Instrumentation der Pathétique (WAB add 266)

Instrumentationsübung von Beethovens Sonate Pathétique für 2 Fl., 2 Ob., 2 Klar. in B, 2 Fg., 2 Hr. in B, 2 Trp. in C, 3 Pos., Pk. in G und C, Str.

„Grave“ – „Allegro di molto e con brio“

EZ: zwischen 7./8.9. und Anfang Oktober 1862
UA: 30.4.2016 in Nürnberg (Orchester-Gemeinschaft Nürnberg; Christian Hutter [* 1969])
Aut.: ÖNB‑MS (Mus.Hs.44706, Kitzler-Studienbuch)
ED: s. NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet)
NGA: Band XXV (Paul Hawkshaw/Erich Wolfgang Partsch, 2014; Faksimile)

Die Instrumentationsübungen im Kitzler-Studienbuch beginnen am 26.8.1862 mit Ausarbeitungen für Bläserensembles und enden zwei Monate später mit eigenen Orchesterwerken (Marsch für Orchester in d‑Moll usw.). Dazwischen fällt u. a. eine Instrumentation der Exposition des 1. Satzes der Sonate Pathétique in c‑Moll für Klavier op. 13 von Ludwig van Beethoven (Kitzler-Studienbuch, S. 234–250). Etwa Anfang Oktober dürfte Bruckner diese Arbeit beendet haben, denn schon am 12.10.1862 lag, nach Ausarbeitung verschiedener Entwürfe und Skizzen, der Marsch für Orchester in d‑Moll fertig vor.

Direkt nach der Niederschrift der „Grave“-Einleitung entschied sich Bruckner, möglicherweise auf Anraten Otto Kitzlers, T. 5–10 anders zu instrumentieren und notierte die neue Version dieser Takte unmittelbar anschließend. Die Korrekturen im darauffolgenden „Allegro“-Teil wurden im durchlaufenden Text vorgenommen und zwar meistens mit Tinte, gelegentlich auch mit Bleistift. Einige Bleistiftkorrekturen sind nicht von Bruckner; sie stammen sicher von Kitzler, an den wohl auch die von Bruckner gestellten Fragen zu Stimmführung, Notationsproblemen etc. und Verweise auf die Kompositionslehre von Adolf Bernhard Marx (1795–1866) gerichtet sind. Verstöße Beethovens gegen die Stimmführungsregeln wurden von Bruckner nicht beseitigt, aber kommentiert: verdeckte Quinten in T. 3f. und die Auflösung einer Septime nach oben im 1. und 5. Takt auf S. 245, wobei Bruckner hier tatsächlich eine Korrektur des Beethoven‘schen Textes in Erwägung zieht. Angaben zur Artikulation, wie staccato-Punkte, finden sich nur vereinzelt und unsystematisch, zur Dynamik nur auf S. 246f. In einigen Fällen fordert Bruckner, dass im doppelt besetzten Holz nur die 1. Stimme zu spielen hat („Solo“ oder „I.mo“); der zugehörige, das Solo beendende Vermerk „duo“ findet sich nur auf S. 250 in der Flöte – Bruckner notierte übrigens bei der Besetzung anfänglich immer „Flauto“, auch wenn er zweistimmig setzte, und erst ab S. 248 „Flauti“. Das Fehlen solistischer Blechbläsereinsätze und auch die für den späten Bruckner untypische Verwendung des solistischen Fagotts lassen in dieser Beethoven-Instrumentierung das Klangbild des reifen Symphonikers noch nicht erahnen.

Literatur

FRANZ SCHEDER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 18.11.2019

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Quellen (Werkverzeichnis)

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft