Trauungs-Chor (WAB 49) „O schöner Tag, o dreimal sel‘ge Stunde“
Vierstimmiger Männerchor mit Soloquartett und Orgel in F‑Dur
Sätze: | Chor: „Feierlich, nicht schnell“; Solo-Quartett: „Etwas bewegt“; Chor da capo |
Text: | Franz Isidor Proschko |
EZ: | 8.1.1865 in Linz |
W: | Karl Kerschbaum („[…] zur Vermählungsfeier seines Freundes P T H. Karl Kerschbaum mit Frl. Marie Schimatschek.“) |
UA: | 5.2.1865 (nicht, wie oft zu lesen, 6.2.) anlässlich der Trauung des Brautpaares Kerschbaum-Schimatschek in Linz, Stadtpfarrkirche (Liedertafel „Frohsinn“; kirchliche Handlung durch Ferdinand Kerschbaum, den Bruder des Bräutigams) |
Aut.: | Archiv der Linzer Singakademie (o. Sign.) |
ED: | Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 3/2, S. 219–224 (1930; Faksimile) |
NGA: | Band XXIII/2 (Angela Pachovsky/Anton Reinthaler, 2001) |
Die langjährige Freundschaft mit dem bei der Liedertafel „Frohsinn“ in führenden Positionen tätigen „Gemeinde-Offizial“ K. Kerschbaum veranlasste Bruckner zu die Komposition (Widmungsträger). Auch die Braut, Maria, eine Tochter des von ihm bevorzugten Notenkopisten Franz Schimatschek, war Bruckner bekannt; somit hatte er einen doppelten Grund, einen Beitrag zur Trauung zu leisten. Den kurzen Text verfasste der damalige Linzer Beamte Proschko. Zuweilen findet sich der Titel Trauungslied (Göll.-A. 3/1, S. 309 bzw. 3/2, S. 219f.).
Die wirkungsvolle Vertonung der 1. Strophe für Männerchor, der 2. für Soloquartett, worauf der Chor die 1. Strophe wiederholt, macht mit ihrem weihevollen Charakter und Ernst aus dem wenig inspirierten Text ein abwechslungsreiches Stück mit sparsamer Orgelbegleitung. Das Werk entspricht ganz und gar dem feierlichen kirchlichen Zweck und verleugnet mit charakteristischen Zügen nicht den Komponisten der großen Messe in d‑Moll.
Die Komposition wurde bei der Uraufführung in einer ausführlichen Besprechung in der Linzer Zeitung als „originelle Geistesschöpfung“ (8.2.1865, S. 127) bezeichnet, wird aber heute als Gelegenheitswerk abqualifiziert. Nennenswerte Aufführungen sind bislang nicht festzustellen.
Literatur
- Linzer Zeitung 8.2.1865, S. 127
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 3/1, S. 308–311
- Franz Gräflinger, Anton Bruckner. Leben und Schaffen (Max Hesses Handbücher 84). Berlin 1927, S. 84f.
- Helga Ebner/Jakob Ebner/Rainer Weißengruber, Literatur in Linz. Eine Literaturgeschichte (Linzer Forschungen 4). Linz 1991, S. 251–257
- Helga Ebner, Literatur in Linz zur Zeit Bruckners, in: Bruckner-Tagung 2005Theophil Antonicek/Andreas Lindner/Klaus Petermayr (Hg.), Bruckner-Tagung St. Florian 2005. Der junge Bruckner. Stift St. Florian, 15.–18. September 2005. Bericht (Bruckner-Vorträge). Wien 2008, S. 117–136