Stuttgart

Hauptstadt des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, bis 1918 Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Württemberg. Seit 1976 Universitätsstadt. 2005: ca. 592.000, 2019: ca. 634.000 EW.

Stuttgart kann auf eine reiche Bruckner-Tradition zurückblicken. Noch zu Lebzeiten des Komponisten wurde 1885 (1886?) das Streichquintett in F‑Dur aufgeführt (1893 ein weiteres Mal mit dem Schapitz-Quartett; Kammermusik) und 1891/92 das Te Deum, belegt durch Briefe Bruckners. Erstaufführungen der Symphonien in Württemberg durch die Hofkapelle unter verschiedenen Dirigenten begannen in Bruckners Todesjahr 1896 mit dem Adagio aus der Siebenten (Alois Obrist [1867–1910]), in weiterer Folge 1899 die Vierte (Obrist), 1900 die (vollständige) Siebente (Obrist) 1901 die Sechste (Wilhelm Pohlig), 1902 die Zweite (Pohlig), 1903 die Achte (Pohlig), 1904 die Neunte (Pohlig), 1906 die Fünfte (Pohlig) und 1909 die Dritte (Max von Schillings [1868–1933]). Die Sechste (1901) war zugleich die Uraufführung der ungekürzten, unveränderten Fassung.

Eine wichtige Rolle bei der Bruckner-Rezeption in Stuttgart spielte der Journalist, Musikschriftsteller und ‑wissenschaftler Karl Grunsky. Das im Oktober 1921 vom Bayreuther Bund veranstaltete, von ihm geleitete Stuttgarter Brucknerfest brachte Aufführungen der Vierten, Fünften, Achten und Neunten Symphonie (unter Fritz Busch [1890–1951]), der Messe in f‑Moll (Erich Band [1876–1945]; Messen), kleinerer geistlicher Kompositionen (Stuttgarter Madrigalvereinigung, unter Hermann Keller [1885–1967]) und des Ave Maria (WAB 7). Grunsky gab zu den symphonischen Konzerten jeweils Einführungsabende mit Erläuterungen und musikalischen Präsentationen eigener Übertragungen an zwei Klavieren (mit dem Dortmunder Gerard Bunk [1888–1958]; Bearbeitungen).

1926, dem Gründungsjahr zahlreicher Brucknerbünde, rief Grunsky in Stuttgart den Württembergischen Bruckner-Bund (Bruckner-Gesellschaften) ins Leben, war bis 1929 dessen Vorsitzender und organisierte in der Folgezeit ca. 20 Veranstaltungen, u. a. mit der Messe in e‑Moll, der Messe in d‑Moll (1928) und weiteren Symphonie-Aufführungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führten in Stuttgart eine große Zahl über die Landesgrenzen hinaus bekannter Orchester und Ensembles die Verbreitung und Pflege des Bruckner‘schen Œuvres (Symphonien, symphonische Chorwerke) mit anhaltender Publikumsresonanz bis in die jüngste Zeit weiter, u. a. das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (später des Südwestrundfunks; Hans Müller-Kray [1908–1969], Sergiu Celibidache, Uri Segal [* 1944], Sir Neville Marriner [1924–2016], Ferdinand Leitner, Gustav Kuhn [* 1945], Sir Roger Norrington [* 1934] u. a.), das SWR Vokalensemble (u. a. Marcus Creed [* 1951]), die Stuttgarter Philharmoniker (Hans Zanotelli [1927–1993], Heinz Mende [1915–1987]), das Württembergische Staatsorchester (Lovro von Matačić, Václav Neumann, Dennis Russell Davies), die Klassische Philharmonie und Kammerchor Stuttgart (Frieder Bernius [* 1947]), die Gächinger Kantorei und Bachkollegium Stuttgart (Helmuth Rilling [* 1933]). 1998 wurde das Bruckner-Sinfonie-Orchester Stuttgart zur Förderung des Orchesternachwuchses gegründet.

In der 1984 erweiterten Neuen Staatsgalerie Stuttgart ist Fritz von Uhdes Gemälde Das Abendmahl (1886, IKO 23a; Ikonografie) wieder zu sehen. Es zeigt den Kopf Bruckners im Kreis der Jünger Jesu. Maler und Komponist waren einander 1885 in München anlässlich einer Aufführung der Siebenten Symphonie begegnet.

Literatur

HERMANN JUNG

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.8.2020

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