Neunte Symphonie in d-Moll (WAB 109)
3 Fl., 3 Ob., 3 Klar., 3 Fg., 8 Hr. bzw. 4 Hr. und 4 Tuben, 3 Trp., 3 Pos., Kbtb., Pk. Str.
Sätze: | 1. Satz: „Feierlich, Misterioso“; 2. Satz: „Scherzo. Bewegt, lebhaft – Trio. Schnell“; 3. Satz: „Adagio. Langsam, feierlich“; 4. Satz (unvollendet): „Finale“ (ohne Tempobezeichnung |
EZ: | 1887–1894 (1.–3. Satz); 4. Satz: 24.5.1895 bis zum Tod (unvollendet) |
UA: | 11.2.1903 in Wien, Musikvereinssaal (1.–3. Satz in der Bearbeitung Ferdinand Löwes; Wiener Konzertvereinsorchester; Löwe); 2.4.1932 in München (Originalfassung 1.–3. Satz; Münchner Philharmoniker; Siegmund von Hausegger); 22.1.1935 in München (Finalfragment Klavier-Version; Elsa Krüger und Kurt Bohnen); 12.10.1940 in Leipzig (Finalfragment Orchesterfassung; Hans Weisbach); weitere Uraufführungen s. Finale-Fragment: Übersicht von Spielversionen |
Aut.: | ÖNB‑MS (Mus.Hs.19481, Sätze 1–3); Finale: ÖNB‑MS (großteils bis 1939 bei Familie Schalk; u. a. Mus.Hs.3194, Mus.Hs.6085, Mus.Hs.6087) |
ED: | Doblinger, Wien 1903 (Löwe); Klavierauszug vierhändig von Josef Schalk und Löwe, zweihändig von Löwe (Sätze 1–3) |
AGA: | Band 9 (Alfred Orel, 1934); Band 9, Sonderdruck (Orel, 1934; Entwürfe und Skizzen zur IX. Symphonie) |
NGA: | Band IX (Leopold Nowak, 1951) und Revisionsbericht (Benjamin-Gunnar Cohrs, 2001), 4. Satz: zu Band IX (John A. Phillips, 1994; Rekonstruktion der Autograph-Partitur nach den erhaltenen Quellen); zu Band IX (Phillips, 1996; Faksimile-Ausgabe sämtlicher autographen Notenseiten) |
Zur Entstehung
Die Entstehung zog sich über einen für Bruckner ungewöhnlich langen Zeitraum hin. Am 21.9.1887, gut einen Monat nach Beendigung der Achten, begann Bruckner laut eigenhändiger Datierung mit der Komposition. Erst sieben Jahre danach, am 30.11.1894, ist das Adagio (s. Skizze in H‑Dur) endgültig fertig. Ein halbes Jahr später beginnt Bruckner mit dem Finale, an dem er, schon von Krankheit gezeichnet, bis zuletzt fieberhaft arbeitete. Einer der Gründe für die lange Entstehungszeit liegt im Misserfolg der Achten. Bruckner hat sie, als er von der Ablehnung durch Hermann Levi erfuhr, von Selbstzweifeln geplagt, bis Anfang 1890 umgearbeitet und dabei aber auch gleich die Dritte und die Erste einer umfangreichen Revision unterzogen. Am 18.2.1891 nahm er die Arbeit am Kopfsatz der Neunten wieder auf, deren Abschluss sich jedoch bis zum 14.10.1892 hinzog, da u. a. die Weiterarbeit an der Revision der Ersten sowie die Komposition einiger Chorwerke (Chormusik) eingeschoben wurden. Erst danach entstanden in kürzerer Zeit das Scherzo, nämlich von Oktober 1893 bis zum 15.2.1894, und vom Frühjahr bis Ende November 1894 das Adagio. Die Neunte Symphonie blieb unvollendet. Bruckner starb während der Arbeit am Finale; fertiggestellt sind nur die ersten drei Sätze. Sind es Alter und Krankheit, die den Kompositionsprozess am Finale verlangsamen, so scheinen es Anfang der 1890er Jahre heftige Zweifel am richtigen Weg gewesen zu sein, die die Komposition der Neunten, insbesondere ihres 1. Satzes, so schwer gemacht hatten.
Es wird berichtet, dass Bruckner seine Neunte „dem lieben Gott“ widmen wollte. Nach mündlicher Mitteilung seines Arztes, so steht es bei August Göllerich und Max Auer, soll Bruckner kurz vor seinem Tod gesagt haben: „Sehen Sie, ich habe bereits zwei irdischen Majestäten Symphonien gewidmet, dem armen König Ludwig als dem königlichen Förderer der Kunst [die Siebente], unserem erlauchten, lieben Kaiser [Franz Joseph I.] als der höchsten irdischen Majestät, die ich anerkenne [die Achte], und nun widme ich der Majestät aller Majestäten, dem lieben Gott, mein letztes Werk und hoffe, daß er mir so viel Zeit schenken wird, dasselbe zu vollenden“ (Göll.-A. 4/3, S. 526). Wenn dieser Ausspruch nicht wahr sein sollte, so ist er zumindest schön erfunden. Die vollendeten Sätze wurden erstmals am 11.2.1903 in Wien unter Löwe, allerdings in dessen tief eingreifender Bearbeitung, die im Erstdruck dokumentiert ist (Eingriffe in die Orchesterbesetzung, Tempoproportionen und Instrumentation), gespielt. In der Originalfassung erklangen sie erst am 2.4.1932 in München unter der Leitung von Hausegger. Acht Jahre später wurde auch das Finalfragment unter Weisbach in Leipzig aufgeführt.
Charakteristik
Die Neunte ist Bruckners dritte Symphonie in d‑Moll (vgl. „Annullierte“ und Dritte), und alle drei sind Schlüsselwerke in seinem Schaffen. An der Symphonie in d‑Moll („Annullierte“) muss er erkannt haben, dass dies nicht der Weg war, und er annullierte sie zu einem Zeitpunkt, als die zweite d‑Moll-Symphonie fertig war, mit der er tatsächlich sein symphonisches Konzept gefunden hatte, ein Konzept, das schließlich mit dem letzten d‑Moll-Werk überwunden wird. Für die Neunte gilt in besonderer Weise, dass sie ohne Kenntnis der Vorgängerinnen nicht hinreichend zu verstehen ist. Der besondere, individuelle Formprozess der Symphonie und jede einzelne kompositorische Maßnahme darin können nur vor dem Hintergrund der früheren Lösungen angemessen beschrieben werden. So erschließt sich z. B. die eigentümliche Form des Kopfsatzes erst, wenn sie auf die allgemeine Kopfsatzform bei Bruckner projiziert wird und wenn man einsieht, dass sich Bruckners Konzept dennoch grundsätzlich gewandelt hat. Die äußere Form entspricht überwiegend der üblichen Gliederung bei Bruckner: Exposition mit Hauptthemekomplex, Gesangsperiode (ab T. 97) und dem Abschnitt des Unisonothemas (ab T. 167); mehrteilige Durchführung (ab T. 227), Reprise und Coda. Die Frage allerdings, wo die Reprise beginnt (eine nur dann sinnvolle Frage, wenn man damit das Formproblem anpeilt und nicht bloß den Ort registrieren will), kann – im Unterschied zu Bruckners früheren Kopfsatz-Reprisen – nicht ohne weiteres beantwortet werden, und eine Festlegung auf einen bestimmten Takt würde das Besondere der Anlage missachten. Das Problem der Form steckt schon im Thema des Satzes und wird damit selbst zum Thema. Anders als in allen anderen Symphonien beginnt der Kopfsatz der Neunten nicht mit einem markanten Gebilde, das als solches verarbeitet oder gar an vorbereiteten Stellen als solches wiederholbar wäre. Der Anfang besteht vielmehr aus einem Komplex verschiedener, den Satzprozess in Gang bringender Elemente, die selbst jeweils unterschiedlichen, thematischen Rang haben. Von daher gestaltet sich die Form des ganzen Satzes, auch die Durchführung, die im Höhepunkt nur ein Element des Hauptthemenkomplexes durchbrechen lässt (T. 333), das weder den traditionellen Reprisenbeginn noch nur einen Teil der Durchführung, wohl aber das Wiedergewinnen einer zentralen thematischen Einheit markiert, die auch in der Exposition erst nach langem Anlauf durchbricht (T. 63).
Das Scherzo, das (wie schon in der Achten) an 2. Stelle steht, hat ebenfalls ein völlig neues Gepräge, ohne die Herkunft aus den primär rhythmisch-pulsierenden Satzanlagen früherer Symphonien zu verleugnen. V. a. in der Harmonik liegt wesentlich Neues. Schon der repetierte Eröffnungsakkord und überhaupt der Satzbeginn über dem Orgelpunkt cis, der erst nach 42 Takten in die Grundtonart d‑Moll mündet, brachte manchen Theorielehrer zur Verzweiflung.
Ähnlich kühn klingt der Beginn des Adagio mit seinem unisono Nonenanstieg und der chromatischen Harmonik des nachfolgenden Akkordsatzes, die ebenfalls erst am Ende der thematischen Einheit zur klärenden Grundtonart E‑Dur findet. Auch dieser berühmte Satz ist bei traditioneller Dreiteilung ganz neuartig in seiner Anlage. Der Höhepunkt, um nur diesen zu erwähnen, bringt keine harmonisch-triumphale Auflösung vom übermäßigen Quintsextakkord zum Vorhaltsquartsextakkord wie in früheren Adagiosätzen, sondern bricht im Gegenteil in den dissonantesten aller bisherigen Klänge – einen Tredezimenakkord – aus, in dessen schmerzverzerrtes Toben das Nonenmotiv des Hauptthemas hineingeschmettert wird (T. 199–206). Der Höhepunkt ist also (ebenfalls anders als früher) thematisch besetzt. Und in Funktion und Motivverwandtschaft verweist er zurück auf das Höhepunktereignis im Kopfsatz, das nun jedoch um ein weiteres gesteigert erscheint. Der dissonante Klang bleibt unaufgelöst und bricht ab. Dafür aber folgt eine Coda, die die Lösung im schließlich friedenstiftenden Choralgesang verkündet. – Der Satz hat, anders als die Adagiosätze zuvor (vielleicht mit Ausnahme der Achten), Finalcharakter. Dazu trägt nicht nur seine Größe bei, sondern viele Satzmerkmale, wie die Gestaltung der Durchführung oder die sonst den Ecksätzen vorbehaltene Art der thematischen Höhepunktbildung. Zudem erfüllt sich hier in besonderer Weise Bruckners Vorliebe für dreiteilige Formen, nach der das (selbst mehrfach dreiteilige) Scherzo den Mittelsatz zwischen zwei monumentalen, thematisch aufeinander bezogenen Ecksätzen bildet, die sich auch im Tempo nahekommen (der Kopfsatz ist im Grunde ebenfalls langsam, jedenfalls langsamer als die früheren Kopfsätze). Faktum bleibt allerdings, dass Bruckner selbst einen 4. Satz als Finale schreiben wollte, der ja auch recht weit gediehen war. Gleichwohl bleibt dieses Adagio, und insbesondere der verklärende Schluss, ein geeignetes Ende, das nicht nur finale Züge trägt, sondern in dem wir gewissermaßen Bruckners Verstummen vernehmen.
Zur Rezeption
Dass Bruckner das Finale nicht hat vollenden können, ist manchem wie ein „Symbol dessen“ erschienen, „was dieser außergewöhnlichen Naturkraft an abschließender Fähigkeit des letzten endgültigen Zusammenfassens fehlte“ (Bekker, S. 19). In der „Nichtvollendung des Brucknerschen Schwanengesanges“ dürfe man „etwas tief Bedeutsames erblicken, weil sich in ihr die Wahrheit symbolisiert, daß der Meister in einem gewissen Sinne mit dem Finale niemals ganz hat ,fertig‘ werden können“ (Louis, S. 197). Gewiss ist freilich nur, dass dieses Adagio Bruckner zum finalen Satz geriet und dass wir später, v. a. durch die langsamen Schlusssätze Gustav Mahlers, gelernt haben, in der Kunst der langsamen Bewegung ein Abschließendes zu hören.
Dass es Bruckners Neunte Symphonie und ausgerechnet eine in d‑Moll war, die er nicht hat vollenden können, ist ebenfalls Gegenstand mancher Spekulation schon zu seinen Lebzeiten geworden. Eine „Neunte“ in d‑Moll musste den Vergleich mit der „Neunten“, nämlich der von Ludwig van Beethoven, heraufbeschwören. Es gibt sogar Berichte, wonach Bruckner sich deswegen Sorgen gemacht haben soll, weil Beethoven mit seiner Neunten doch „den Abschluß seines Lebens“ gemacht habe (Göll.-A. 4/3, S. 457). Bruckners Vorschlag (vielleicht auf Hans Richter zurückgehend), man möge das Te Deum als Schlusssatz spielen, wenn er mit dem Finale nicht mehr fertig würde (Göll.-A. 4/3, S. 559f.), wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Im Hintergrund steht erneut Beethovens Neunte, die ja bekanntlich mit einem Chorfinale schließt. Wird das Te Deum an Stelle des fehlenden Finalsatzes der Neunten gespielt, so steht auch hier ein Vokalsatz am Ende. Das aber widerspricht sämtlichen Gestaltungsprinzipien Bruckners. Die Auffassung, man könne mit einem Chorwerk, das mehr als zehn Jahre früher entstanden ist und in C‑Dur statt in d‑Moll (oder D‑Dur) steht, Bruckners Neunte auch nur behelfsmäßig symphonische Vollständigkeit verleihen, entspringt blindem Eifer. Es wird berichtet, Bruckner habe, als er sah, dass er das Finale nicht mehr beenden könne, die schon niedergeschriebene Exposition zu einer Überleitungsmusik zum Te Deum umarbeiten wollen (Göll.-A. 4/3, S. 613). Zwar findet sich gegen Ende der Exposition das Te Deum-Motiv in der Überleitung zur Durchführung (oder an deren Beginn). Das aber steht im Zusammenhang mit dem kurz zuvor beendeten 3. Thema, einem mächtigen Bläser-Choral, dessen religiöse Erhabenheit durch die konkrete Motivik gleichsam ihren Text erhält: „Te Deum laudamus“. Und genau dieses entsprechende Motiv wird dann in der Reprise des Choral-Themas sogar als Begleitung verwendet, sozusagen als dessen Fundament. Der Sinn des Motivs für den Satz als Finale ist also recht offenkundig. Nichts aber deutet darauf hin, dass Bruckner dessen Exposition deshalb für einen Anschluss des Chorwerkes hätte umschreiben wollen.
Literatur
- Rudolf Louis, Anton Bruckner. München 1905
- Hermann Kretzschmar, Anton Bruckner. Neunte Sinfonie, in: Hermann Kretzschmar, Führer durch den Konzertsaal. 4. Aufl. Leipzig 1913, Bd. I/1, S. 792
- Max Auer, Anton Bruckners letzter behandelnder Arzt, in: In Memoriam Anton Bruckner, S. 21–35
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 457, 526, 559f., 613
- Paul Bekker, Gustav Mahlers Sinfonien. Berlin 1921, Nachdruck: Tutzing 1969
- Constantin Floros, Zur Deutung der Symphonik Bruckners. Das Adagio der Neunten Symphonie, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1981, S. 89–96
- Hans-Hubert Schönzeler, Zu Bruckners 9. Symphonie. Die Krakauer Skizzen. Wien 1987
- Wolfram Steinbeck, Anton Bruckner. Neunte Symphonie d-Moll (Meisterwerke der Musik 60). München 1993
- John A. Phillips, Bruckner‘s Ninth Revisited: Towards the re-evaluation of a four-movement symphony. Diss. University of Adelaide 1995
- Wolfgang Stähr, IX. Symphonie d-Moll. Werkbetrachtung und Essay, in: Renate Ulm (Hg.), Die Symphonien Bruckners. Entstehung, Deutung, Wirkung. 3. Aufl. München–Kassel 2005, S. 216–231
- Mathias Hansen, Die Achte und Neunte Sinfonie, in: Bruckner-Handbuch 2010Hans-Joachim Hinrichsen (Hg.), Bruckner-Handbuch. Stuttgart–Weimar 2010, S. 197–223
- Franz Scheder, Über harmonische Besonderheiten und die Behandlung der Dissonanzen in der Neunten Symphonie Anton Bruckners, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2011–2014, S. 249–288
Finale (WAB 109 [alt 143])
Am Finale der Neunten Symphonie, einem rein instrumentalen Schlusssatz, arbeitete Bruckner vom 24.5.1895 (lt. Vermerk im Taschen-Notizkalender) bis zu seinem Tod am 11.10.1896. Erhalten sind eine z. T. fertig instrumentierte Partitur sowie mehrere verworfene Partiturbogen und Particellskizzen. Kurz nach Bruckners Tod gingen viele Manuskripte verloren, darunter auch Skizzen und Partiturbogen zum Finale der Neunten. Einige davon müssen als verschollen gelten, andere wurden nach und nach wieder aufgefunden; es befinden sich aber wohl noch weitere, bislang unbekannte Fragmente in Privatbesitz. Heute bekannte Quellen zum Finale liegen in der Österreichischen Nationalbibliothek (zwölf Signaturen), der Wienbibliothek (zwei Signaturen), der Bibliothek der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (ein Partiturbogen), im Wien Museum (ein Partiturbogen), im Archiv des Wiener Schubertbundes, in der Jagiellonski-Bibliothek, Krakau (ein Skizzenblatt; Krakauer Skizzen) sowie in Privatbesitz (ein Skizzen-Teilblatt). Der Umfang des erhaltenen Materials (über 200 Blatt) zeigt, wie sorgfältig und akribisch Bruckner daran arbeitete (Arbeitsweise in seinen späten Jahren). Eine Reihe von Particellskizzen ging einer auf sorgfältig vorbereiteten und nummerierten Bogen niedergeschriebenen Partitur voraus, die im durchgehenden, fertigen Streichersatz und mit Bläserverweisen fast bis zur Coda reicht. Einige der nummerierten Partiturbögen fehlen jedoch heute. Zur Coda selbst sind Skizzen (Mai 1896) erhalten. Wenn auch Bruckner den Satz wohl bis zum Ende komponierte, konnte er dessen fertige Instrumentation nur bis in die Durchführung hinein fortsetzen. Biografen berichten vom zunehmenden geistigen Verfall des Komponisten nach einer schweren Lungenentzündung (Juli 1896; Krankheiten). Bruckner dürfte daher in den letzten Monaten seines Lebens nur mehr vereinzelte Revisionen zustande gebracht haben.
1934 brachte Alfred Orel sämtliche ihm damals bekannten Entwürfe aller Sätze als Vorarbeiten zur Neunten Symphonie heraus. Die philologischen Ungereimtheiten und Transkriptionsfehler dieser Ausgabe – so etwa der Versuch Orels, die unterschiedlich vorbereiteten Partiturbögen fünf oder sechs angeblich in sich geschlossenen Fassungen zuzuordnen – standen und stehen immer noch einer angemessenen Bewertung des Finalsatzes im Weg. Mehrere auf der Orel-Ausgabe basierende Versuche, das Finale aufführbar zu machen, sind bekannt (s. u.). Erst 1983 wurden erstmalig die Autografe mit der Orel-Ausgabe verglichen, als Nicola Samale und Giuseppe Mazzuca ihre damit erheblich stichhaltigere Aufführungsfassung erarbeiteten. Im Mai 1987 fand in Rom ein Symposion zum Thema „Fertigstellung der Neunten“ statt. John A. Phillips unternahm ab Jänner 1990 eine eingehende Analyse aller zugänglichen Manuskripte, deren Resultate in eine tiefgreifende Revision der inzwischen von Samale und Benjamin-Gunnar Cohrs weiterentwickelten Aufführungsfassung eingearbeitet werden konnten. 1994 veröffentlichte Phillips im Rahmen der Gesamtausgabe eine Rekonstruktion der autografen Partitur nach den erhaltenen Quellen, einen ausführlichen Textband sowie eine Faksimile-Ausgabe sämtlicher Notenseiten. Dadurch konnte dem Satz endlich die ihm gebührende Stellung in der Rezeption der Werke Bruckners eingeräumt werden.
Der Aufbau des Finale ist klar, wenn auch ungewöhnlich: Die harmonisch kühne Einleitung, das massive Hauptthema und die eher karge Gesangsperiode sind durch eine schroff punktierte Motivik miteinander verbunden. Die 3. Gruppe wird durch einen massiven Choral vertreten; die Durchführung mit einem Motiv eingeleitet, das aus der Streicherfiguration des Te Deum-Beginns gewonnen wurde. In der Reprise tritt das Hauptthema in Form einer Fuge auf, die in eine enorme Steigerung und ein neues Thema mündet, das nach der Gesangsperiode und des mit dem Te Deum-Motiv vereinigten Choralthemas wiederkehrt. Einer mündlichen Überlieferung Bruckners zufolge soll der Satz mit einem „Allelujah des 2. Satzes“ geendet haben, einem „Lob- und Preislied an den lieben Gott“ (vgl. Auer, S. 26) – angeblich im Sinne des Komponisten, der, mit dem Gedanken konfrontiert, ihm würde die Zeit nicht vergönnt, das Finale zu Ende zu schreiben, nach dem Adagio sein Te Deum aufgeführt wissen wollte. Einige Zeit soll er auch an der Realisierung der Idee gearbeitet haben, den Torso des Finales als Einleitung zum Te Deum hinüberzuretten (s. o., „Zur Rezeption“).
Literatur
- Max Auer, Anton Bruckners letzter behandelnder Arzt, in: In Memoriam Anton Bruckner, S. 21–35
- Alfred Orel, AGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. (Wechselnde Herausgeber). Wien u. a. 1930–1944. [= Alte Gesamtausgabe] 9, Sonderdruck: Entwürfe und Skizzen zur IX. Symphonie (1934)
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 512, 525–527, 531, 544, 550, 559–576, Faksimilia nach S. 592, 607–620
- Alfred Orel, Anton Bruckners Nachlaß, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 3 (1949) H. 2, S. 116–124, H. 3, S. 266f.
Finale-Fragment: Übersicht von Spielversionen
Der Versuch, den Grad des Eigen-Anteils der jeweiligen Komplettierungsversuche in Kategorien einzuordnen, bezieht sich auf den Umfang des herangezogenen Quellenmaterials ebenso wie auf den Umfang der Ergänzungen sowohl des Verlaufs wie auch der Instrumentation. In Kategorie II beträgt der Anteil der Ergänzungen insgesamt weniger als ein Viertel, in Kategorie III dagegen bis zu einem Drittel. Die Arbeiten in Kategorie IV wurden von ihren Urhebern selbst als kompositorische Auseinandersetzung mit dem Material aus Bruckners Neunter Symphonie betrachtet.
I. Unvollständige Einrichtung und Dokumentation des Fragments
Elsa Krüger
Klavier-Einrichtung des Orel-Particells
EZ: | 1934 |
UA: | 22.1.1935 in München, E. Krüger und Kurt Bohnen, Werkstattkonzert der Münchner Sektion der Internationalen Bruckner‑Gesellschaft |
ED: | ungedruckt; Manuskript nicht auffindbar |
Hans Ferdinand Redlich (1903–1968)
Klavier-Einrichtung des Orel-Particells
EZ: | 1948 |
UA: | 17.9.1948 in London, St. Martin‘s School of Arts, Redlich und Robert Simpson |
ED: | ungedruckt; Manuskript nicht auffindbar |
Literatur
- Hans Ferdinand Redlich, The Finale of Bruckner‘s Ninth Symphony, in: The Monthly Musical Record 79 (1949), S. 143–149
Einrichtung der Exposition nach Orel für Orchester, mit wenigen Ergänzungen (220 Takte)
EZ: | 1940 |
UA: | 12.10.1940 in Leipzig, Großes Orchester des Reichssenders Leipzig, Hans Weisbach; Fragment des Mitschnitts im deutschen Schallarchiv; eine von Wilhelm Furtwängler geplante Aufführung dieser Bearbeitung in Wien scheiterte im November 1940 am Einspruch der Deutschen Bruckner‑Gesellschaft in Wien |
ED: | Bruckner-Verlag Wiesbaden; heute leihweise bei Alkor-Edition, Kassel |
Literatur
- Fritz Oeser, Zur Studienaufführung des Finalefragmentes der IX. Symphonie, in: Zweites Leipziger Brucknerfest 1940. Programmheft, S. 13f.
Edward D. R. Neill und Giuseppe Gastaldi (?–?)
Einrichtung des Fragments nach Orel für Orchester, mit wenigen Ergänzungen (439 Takte)
EZ: | 1962 |
Aut.: | unbekannt, Kopie bei John A. Phillips |
UA: | unbekannt; Kopie eines undatierten, unbezeichneten Orchester-Mitschnitts aus der Hand von Neill bei Benjamin-Gunnar Cohrs |
ED: | ungedruckt |
Literatur
- Edward D. R. Neill, Notre Realisation du finale de la 9e Symphonie. Trad.: E. Montel – Langevin, in: Paul-Gilbert Langevin, Anton Bruckner. Apogée de la Symphonie. Lausanne 1977, S. 261–264
Bearbeitung für Orchester nach Orel mit Lücken im Verlauf, aber kurzer Coda (481 Takte)
EZ: | 1969 |
UA: | 8.11.1998 in Den Haag, Viotta Jeugdorkest, Wim Bredenhorst (1944–2001) |
ED: | Donemus, Amsterdam 1998 |
Arthur D. Walker (* 1932)
Unvollständige Einrichtung nach Orel und anderen Quellen für Orchester
EZ: | ca. 1965–1970 |
Aut.: | Kopie von Walkers Handschrift im Archiv von Phillips |
UA: | nicht aufgeführt |
ED: | ungedruckt |
„Modifizierte Oeser-Fassung“ (Ruzicka) und Dokumentation weiterer Partiturbogen
EZ: | 1976 |
UA: | Oktober 1976 in Berlin, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ruzicka; produziert vom RIAS mit dem Titel Annäherung an einen Torso |
ED: | ungedruckt |
Literatur
- Peter Ruzicka, Annäherung an einen Torso. Das Finale der Neunten Symphonie von Anton Bruckner, in: HiFi-Stereofonie 18 (1979), Nr. 2, S. 140f.
Dokumentations-Partitur nach Orel und Oeser für eine BBC-Produktion (453 Takte)
EZ: | 1974 |
Aut.: | Partitur und Stimmen in der BBC Library, London |
UA: | 7.11.1974 in Manchester, BBC Northern Symphony Orchestra, Schönzeler; Erstsendung der BBC am 17.11.1974, Moderation: Paul Hamburger (1920–2004) |
ED: | ungedruckt |
Literatur
- Hans-Hubert Schönzeler, Zum Finale von Bruckners Symphonie Nr. IX, in: IBG‑MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 32 (Juni 1989), S. 5f.
