Ochs, Siegfried

* 19.4.1858 Frankfurt am Main, Hessen/D, † 6.2.1929 Berlin/D. Dirigent und Komponist.

Zunächst Studium der Chemie und Physik in Darmstadt und Heidelberg, 1878 Aufnahme des Musikstudiums an der Königlichen Hochschule in Berlin (heute Universität der Künste Berlin), nach Relegation von der Hochschule Vollendung der Studien bei Friedrich Kiel (1821–1885) und Heinrich Urban (1837–1901). Am 5.12.1882 Gründung des Siegfried Ochs‘schen Gesangvereins, Ende 1887 auf Initiative der Konzertdirektion Hermann Wolff (1845–1902) Vereinbarung einer regelmäßigen Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Orchester (dessen Leiter wurde im Herbst 1887 Hans Guido von Bülow) und daher 1888 Umbenennung des Chors in Philharmonischer Chor.

Ochs und der Philharmonische Chor brachten im Rahmen eines Festkonzertes der 28. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins das Te Deum zur umjubelten Berliner Erstaufführung (31.5.1891, in Anwesenheit des von Ochs persönlich eingeladenen Bruckner; dies war zugleich Bruckners erster Besuch in Berlin). Zu einer weiteren Aufführung des Te Deum durch Ochs und den Philharmonischen Chor kam es, ebenfalls in Anwesenheit des Komponisten, am 8.1.1894 in der Berliner Philharmonie (die nochmalige Aufführung des Te Deum im Rahmen eines Wohltätigkeitskonzerts im Saal der Berliner Singakademie konnte der plötzlich erkrankte Ochs nicht selbst leiten). Seit dem Konzert vom Mai 1891 entwickelte sich zwischen Ochs und Bruckner ein nicht sehr umfangreicher, aber herzlicher Briefwechsel. Den positiven Umschwung im Urteil des vorher ablehnend eingestellten Bülow betrachtete Bruckner als spezielles Verdienst der Te Deum-Aufführungen durch Ochs.

Den von Bruckner seit 1894 an Ochs herangetragenen Wunsch nach einer Aufführung der Messe in f-Moll durch den Philharmonischen Chor musste Ochs wegen des Schwierigkeitsgrades des Werks verschieben; die Aufführung erfolgte erst am 14.1.1915. Eine weitere Berliner Erstaufführung durch Ochs und seinen Chor war die des Psalms 150 am 18.11.1908 (Bußtag). Auch das Te Deum gehörte nach Bruckners Tod weiterhin zum Repertoire des Philharmonischen Chors (unter Ochs 1896, 1897, 1905).

Werke

• Oper Im Namen des Gesetzes
• Klavierstücke
• Lieder

Schriften

• Geschehenes, Gesehenes. Leipzig–Zürich 1922
• Der deutsche Gesangverein, für gemischten Chor. Bd. 1: Aufbau und Leitung eines Gesangvereins. Bd. 2: Die Aufführungspraxis bei Schütz, Händel und Bach. Bd. 3: Ueber die Aufführungspraxis bei Haydn, Beethoven und Bruckner. Bd. 4: Ueber die Aufführungspraxis bei Berlioz, Liszt, Mendelssohn, Schumann, Hugo Wolf, Max Reger. Berlin 1923–1928

Literatur

• Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/4, S. 259
• Richard Sternfeld, Chronik des Philharmonischen Chores in Berlin. Zu seinem fünfundzwanzigjährigen Bestehen ihm und seinem Dirigenten Siegfried Ochs gewidmet. Berlin 1907
• Siegfried Ochs, Geschehenes, Gesehenes. Leipzig 1922, S. 220–225, 306ff., 313–322
• Martin Stappenbeck, Chronik des Philharmonischen Chors in Berlin 1882–1932. Zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens. Berlin 1932
• Kurt Singer, Siegfried Ochs, der Begründer des Philharmonischen Chors (Schriften zur Musik 3). Berlin 1933
• Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
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