Allgemeiner Deutscher Musikverein (ADMV)
Der 1859 konzipierte und 1861 durch Franz Liszt, Louis Köhler (1820–1886), Franz Brendel (1811–1868) u. a. gegründete Allgemeine Deutsche Musikverein (ADMV) sah seine Aufgabe in der „Aufführung wertvoller alter und neuer Musik“ und setzte sich für Werke der neudeutschen Schule ein. Die Neue Zeitschrift für Musik war das offizielle Vereinsorgan.
Anlässlich des 25‑jährigen Bestehens der Neuen Zeitschrift für Musik fand 1859 in Leipzig eine Tonkünstlerversammlung statt, die am 7.8.1861 zur Gründung des ADMV in Weimar führte. Bis Ende des 19. Jahrhunderts stand der Verein unter dem Protektorat des Großherzogs von Weimar. Vorsitzende im 19. Jahrhundert waren Franz Brendel (1861–1868), Carl Riedel (1868–1888) und Hans Bronsart von Schellendorf (1888–1898).
Als überregionaler Musikverband veranstaltete der ADMV über mehrere Jahrzehnte an wechselnden Orten große Tonkünstlerversammlungen, wie etwa 1861 (Weimar), 1864 (Karlsruhe), 1865 (Dessau), 1867 (Meiningen), 1868 (Altenburg), 1870 (Weimar), 1878 (Erfurt), 1880 (Baden‑Baden), 1881 (Magdeburg) und 1883 (Leipzig), die ein wichtiges Forum zeitgenössischer Musik wurden. Interessante Musikstücke wurden regelmäßig beim Verlag Breitkopf & Härtel in Druck gegeben. 1937 wurde der ADMV von den Nationalsozialisten aufgelöst.
„So eben bin ich auf Wollzogens Wunsch dem Allgemeinen, Deutschen Musikverein beigetreten.“ (Briefe I, 840717/1), teilte Bruckner Arthur Nikisch am 17.7.1884 mit. Bereits am 16.4.1885 berichtete er an Hermann Levi von dem Wunsch Carl Riedels, das Adagio der Siebenten Symphonie beim nächsten Musikfest des ADMV aufzuführen (Briefe I, 850416). Jenes erklang dann unter der Leitung von Felix Mottl am 30.5.1885 in Karlsruhe und trug wesentlich zu Bruckners weiterem Durchbruch in Deutschland bei (vgl. Göll.-A. 4/2, S. 327ff.). Dem folgten die Aufführung des 1. und 3. Satzes desselben Werkes sowie des Streichquintetts in F‑Dur 1886 in Sondershausen. Im Rahmen der 28. Tonkünstlerversammlung des ADMV leitete Siegfried Ochs am 31.5.1891 die Berliner Erstaufführung des Te Deum in Anwesenheit Bruckners.
Für das 1892 in Wien geplante Musikfest bot Bruckner am 8.7.1892 Bronsart von Schellendorf seine Siebente Symphonie sowie den Psalm 150 zur Aufführung an: „Es ist die allerinnigste Bitte, die ich zu unterbreiten mir erlaube, Hochgeboren wollen gnädigst veranlassen, daß beim bevorstehenden Musikfeste meine Edur Symphonie (N° 7) unter Hans Richters Leitung zur Aufführung gelange. […] Nun jetzt das Fest in meiner Heimat ist, wo mich das Publikum so sehr auszeichnet, glaube ich zu meiner Bitte nicht ohne Berechtigung zu sein.“ (Briefe II, 920708). Das Fest musste schließlich wegen der Cholera-Gefahr abgesagt werden.
Beim Musikfest in München dirigierte Levi am 27.5.1893 das Adagio der Siebenten, obwohl er das ganze Werk vorgeschlagen hatte. Am 2.6.1905 wurde die Achte Symphonie im Rahmen des Tonkünstlerfestes in Graz, für das Ernst Decsey maßgeblich verantwortlich zeichnete, aufgeführt.
Literatur
- Briefe IIAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. II. 1887–1896 (NGA XXIV/2). Wien 2003
- Irina Lucke-Kaminiarz, Der Allgemeine Deutsche Musikverein und seine Tonkünstlerfeste 1859–1886, in: Detlef Altenburg (Hg.), Liszt und die neudeutsche Schule (Weimarer Liszt-Studien 3). Laaber 2006, S. 221–231
- Irina Lucke-Kaminiarz, Die Tonkünstlerversammlungen des ADMV – ein internationales Forum zeitgenössischer Musik?, in: Detlef Altenburg/Harriet Oelers (Hg.), Liszt und Europa (Weimarer Liszt-Studien 5). Laaber 2008, S. 63–75
- Briefe IAndrea Harrandt/Otto Schneider (Hg.), Briefe von, an und über Anton Bruckner. Bd. I. 1852–1886 (NGA XXIV/1). 2., rev. und verbesserte Aufl. Wien 2009