft im Himmel und im Schlosspark Schönbrunn oder der
100. Geburtstag Franz Schuberts, wo Bruckner und andere Komponisten deutlich
erkennbar sind.
IKO 113–116
Hans Allmayer war
solch ein Künstler, ursprünglich Tapezierer, später Modezeichner und Maler. Er
arbeitete im Wiener Griechenbeisl (1. Bezirk, Fleischmarkt 11) und im Café
Siller (Schwedenplatz 3, damals Kaiser-Ferdinandsplatz). Auch im Wiener Prater
arbeiteten solche Künstler, um ihr Einkommen aufzubessern.
IKO 174
Von CE. oder EC. [unbekannt]: Bruckner im Profil nach
rechts.
IKO 218
Josefine Allmayer
fertigte schon als Kind besonders feine Scherenschnitte an, ganze Szenen, wobei
sie dann farbiges Seidenpapier unterlegte. Sie brachte diese Fertigkeit zu
besonderer Meisterschaft. Diese Schattenbilder wurden dann auch als Postkarten
für diverse Anlässe hergestellt.
IKO 325a–d
HA. Bernhardt [unbekannt]: Profildarstellungen von
Bruckner.
Grafiken, Tuschsilhouetten
IKO 24b (1886)
Von Heinrich Gröber (1850–1934) stammt die Tuschsilhouette
(IKO 24b) „Der ‚Meister‘ grüßt seine Jünger über die
Köpfe des Stammpublikum‘s hinaus“, 24.2.1890. Diese Fassung (es gibt
noch zwei Varianten IKO 24 und 24a) befindet sich in den Sammlungen der
Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien.
IKO 80 (um 1895)
Hans Schließmann (1852–1920) schuf eine Tuschsilhouette
mit Bruckner (ganze Figur) an einer Orgel sitzend im Profil nach links. Druck:
Verlag von Robert Mohr in Wien, Druck: Carl Fromme; Postkarte Brüder Kohn,
Wien, 1. Bezirk, Serie 107/1.
IKO 190 (1913)
Von Lothar Bechstein (1884–1936) sind Buchillustrationen
bekannt. IKO 190a: Bruckner mit dem Kaiser im Gespräch; IKO 190b:
Richard Wagner reicht einen Bierkrug, im Hintergrund Hans Richter. Vgl. Bruckner mit Kaiser Franz Joseph und Richard Wagner, in:
Josef Seiling, Musikalisch-historisches-lustiges Anekdotenbüchlein – aus der Zeit von Bach und Händel bis Richard Wagner, Dr. Richard Strauß
(!) und Caruso. 3 Bde. Diessen
vor München 1913.
IKO 541b (1993)
Gerhard Balder (* 1937) charakterisierte in
seiner Tuschsilhouette Bruckners Schwäche für das Weibliche in einer
freundlichen Darstellung.
Holzschnitte
IKO 302 (1946)
Von Klara Märzinger ist ein Holzschnitt im Linzer Kirchenblatt. Wochenschrift für die Katholiken des Bistums Linz
2 (21.7.1946), S. 1, bekannt.
Literatur
- Paul Niggl, Musiker-Medaillen. 2 Bde. Hofheim am Taunus 1965–1987
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Bruckner-Ikonographie IIRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 2: 1925 bis 1946. Nachträge zu Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 14). Wien 2004
- Bruckner-Ikonographie IIIBruckner-Ikonographie. Teil 3: 1947 bis 2006. Nachträge zu Teil 1 und 2. Gesamtregister der Künstler (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 18). Wien 2007
- www.abruckner.com
RENATE GRASBERGER