Kluger, Josef (Eduard) CanReg
* 24.3.1865 Reitendorf/Mähren (Rapotín/CZ), † 9.11.1937 Klosterneuburg, Niederösterreich/A. Theologe.
Kluger trat 1885 als Novize in das Stift Klosterneuburg ein (1890 Priesterweihe). Während seiner Studienzeit (1896 Dr. theol.) war er Lehrer für orientalische Dialekte und Dogmatik an der theologischen Lehranstalt des Stiftes, später Novizenmeister im Stift und Pfarrer in Reinprechtspölla, seit 1913 Abt des Stiftes und dazu seit 1919 Generalabt der Österreichischen Chorherrenkongregation. Als großer Bewunderer der Werke Richard Wagners war Kluger seit 1887 Gast der Festspiele in Bayreuth. Er förderte die Einrichtung einer Abteilung für Kirchenmusik der Wiener Musikakademie in Klosterneuburg und trug wesentlich zum kulturellen Leben des Stiftes bei. Er war auch Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Am 15.11.1885 (hl. Leopold) erlebte der junge Kluger in Klosterneuburg Bruckner in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. erstmals als Organist (Orgel). Zu einer persönlichen Begegnung kam es nach der Fronleichnamsprozession 1890. Kluger war der einzige Gesellschafter Bruckners im sonst am Komponisten kaum interessierten Stift und besuchte ihn auch öfters in Wien, wobei er religiöse Aufgaben zu erfüllen hatte (Weihwasser bringen, Lourdes-Wasser besorgen, Rosenkranz weihen, Beichtgelegenheit einrichten). Von Max Auer wurde Kluger als Bruckners „letzter Freund“ (Göll.-A. 4/3, S. 162) bezeichnet und er verwendete dessen Schlichte Erinnerungen in der großen Monografie. Markant ist Klugers Einschätzung des „Charakterbildes“, in dem er das Nebeneinander von „tiefer Demütigkeit“ und „stolzem Selbstbewußtsein“ als Problem für die Zeitgenossen erkannte (Kluger 1910, S. 114). Er setzte sich aktiv für die Bruckner-Pflege in Klosterneuburg ein (etwa anlässlich der Feiern 1924 und 1936) und hielt mehrmals Ansprachen. 1929 trat das Chorherrenstift als „Gründendes Mitglied“ dem Brucknerbund für Wien und Niederösterreich (und damit der Internationalen Bruckner Gesellschaft) bei.
Schriften
- Schlichte Erinnerungen an Anton Bruckner, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg 3 (1910), S. 107–137 [mit Notenbeilagen]
- Anton Bruckner und das Stift Klosterneuburg, in: In memoriam Anton BrucknerKarl Kobald (Hg.), In memoriam Anton Bruckner. Festschrift zum 100. Geburtstage Anton Bruckners. Wien 1924, S. 114–132
- Anton Bruckner, in: Bundesblatt. Mitteilungen des Badischen Bruckner-Bundes 3 (1935) H. 2/3 (Okt.), S. 23–27
Literatur
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/1‑4
- Klugers Bruckner-RezeptionEva Maria Stöckler, Josef Klugers Bruckner-Rezeption. Bruckner-Mappe aus dem Nachlass Dr. Josef Klugers: Entwürfe, Programme, Zeitungsausschnitte, Porträts, Briefe und Korrespondenz (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 20). Linz 2019