Exner, Adolf
* 5.2.1841 Prag/Böhmen (Praha/CZ), † 10.9.1894 Kufstein, Tirol/A. Jurist.
Exner stammte aus einer der bedeutendsten Wissenschaftlerfamilien der österreichisch-ungarischen Monarchie. Er besuchte das Theresianum in Wien und studierte Jus an der Universität Wien (1863 Dr. jur.). Mit einem Stipendium besuchte er anschließend noch die Universitäten Leipzig, Heidelberg und Berlin. 1866 habilitierte er sich in Wien für Römisches Recht und erhielt zwei Jahre später für dieses Fach eine Berufung an die Universität Zürich, wo er bis 1872 lehrte. Ab 1872 war er an der Wiener Universität als Nachfolger Rudolf von Iherings (1818–1892) tätig.
Im Studienjahr 1883/84 war Exner Dekan, 1891/92 Rektor. Er war Vizepräsident der Juristischen Gesellschaft, wurde 1892 lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und 1894 Mitglied des Reichsgerichtes in Wien. Aus seiner Feder stammen wichtige Publikationen insbesondere über sachenrechtliche Fragen. Zu seinen Schülern zählte u. a. Kronprinz Rudolf. Sein von der Stadt Wien in Obhut übernommenes Grab befindet sich auf dem Dornbacher Friedhof (Gruppe 9, Nr. 32 A); im Arkadenhof der Wiener Universität findet sich seine von Hans Bitterlich (1860–1949) geschaffene Büste, die 1896 enthüllt wurde.
Exner war jener Rektor der Universität Wien, der beim Festkommers zu Ehren des frischgebackenen Doktors Bruckner (Ehrendoktorat) in den Wiener Sophiensälen am 11.12.1891 den denkwürdigen Ausspruch tat: „Wo die Wissenschaft Halt macht, wo ihr unübersteigliche Schranken gesetzt sind, da beginnt das Reich der Kunst, welche das auszudrücken vermag, was allem Wissen verschlossen bleibt. Ich beuge mich vor dem ehemaligen Unterlehrer von Windhaag.“ (Göll.-A. 4/3, S. 200f.). Zuvor, am 14.11.1891, hatte er Bruckner brieflich mitgeteilt, dass der Akademische Senat der Universität Wien die Widmung der Wiener Fassung der Ersten Symphonie „mit dem Ausdrucke besonderen Dankes“ entgegengenommen habe (Briefe II, 911114).
Schriften
- Die Lehre vom Rechtserwerb durch Tradition nach österreichischem und gemeinem Recht. Wien 1867
- Das Publizitätsprinzip. Studien zum österreichischen Hypothekenrecht. Wien 1870
- Kritik des Pfandrechtsbegriffes nach römischem Recht. Leipzig 1872
- Das österreichische Hypothekenrecht. Leipzig 1876
- Grundriß zu Vorlesungen über Geschichte und Institutionen des römischen Rechts. Wien 1882
- Erinnerung an Brinz. Vortrag in der Vollversammlung der Wiener juristischen Gesellschaft vom 23. December 1887. Wien 1888
- Über politische Bildung. Inaugurationsrede gehalten am 22. October 1891. Prag u. a. 1891
Literatur
- Enthüllung der Büste Adolph Exner’s, in: Die Presse 22.6.1896, S. 1f.
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3
- Eduard Kranner, Gottfried Keller und die Geschwister Exner. Basel 1960
- Irmgard Smidt (Hg.), Aus Gottfried Kellers glücklicher Zeit. Der Dichter im Briefwechsel mit Marie und Adolf Exner. Zürich 1981
- Theophil Antonicek, Anton Bruckner und die Universität, in: Bruckner-Symposion Leipzig 1987Steffen Lieberwirth (Hg.), Kongreßbericht zum V. Internationalen Gewandhaus-Symposium. Anton Bruckner – Leben, Werk, Interpretation, Rezeption. Anläßlich der Gewandhaus-Festtage 1987. Leipzig, 9.–11. Oktober 1987. Leipzig 1988, S. 28–33
- Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
- Ivo Pfaff, Art. „Exner, Adolf“, in: www.deutsche-biographie.de [14.5.2019]
- Art. „Exner, Adolf“, in: www.biographien.ac.at [14.5.2019]