Kleiber, Familie

Erich: * 5.8.1890 Wien/A, † 27.1.1956 Zürich/CH. Dirigent.
Der Sohn eines Gymnasiallehrers studierte in Prag an der Universität Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte sowie am Konservatorium Dirigieren, 1911/12 erste Anstellung als Dirigent am Prager Landestheater. 1912–1919 Kapellmeister am Hoftheater in Darmstadt. Es folgten Engagements an den Opernhäusern in Barmen-Elberfeld, Düsseldorf und Mannheim. 1923 wurde er zum Generalmusikdirektor und Direktor der Berliner Staatsoper ernannt. Nach zwölfjähriger glanzvoller Tätigkeit in Berlin, wo er sich nachdrücklich für das neue Musikschaffen einsetzte (Alban Bergs [1885–1935] Wozzeck 1925) wich er dem Druck der NS-Machthaber (Nationalsozialismus) und emigrierte über Salzburg (1935) und Lugano bzw. Genf (1936–1939) nach Argentinien. Nach Gastdirigaten in Holland, Russland und Italien verblieb er in Südamerika, wo er 1937–1949 als Opernleiter am Teatro Colón in Buenos Aires wirkte. Nach Kriegsende kam er wieder nach Europa. Durch sein leidenschaftliches Engagement für zeitgenössische Musik (Paul Hindemith [1895–1963], Franz Schreker [1878–1934], Darius Milhaud [1892–1974] u. a.), ebenso durch seinen unbeugsamen Charakter rückte Kleiber zu einer zentralen Gestalt des deutschen Musiklebens auf.

Als Konzertdirigent hat er sich oftmals der Musik Bruckners gewidmet, die er in Auslandskonzerten neuen Zuhörerkreisen erschloss.

Sein Sohn
Carlos (eigentl. Karl Ludwig Bonifacius): * 3.7.1930 Berlin/D, † 13.7.2004 Konjšica/SLO. Dirigent.
Schulbesuch aufgrund der Auswanderung seiner Familie in Lugano, Genf und Santiago de Chile. Nach dem Musikstudium ab 1950 in Buenos Aires remigrierte Kleiber 1953 nach München. Nach Jahren als Korrepetitor und Kapellmeister an verschiedenen Opernhäusern (Münchner Gärtnerplatztheater, Wiener Volksoper) nahm er keine Engagements mehr an, sondern wirkte nur noch als Gastdirigent. Bei den Salzburger und Bayreuther Festspielen, in den Opernhäusern und Konzertsälen von Wien, Zürich, München, Stuttgart usw., als Dirigent des Chicago Symphony Orchestra, des Concertgebouw Orkest Amsterdam, der Wiener Philharmoniker usw. sorgte er für aufsehenerregende Musikereignisse. Um Kleiber entstand – nicht zuletzt auch auf Grund seiner genialisch-exzentrischen Persönlichkeit – bald ein Mythos.

Sein Repertoire beschränkte sich in seinen letzten Lebensjahren auf nur ganz wenige Werke. Bruckner spielte in diesem engen künstlerischen Terrain eine erhebliche Rolle.

Literatur

CLEMENS HÖSLINGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.9.2019

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Normdaten (GND)

Kleiber, Carlos (eigentl. Karl Ludwig Bonifacius): 129264989

Kleiber, Erich: 118723448

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft