Blomstedt, Herbert

* 11.7.1927 Springfield, Massachusetts/USA. Dirigent. Der vielfach ausgezeichnete schwedische Dirigent studierte 1945–1955 Dirigieren am Königlichen Konservatorium Stockholm bei Tor Mann (1894–1974) und am Mozarteum Salzburg sowie 1948–1952 Musikwissenschaft in Uppsala bei Carl-Allan Moberg (1896–1978). Des Weiteren studierte er in diesen Jahren zeitgenössische Musik bei John Cage (1912–1992) in Darmstadt und Alte Musik an der Schola Cantorum Basiliensis. Sein Debut gab er 1954 am Pult der Kungliga Filharmonikerna in Stockholm. Seither war er Chefdirigent zahlreicher bedeutender Orchester, u. a. des Dänischen Radiosymphonieorchesters (1967–1977), des Schwedischen Radiosymphonieorchesters (1977–1983), der Sächsischen Staatskapelle Dresden (1975–1985), des San Francisco Symphony (1985–1995) und des Leipziger Gewandhausorchesters (1998–2005).

Blomstedt, Vertreter der nordisch-symphonischen Tradition, lernte die Musik Bruckners als 13-Jähriger bei einer Aufführung der Vierten Symphonie in Göteborg kennen und lieben. Bei der Interpretation Bruckners verlässt er sich überwiegend auf seine Intuition (Thiel). Vor allem seine Zeit mit dem Gewandhausorchester ist eng mit Bruckner verbunden. Sowohl zur Einführung 1998 (Dritte Symphonie) als auch zur Verabschiedung als Gewandhauskapellmeister 2005 (Achte Symphonie) wählte er Werke Bruckners.

Es liegen von Blomstedt CD‑Aufnahmen aller Bruckner-Symphonien von der Ersten bis zur Neunten Symphonie vor. Mit Ausnahme der Ersten spielte er die Symphonien mehrfach mit verschiedenen Orchestern ein, am häufigsten die Achte (dreizehnmal mit 10 verschiedenen Orchestern). Es existieren von ihm auch jeweils zwei Aufnahmen der Messe in f‑Moll (mit dem NDR Sinfonieorchester, NDR Chor und SWR Vokalensemble von 2003 sowie mit den Berliner Philharmonikern und dem Rundfunkchor Berlin von 2011) sowie des Adagios des Streichquintetts in F‑Dur in der Bearbeitung Hans Stadlmairs für Streichorchester (mit dem NDR Sinfonieorchester 1997 sowie dem Gewandhausorchester 1997). Charakteristisch für Blomstedts Symphonie-Einspielungen sind zum einen das Fehlen des bei Bruckner-Interpretationen vielzitierten „Weihrauches“, zum anderen eine Liebe zum Detail, jedoch ohne das große Ganze, auch mit einer gewissen Sachlichkeit, aus den Augen zu verlieren.

Literatur

THOMAS HANDSCHUH

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 8.1.2019

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Normdaten (GND)

Blomstedt, Herbert: 12424890X

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft