Desing, Julius
* 16.3.1854 Wien/A. † 18.3.1927 Wien/A. Violinist.
1866–1871 wurde Julius Desing am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien in Violine von Georg Hellmesberger d. Ä. (1800–1877), Anton Thalmann (ca. 1825–1888) und Carl Heissler (1823–1878) ausgebildet, 1869–1871 belegte er das Nebenfach Klavierbegleitung bei Anton Drill (?–ca. 1906) sowie Harmonielehre bei Leopold Alexander Zellner. Vermutlich in der Zeit zwischen 1872 und 1877 verrichtete Desing Militärdienst. Spätestens ab 1883 war er Mitglied des Wiener Hofopernorchesters und der Hofmusikkapelle und folgte dabei auf Joseph Böhm (1795–1876). Ab 1884 gehörte er als Bratschist den Wiener Philharmonikern an. In den 1880er Jahren erteilte er zeitgleich Geigenunterricht am Israelitischen Blindeninstitut in Wien. 1902–1909 war er Schriftführer im Komitee der Wiener Philharmonikern und ca. 1897–1909 Sekretär im Verein Nikolai. 1921 trat er in den Ruhestand, wobei er weiterhin öffentlich auftrat.
Obwohl Desing sicher zum aktiven Musikleben Wiens in den 1880er Jahren zu zählen ist, ist bisher kein direkter Kontakt mit Bruckner nachgewiesen. Dass dieser Kontakt dennoch bestand, ist gerade mit Blick auf Desings Ausbildung am Konservatorium anzunehmen, obwohl der für das Schuljahr 1871/72 in Desings Matrikel eingetragene Kurs für Harmonielehre bei Bruckner wieder gestrichen wurde. Wie kurzfristig Desing für die Erstaufführung des Streichquintetts in F-Dur im Rahmen des internen Vereinsabends des Wiener Akademischen Wagner-Vereins im Bösendorfer-Saal des Musikvereins am 17.11.1881 gewonnen wurde, ist nicht bekannt, er taucht allerdings namentlich in den Ankündigungen auf. Desing ergänzte das für die Uraufführung verantwortliche Winkler-Quartett – es ist bisher jedoch keine weitere Aufführung nachgewiesen, bei der Desing das Winkler-Quartett erweiterte. Für die folgende Aufführung des Streichquintetts in F-Dur am 5.4.1884 wurde Desing bereits durch Franz Schalk ersetzt. Ob die teils schlechte Kritik („Leider wurden nur drei Sätze desselben gebracht und die ausführenden jungen Kräfte, die Herren Winkler, Lillich, Kreuzinger, Desing und Luca [sic], obgleich voll Eifer und ersichtlicher Begabung waren den ungeheueren Schwierigkeiten dieser gewaltigen Composition nicht ganz gewachsen; […]“, [Morgen-Post, 18.11.1881, S. 4]) der Uraufführung auf Desings Mitwirken zurückgeführt wurde, bleibt spekulativ.
Literatur
- Jahresberichte der Gesellschaft der Musikfreunde 1866–1871
- Morgen-Post, 18.11.1881, S. 4
- Die Neuzeit 13.5.1887, S. 186
- Der Tag 11.11.1923, S. 11
- Neuigkeits-Welt-Blatt 5.10.1909, S. 12
- Christian Merlin, Die Wiener Philharmoniker. Das Orchester und seine Geschichte von 1842 bis heute. Wien 2017, Bd. 2, S. 91
- Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten 1854 (Wien V), fol. 45
- Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Matrikel von Julius Desing 1866–1871
- Taufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten 1895 (Wien V), fol. 94
- Trauungsbuch der Pfarre Perchtoldsdorf 1878–1896, fol. 127
- Sterbebuch der Pfarre Ober St. Veit 1923–1934 (Wien XIII), fol. 373