Feichtingers Erben (Verlag)

Die heute noch bestehende Druckerei in Linz geht auf jene zweite Linzer Offizin, die 1674 von Hans Jakob Mayr (* ? Kempten, Bayern/D, † 1682/83 Linz, Oberösterreich/A) gegründet wurde, zurück. Ab 1677 war sie Verlegerin und Herausgeberin der Linzer Zeitung und wurde bald mit landesherrlichen und landschaftlichen Privilegien ausgestattet. 1683 übernahm Johann Rädlmayr (* ?, † ?) die Offizin, Anfang der 1720er Jahre Johann Michael Feichtinger (* ca. 1693 [Ort?], † 10.12.1768 Linz). 1768–1793 führte Johann Michael Feichtingers Witwe Maria (Anna) Katharina (* ca. 1725 [Ort?], † 1.7.1793 Linz) das Geschäft weiter, bis es 1793 von deren Sohn Josef (* 1765 Linz, † 25.4.1815 Bregenz, Vorarlberg/A) übernommen wurde. Unter Maria (Anna) Katharina Feichtinger konnte der Verlag ein Privileg für den Druck von Normalschulbüchern für das Land ob der Enns (später auch für Salzburg) erwerben und wurde mit der Gründung des Theaters 1787 auch Theaterdrucker. Unter Josef Feichtinger übersiedelte der Betrieb vom Stammhaus in der Domgasse 6–8 auf den Hauptplatz, wo Druckerei, Verlag und Verkauf bis weit in das 20. Jahrhundert blieben. 1800 zerstörte der große Linzer Brand auch die Druckerei, dann wurde der Betrieb aufgrund der Napoleonischen Kriege fast eingestellt; Josef Feichtinger musste vor den Franzosen nach Bregenz fliehen, wo er 1815 starb. Seine Frau Josefa (* ca. 1773 [Ort?], † 8.11.1847 Linz) leitete 1810–1845 die Geschäfte in Linz. 1845 erfolgte die Übernahme durch Feichtingers Schwiegersohn Victor Drouot (* 10.6.1811 Horschitz/Böhmen [Hořice/CZ], † 6.5.1897 Linz, Oberösterreich/A), der bis 1897 den Betrieb leitete, modernisierte und erweiterte. So war er ab der Jahrhundertmitte die erste Druckerei in Oberösterreich, die für den Musikaliendruck in größerem Umfang eingerichtet war. Hier erschien nicht nur das Schulliederbuch für die Normalschulen von Adalbert Proschko (1834–1923), Liederquelle, sondern auch das Kommersbuch der Wiener Studenten von Max Breitenstein (1853–1926).

Der Druck von Bruckners In Sanctum Angelum custodem hymnus 1869 – es ist das zweite Werk Bruckners, das im Druck erschien –, sticht aus dem Verlagsprogramm heraus. Hingegen entspricht die Sammlung von Wahl- und Sängersprüchen. Sängergrüße, Fest- und Trinksprüche. Gesammelt und herausgegeben von H. P. Den oberösterreichischen und salzburgischen Gesangvereinen gewidmet, die der Archivar der Liedertafel „Frohsinn“, Hans Poscher (1855–1914), 1888 herausgab, ganz der Linie des Musikalienverlages bei Feichtinger. In dieser Sammlung finden sich unter den Nummern 68 und 89 die Werke „Das Frauenherz, die Mannesbrust“ und „Des Höchsten Preis, des Vaterlandes Ruhm“ von Bruckner (die Linzer Zeitung, 1.4.1888, nennt „Jos. Feichtingers Erben“ als Verleger, in den Exemplaren in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek ist jedoch einmal „Linz: Selbstverlag“, im 2. Exemplar „Linz: E. Mareis“ angegeben). 1905 erschien in Wahl- und Sängersprüche. Gesammelt von der Liedertafel „Frohsinn“, Linz auch Bruckners Motto „Freier Sinn und froher Mut“.

Literatur

ELISABETH TH. HILSCHER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.9.2017

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Abbildungen

Abbildung 1: Linz, Hauptplatz 18 (© Christian K. Fastl)

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft