Zenetti, Leopold von

* 15.11.1805 Enns, Oberösterreich/A, † 12.10.1892 Enns. Musiker und Komponist.

Sohn des angesehenen Bürgers, Mesners und Musikers Joseph Anton von Zenetti (1759–1831) in Enns. Er genoss eine fundierte Allgemeinbildung (u. a. am Gymnasium und an der Präparandie in Linz) und machte schon bald durch seine musikalische Begabung auf sich aufmerksam. Vermutlich waren Franz Xaver Glöggl (1764–1839) in Linz und Johann Nepomuk Albert Maxandt (1750–1838) in Friedberg im Böhmerwald (Frymburk nad Vltavou/CZ) seine Musiklehrer. 1827/28 war Zenetti in Waidhofen an der Ybbs (wahrscheinlich als Musiker oder Privatlehrer), seit 1829 in seiner Heimatstadt Enns als Regens chori, Organist und Mesner der Stadtpfarrkirche, nebenbei auch als Kopist, ausübender Musiker (Violine, Violoncello, Orgel), Komponist und Privatmusiklehrer tätig und war als Vorstand des Geselligkeits-Vereins in Enns Organisator großer Konzerte.

Von Zenetti sind mehrere Kompositionen bekannt. Bei entschieden konservativer musikalischer Grundeinstellung scheint er eine überdurchschnittliche Literaturkenntnis und ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein gehabt zu haben, was sich auch in der Zusammensetzung seiner leider nicht ganz vollständig, jedoch zu einem großen Teil erhaltenen Notenbibliothek (heute in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek) widerspiegelt. In ihrer Auswirkung auf Lebensgang und Berufsweg Bruckners darf die Rolle Zenettis nicht unterschätzt werden.

Zenetti unterrichtete den jungen Bruckner (Ausbildung und Lehrer Bruckners) während dessen Anstellung in Kronstorf (1843–1845) und in gelockerter Form bis 1855, als Bruckner schon in St. Florian tätig war. Von Kronstorf aus suchte Bruckner Zenetti oft bis zu dreimal wöchentlich auf. Als Arbeitsgrundlagen dienten die Schriften Daniel Gottlob Türks (1750–1813), Von den wichtigsten Pflichten eines Organisten (1787) und Kurze Anweisung zum Generalbaßspiel (1791). In Bruckners Kronstorfer Zeit fiel auch das Bekanntwerden mit Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier und den Orgelchorälen, die Zenetti besonders bevorzugt haben soll (vgl. Göll.-A. 1, S. 220f.). Daraus lässt sich mit einiger Sicherheit schließen, dass auch kontrapunktische Studien betrieben wurden; schriftliche Zeugnisse darüber sind jedoch offensichtlich verlorengegangen, ebenso wie der Bach-Bestand von Zenettis Notenbibliothek. Als einziger Beleg hiefür können Kompositionen Bruckners und Zenettis herangezogen werden, in denen imitatorische Einsätze mit einiger Gewandtheit verwendet wurden, so etwa in Bruckners Christus factus est I (WAB 9, entstanden 1844), auf dessen Titelblatt Bruckner notierte: „auch ein fug[iertes] Kyr[ie] u Glor[ia] [1]845 comp.“ (Stadtarchiv Wels, Inv.Nr.2691). Beide Messsätze (Kyrie und Gloria) sind verschollen, die Bemerkung zeigt aber deutlich, dass die Studien schon damals auch die Grundbegriffe kontrapunktischer Schreibweise umfasst haben müssen.

Der Unterricht Zenettis in Klavier, Orgel und Musiktheorie war zwar ganz auf eine zukünftige Laufbahn als Organist abgestimmt, ist jedoch durch den Umstand, dass Bruckner zu eigenem Schaffen ermutigt wurde, von eminenter Bedeutung. Er übte aufgrund seines hohen Bildungsniveaus, seiner Begeisterung für die Werke speziell der Wiener Klassiker und Franz Schuberts sowie durch seine fundierten theoretischen Kenntnisse auf Bruckner großen Einfluss aus. Die Summe des von Zenetti an Bruckner weitergegebenen Wissens stellen dessen Requiem in d-Moll (WAB 39) aus dem Jahr 1849 sowie die Missa solemnis aus dem Jahr 1854 dar.

Bruckner bewahrte Zenetti zeitlebens Treue und Dankbarkeit und besuchte ihn noch in hohem Alter. Eines der Wohnhäuser (Enns, Kirchenplatz 5) und das Grab Zenettis (auf dem Friedhof Enns-Lorch) sind erhalten.

Werke
  • Pastoralmesse in C‑Dur für 4 Singstimmen, Chor, Orchester und Orgel
  • Messe für Männerchor („zur Feier der Fahnenweihe des löbl[ichen] Gesang Vereins Concordia“)
  • Terzetto für Violino, Viola und Violoncello
Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 4.2.2020

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Normdaten (GND)

Zenetti, Leopold von: 118636456

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft