Auer, Max

* 6.5.1880 Vöcklabruck, Oberösterreich/A, † 24.9.1962 Bad Ischl, Oberösterreich/A. Lehrer, Schriftsteller.

Einer der wichtigsten Bruckner-Forscher neben August Göllerich und Franz Gräflinger, Vollender der Bruckner-Biografie Göllerichs, erfolgreicher Schriftsteller, Gründer und Präsident der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, in jüngeren Jahren auch Komponist. Besuch der Volksschule in Vöcklabruck, der Bürgerschule und Lehrerbildungsanstalt in Salzburg, hier auch Sängerknabe und musikalische Ausbildung im Domsingknabeninstitut durch Joseph Friedrich Hummel (1841–1919) und Hermann Spies (1865–1950). Nach der Matura (1900) Volksschullehrer überwiegend in Vöcklabruck, weiterführendes Selbststudium der Musik und Lehramtsprüfung für Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten in Gesang und Klavier (1910) und Orgelspiel (1911). In Vöcklabruck Chormeister der Liedertafel (1901–1927), Gründer und Leiter des Frauengesangvereins und des Kirchenmusikvereins. Pensionierung als Lehrer 1920 wegen teilweiser Erblindung. Anerkennung seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten: 1924 Prof. h.c., 1936 Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft, Ehrenmitglied mehrerer Bruckner-Vereinigungen. Auer lebte bis Oktober 1938 in Vöcklabruck (Gedenktafeln in seinem Geburtsort: Stadtplatz 19 und Jungmairgasse 13), dann Übersiedlung nach Bad Ischl. In den letzten Jahren völlige Erblindung.

Das ausschlaggebende Bruckner-Erlebnis bildete 1897 die Aufführung der Vierten Symphonie in Salzburg. – „Der gewaltige Eindruck bestimmte fortan die Richtung meiner Lebensarbeit.“ (Göll.-A. 2/1, S. 9). Der Kontakt zu den Bruckner-Erben weckte den Wunsch, eine Bruckner-Biografie zu schreiben; seit 1900 war Auer Mitarbeiter Göllerichs. In Vöcklabruck führte Auer neben großen Chorwerken und Oratorien auch eine Reihe von Bruckner‘schen Kirchenmusikwerken auf, zum Teil als Uraufführung, wie etwa den Psalm 112. Bis 1926 wurden unter seiner Leitung sämtliche gedruckte und ungedruckte kleinere Kirchenmusikwerke aufgeführt (Rieder Volkszeitung 28.9.1950, S. 20).

Auers lebenslange Arbeit im Dienst Bruckners stand auf breiter Basis. Als Forscher gelang ihm das Sammeln und Sichern von wertvollem Material, das er jedoch nach heutigen konservatorischen Maßstäben alles andere als pfleglich behandelte. Von der Vöcklabrucker Verwandtschaft ausgehend, von der er wichtiges Material erhielt, konzentrierte er sich danach auf einzelne Wirkungsorte in Oberösterreich, wobei Lehrer als Auskunftspersonen eine wichtige Rolle spielten (Zamazal, S. 120).

Sein eigenes Manuskript einer populärwissenschaftlich angelegten, gut lesbaren Bruckner-Biografie – Göllerich zuliebe viele Jahre zurückgehalten – wurde erst 1923 gedruckt und fand über Jahrzehnte hinweg in mehreren Auflagen weite Verbreitung. Das Ausarbeiten und Fertigstellen der meisten Bände der Bruckner-Biografie Göllerichs sind ihm zu verdanken. Daneben entstanden noch rund hundert Artikel für Zeitungen und Zeitschriften.

Auers Bruckner-Bild war vom „Musikanten Gottes“, damit von Märtyrertum und unreflektierter Verehrung geprägt (s. z. B. den romanhaften Beginn des Porträts von 1923). So merkte Auer zum Jahr 1884 (Vollendung des Te Deum, Feier des 60. Geburtstages in Vöcklabruck) an: „Welch ein Kontrast besteht zwischen dem inneren Aufstieg zu dem äußeren Lebenserfolg Bruckners! Wie hoch hat den Einsam-Großen sein Genie und sein Können geführt, während seine Anerkennung noch kaum bei den engsten Genossen seiner Kunst durchgedrungen war! Die Tatsache steht in der Musikgeschichte vereinzelt da! Die Leiden dieses Künstlerlebens zu ertragen, gelang Bruckner nur durch seine wahre, tiefe Religiosität, die sich in seinen Werken so herrlich kundgibt.“ (Auer 1923, S. 230). Zudem brachte Auer deutsch-nationale bzw. antisemitische Töne in die Bruckner-Literatur, z. B. den „Halbjuden Hanslick“ und „judenliberale Kreise Wiens“ (Auer 1923, Aufl. 1941, S. 344) oder den „Judenstämmling“ Adolf Exner mit dem Hinweis auf Göllerichs „antisemitische Einstellung“ (Göll.-A. 4/3, S. 197 und Anm. 1).

Von Auer ging allerdings auch der verdienstvolle Plan zur Gründung verschiedener Bruckner-Bünde bzw. ‑Gesellschaften und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft (Internationaler Brucknerbund, 1925) aus, womit viele organisatorische und propagandistische Aufgaben verbunden waren. Ein wesentliches Anliegen war ihm die Gesamtausgabe, wobei der Problemkreis Original und Bearbeitung für ihn einen hohen Stellenwert hatte. Den letzten und erhebendsten Erfolg erlebte Auer in Rom: Mit der Erstaufführung von Bruckners Messe in e‑Moll in der Kirche S. Maria dell‘Anima durch den Linzer Domchor unter Joseph Kronsteiner (1910–1988) war auch eine Sonderaudienz bei Papst Pius XII. am 16.6.1952 verbunden, bei der er eine Prachtausgabe seiner Bruckner-Biografie überreichen durfte.

Werke
  • Chöre
  • Lieder
Schriften
  • Bruckner. Wien 1923. Mehrere Auflagen und Nachdrucke, zuletzt gekürzt (Taschenbuch) als: Anton Bruckner. Mystiker und Musikant. München 1982
  • (Hg.), Anton Bruckner, Gesammelte Briefe. Neue Folge. Regensburg 1924
  • Anton Bruckner als Kirchenmusiker. Regensburg 1927
  • Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild von August Göllerich. Nach dessen Tod ergänzt und herausgegeben von Max Auer. Bd. 2–4. Regensburg 1928–1937. Reprint 1974
  • Anton Bruckner. Wissenschaftliche und künstlerische Betrachtungen zu den Originalfassungen. Wien [1937]
  • Anton Bruckner und Vöcklabruck, in: Rieder Volkszeitung 14.4.1949, S. 12 und 21.4.1949, S. 10
  • Meine Arbeit um Anton Bruckner, in: OÖNOberösterreichische Nachrichten. Linz 1945ff. 6.5.1950, S. 6
  • Anton Bruckner und Vöcklabruck, in: Rieder Volkszeitung 28.9.1950, S. 20
Literatur

ERICH WOLFGANG PARTSCH, FRANZ ZAMAZAL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 8.6.2020

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Abbildungen

Abbildung 1: Neue Zeitschrift für Musik 103 (1936) H. 10, S. 1208/1

Normdaten (GND)

Auer, Max: 130102865

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft