Waldeck (Waldek), Karl (Borromäus)

* 21.9.1841 St. Thomas am Blasenstein, Oberösterreich/A, † 25.3.1905 Linz, Oberösterreich/A. Organist (1868–1890) und Kapellmeister (1890–1905) an der Linzer Dom- und Stadtpfarrkirche, Musiklehrer.

Entstammte einer kinderreichen Lehrerfamilie und besuchte die Präparandie in Linz (Zeugnis 1858). Schulgehilfe in Grünburg, Frauenstein (Gemeinde Molln), seit 1861 in Linz an der Filialschule in St. Martin am Schullerberg; er musste wegen einer Lungenerkrankung den Lehrberuf aufgeben. Im Spiel von Orgelstücken wie auch bei Improvisationen entwickelte er, ähnlich seinem Freund Bruckner, große Fertigkeiten. Als Kapellmeister führte er den Domchor zu bedeutendem Niveau und litt mit seiner besonderen Vorliebe für klassische instrumentale Kirchenmusik (Wolfgang Amadeus Mozart) unter engherzigen Ansichten von Anhängern des Cäcilianismus.

Waldeck lernte Bruckner 1856 oder 1857 kennen, wurde sein Schüler und supplierte bei Orgeldiensten seines Lehrers. Nach Absolvierung der Lehrerausbildung bestand keine Verbindung mit Bruckner. Erst mit der Versetzung Waldecks nach Linz (1861) entwickelte sich eine beiderseitige hilfreiche Freundschaft. Aus dem engen persönlichen, fast täglichen Kontakt ergaben sich für Waldeck ausführliche Einblicke in das Leben des Menschen und Künstlers Bruckner, welche die Forscher Franz Gräflinger und August Göllerich in ihre Veröffentlichungen einfließen ließen.

Bruckner empfahl Waldeck bei seinem Scheiden von Linz (1868) als Nachfolger, hielt die Verbindung auch von Wien aus aufrecht, und wusste in ihm einen Stützpunkt in Linz für Informationen und Besorgungen.

Etwa 50 Kompositionen Waldecks beschränken sich vor allem auf kleinere Formen für liturgische Zwecke mit bemerkenswerten Leistungen. Sie sind zum geringen Teil gedruckt, meist nur handschriftlich überliefert und werden heute selten aufgeführt (Werkverzeichnis vgl. Kaiser, S. 380–391).

Werke

• Gradualien, Offertorien, Hymnen, Proprienvertonungen, Responsorien
• Orgelwerke
• Klavierstücke
• Bearbeitungen für Klavier

Literatur

• Franz Gräflinger, Karl Waldeck. Kirchenmusikalische Streiflichter. Linz 1911
• Cornelius Preiß, Karl Waldeck (1841–1905), in: Eduard Straßmayr (Hg.), Oberösterreichische Männergestalten aus dem letzten Jahrhundert. Linz 1926, S. 96–100
• Franz Gräflinger, Anton Bruckner. Leben und Schaffen. Berlin 1927, S. 283–296
• Ikarus Kaiser, Der Dom- und Stadtpfarrkapellmeister Karl Borromäus Waldeck und die Orgel der Stadtpfarrkirche in Linz. Aus Anlaß der 100. Wiederkehr seines Sterbetags, in: Dom- und StadtpfarrorganistElisabeth Maier, Anton Bruckner als Linzer Dom- und Stadtpfarrorganist. Aspekte einer Berufung. Mit einem Beitrag von Ikarus Kaiser (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 15). Wien 2009, S. 369–392 [inkl. Werkverzeichnis]
• ABCD
• Christian Fastl/Alexander Rausch, Art. „Waldeck (Waldek), Familie“, in: www.musiklexikon.ac.at [14.1.2019]