Kattinger, Anton
* 21.11.1798 Vorderweißenbach, Oberösterreich/A, † 17.6.1852 Kremsmünster, Oberösterreich/A. Organist.
Der Sohn eines Wundarztes kam 1812 als Sängerknabe ins Stift St. Florian und dürfte hier auch seine musikalische Ausbildung genossen haben. (Sein Bruder Ignaz Kattinger war Schüler des Wilheringer Organisten und Gerichtsschreibers Anton Weiß, des Onkels von Bruckners Cousin Johann Baptist Weiß.) Zusammen mit Bruckner diente Kattinger in den Jahren 1848/49 auch einige Zeit als Nationalgardist. Aus dem gleichen Jahr stammt ein Bericht über ein Orgel-Wettspiel in St. Florian, an dem außer Bruckner auch Kattinger und J. B. Weiß teilnahmen.
Am 22.3.1818 (Walch, S. 60: 22.4.1816) löste Kattinger in St. Florian den Kanzleibeamten und Organisten Franz Xaver Schäfler an der Orgel ab und übernahm 1819 zusätzlich eine Stelle als Schreiber am St. Florianer Patrimonialgericht. Am 9.8.1835 heiratete er Maria Schäfler (* ca. 1800), Tochter des Schullehrers Johann Schäfler in Reichenstein. Ihr Tod am 24.12.1849 war der Anlass für Kattingers Übersiedlung nach Kremsmünster, wo er als Steuerbeamter tätig war. Kattingers Sohn, Friedrich Anton (* 27.8.1839 St. Florian, † 1895 Budapest/H), ist 1850/51–1859 als Student in Kremsmünster nachweisbar; er wurde später k. k. Oberleutnant im 71. bzw. 40. Infanterie-Regiment. Nach Ablauf des Trauerjahres heiratete Anton Kattinger am 25.2.1851 die Kupferschmiedstochter Catharina Racher (* ca. 1827). Er spielte häufig Orgel im Stift Kremsmünster, sehr „zum Verdruss des dortigen Stiftsorganisten Mathias Mittermair“ (Walch, S. 61).
Bruckner hatte Kattingers Unterricht, den man wegen seiner beeindruckenden Improvisationskünste den „Beethoven der Orgel“ nannte, schon während seines ersten Aufenthaltes in St. Florian (1837–1840) genossen. Neben praktischer technischer Ausbildung im Orgelspiel regte Kattinger den jungen Bruckner auch zu eigenen Harmonielehre‑ und Generalbassstudien an und setzte ihn als Organist in den sonntäglichen Messen ein. Als Bruckner 1845 nach St. Florian zurückkehrte, schien er sich neben seinem Beruf als Lehrer in erster Linie als Organist vervollkommnen zu wollen. Zwar dauerte der Unterricht bei Leopold von Zenetti in gelockerter Form noch an, die meiste Zeit galt jedoch dem Unterricht bei Kattinger und dem Orgelspiel, dem Bruckner täglich an die zwei Stunden vorbehielt. Von Kattinger stammt ein mit 2.3.1848 datiertes Zeugnis über Bruckners Fähigkeiten im Orgelspiel. Eigene Werke Kattingers sind laut Walch (s. Lit.) nicht nachweisbar. Kattinger war Mitglied des Vereines zur Beförderung der bildenden Künste in Wien. Vermutlich war sein Vorbild auch die Ursache, dass Bruckner 1851–1853 unentgeltliche Kanzleidienste im Gericht St. Florian versah und sich davon offenbar eine Anstellung als definitiver Stiftsorganist sowie eine Verbesserung seiner Besoldung erhoffte.
Literatur
- Korpskommando und Matrikelamt, in: Neuigkeits-Welt-Blatt 31.10.1896, S. [13]
- Franz Linninger, Orgeln und Organisten im Stift St. Florian. Ein Beitrag zur Musikgeschichte des Stiftes, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 9 (1955) H. 2/3, S. 171–186
- Elisabeth Maier, Bruckners oberösterreichische Lehrer, in: Bruckner-Symposion 1988Othmar Wessely (Hg.), Bruckner-Symposion. Anton Bruckner als Schüler und Lehrer. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1988. 21.–25. September 1988. Bericht. Linz 1992, S. 35–49
- Johanna Walch, Das Musikschaffen der Organisten des Stiftes St. Florian ab dem Bau der Krismannorgel 1770/1774. Diss. Wien 2009
- OÖ. Landesarchiv, Nationalgarde Oberösterreich, Standesausweise 1849, Nr. 9
- Trauungsbuch-Duplikat 1835 der Pfarre St. Florian bei Linz, [pag. 3]
- Taufbuch-Duplikat 1839 der Pfarre St. Florian bei Linz, [pag. 9]
- Trauungsbuch-Duplikat 1851 der Pfarre Kremsmünster, [pag. 2]