Krankheiten und Tod Bruckners

Anton Bruckner blieb – sieht man von einer tiefen seelischen Krise 1867 (Bad Kreuzen) ab – bis 1885 von bedrohlichen Krankheiten verschont. Zu diesem Zeitpunkt machten sich mit der Wasseransammlung in den Beinen, die ihn im Gehen und beim Orgelspielen behinderte, die ersten Anzeichen einer Krankheit bemerkbar. Um 1888 traten dann rezidivierende Kehlkopfkatarrhe mit Heiserkeit und – in seinen Briefen oft betonte – Magenbeschwerden auf.

Schon Ende 1892 musste Bruckner krankheitsbedingt Vorlesungen absagen; 1893 war er wegen einer „Wassersucht“ wiederholt bettlägerig. Die Behandlung übernahm Leopold Schrötter von Kristelli, seit 1890 Vorstand der III. Medizinischen Universitätsklinik in Wien und Spezialist für Erkrankungen der Brustorgane, gemeinsam mit seinen Assistenten Richard Heller und Alexander von Weismayr. Schrötter diagnostizierte bei Bruckner ein schweres Herzleiden mit Ödemen und Pleuraergüssen. Zur Linderung der hochgradigen Atemnot des Patienten wurden Pleurapunktionen vorgenommen, daneben eine strenge Milchdiät – salzarme Kost kannte man noch nicht –, Digitalis und harntreibende Mittel verordnet. Langsam erholte sich Bruckner, klagte jedoch Anfang Mai 1893 seinem Schüler Viktor Christ, dass er „immer unwohl“ und „bei drei Wochen gelegen“ (Göll.-A. 4/3, S. 330) sei.

Einer kurzfristigen Besserung folgte Anfang November 1893 eine weitere Krise mit Anfällen von schwerster Atemnot, die Bruckner an einer Genesung endgültig zweifeln ließ (Testament). Ende 1893 hatte sich sein Gesundheitszustand jedoch soweit gebessert, dass er Anfang Jänner 1894 nach Berlin reisen konnte, um dort seine Siebente Symphonie und sein Te Deum hören zu können. Nach Wien zurückgekehrt, nahmen jedoch Atemnot und Ödeme schnell wieder zu und es machte sich jetzt auch ein allgemeiner Verfall bemerkbar. Da er wegen seiner Ateminsuffizienz nicht mehr die Treppen zu seiner Wohnung in der Heßgasse 7 steigen konnte, stellte ihm Kaiser Franz Joseph I. das ebenerdige „Kustodenstöckl“ im Belvedere zur Verfügung, in das er 1895 einzog. August Göllerich schreibt, dass Bruckner nach Ansicht Hellers von Tag zu Tag „kindischer und verworrener“ (Göll.-A. 4/3, S. 569) geworden sei. Diese Aussage lässt sich jedoch heute nicht mehr aufrechterhalten, denn Bruckner arbeitete noch im Juni 1896 intensiv am Finale seiner Neunten (vgl. Finale der IX. Sinfonie, S. 31–35).

Von seiner Haushälterin Katharina Kachelmaier gepflegt und von den Ärzten Heller und Weismayr betreut, siechte Bruckner, am Ende ganz kachektisch geworden, bis zum Herbst 1896 dahin. Am 11.10.1896 nachmittags starb er infolge eines Herzstillstands. Wahrscheinlich auf Wunsch Max Auers verfasste der behandelnde Arzt Heller 1931 (!) eine Krankengeschichte Bruckners, in der er als Diagnose eine „chronische Herzmuskelerkrankung mit Wasseransammlungen, Stauungsleber und Herzerweiterung“ angibt. Aus heutiger medizinischer Sicht ist diese Diagnose völlig korrekt.

Literatur

UWE HARTEN, MANFRED SKOPEC

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 20.7.2018

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