John A. Phillips
„Dokumentation des Fragments“, Spielfassung für Orchester ohne weitergehende Ergänzungen, mit gesprochenem Kommentar
EZ: | 1999/2002 |
UA: | 12.11.1999 in Wien, Wiener Symphoniker, Nikolaus Harnoncourt (unvollständig; ohne Coda-Skizzen); erste vollständige Gesamtaufführung 22.4.2001 in Düsseldorf, Philharmonia Hungarica, Cohrs; 2003 Erst-Einspielung (unvollständig): Wiener Philharmoniker, Harnoncourt (Sony/RCA/BMG). |
ED: | Musikwissenschaftlicher Verlag Wien, Wien 1999/2002 |
Literatur (Auswahl)
- John A. Phillips, Neue Erkenntnisse zum Finale der Neunten Symphonie Anton Bruckners, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1989/90, S. 115–203
- John A. Phillips, Neues zum Thema Finale der 9. Symphonie, in: IBG‑MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 36 (Juni 1991), S. 14f.
- John A. Phillips, Anton Bruckner: IX. Symphonie d-Moll: Finale: Rekonstruktion der Autograph-Partitur nach den erhaltenen Quellen. Adelaide–Bremen 1992
- John A. Phillips, NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet) zu Band IX (1994; IX. Symphonie d‑Moll. Finale [unvollendet]. Rekonstruktion der Autograph-Partitur nach den erhaltenen Quellen)
- John A. Phillips, NGAAnton Bruckner. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. der Generaldirektion der Österreichischen Nationalbibliothek und der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1951ff. (Editionsleitung: Leopold Nowak, auch als Neue Gesamtausgabe bezeichnet) zu Band IX (1996; Faksimile-Ausgabe sämtlicher autographen Notenseiten)
- Bruckners Symphonien in BearbeitungenWolfgang Doebel, Bruckners Symphonien in Bearbeitungen. Die Konzepte der Bruckner-Schüler und ihre Rezeption bis zu Robert Haas (Publikationen des Instituts für Österreichische Musikdokumentation 24). Tutzing 2001
Benjamin-Gunnar Cohrs
„Präsentation des Fragments“, Transkription vom mutmaßlichen Letztstand der Partitur
EZ: | 2004–2009 |
UA: | 19.10.2011 in Neubrandenburg, Konzertkirche, Bundesjugendorchester, Cohrs (interne Orchester-Präsentation) |
ED: | Benjamin-Gunnar Cohrs, Das Finale der IX. SinfonieBenjamin-Gunnar Cohrs, Das Finale der IX. Sinfonie von Anton Bruckner. Geschichte, Dokumente, Werk, Präsentation des Fragments (Wiener Bruckner-Studien 3). Wien 2012 von Anton Bruckner. Geschichte – Dokumente – Werk – Präsentation des Fragments (Wiener Bruckner Studien 3). Wien 2012 |
II. Vervollständigungen mit niedrigerem nachkomponierten Anteil
Bearbeitung für Orchester nach Orel und den Manuskripten mit kurzer Coda (670 Takte, nach Auskunft Phillips)
EZ: | 1968/69 |
UA: | 23./24./25.11.1969 in Graz, Stefaniensaal, Grazer Philharmonisches Orchester, Märzendorfer |
ED: | unveröffentlicht; vom Autor zurückgezogen |
Literatur
- Ewald Cwienk, Für Bruckner nach-gedacht. Ernst Märzendorfer stellte ein Finale zur „Neunten“ her und vor, in: Kurier 26.11.1969
- Dr. L. W., Anton Bruckners Neunte vollendet? Uraufführung des Finales unter Ernst Märzendorfer in Graz, in: Arbeiter-Zeitung 29.11.1969, S. 8
- Harald Kaufmann, Das Ereignis einer Bruckner-Uraufführung 1969. Märzendorfer rekonstruierte das Finale der Neunten – Orchesterkonzert im Grazer Stephaniesaal, in: Neue Zeit 26.11.1969
- Hansjörg Spies, Graz: Ernst Märzendorfer bearbeitete Bruckner-Finale, in: Kärntner Tageszeitung 2.12.1969
Vervollständigung für Orchester nach Orel und Fotokopien zugänglicher Manuskripte (645 Takte)
EZ: | 1979–1992 |
UA: | 4.6.1997 in Hot Springs, Arkansas/USA, Hot Springs Music Festival Symphony Orchestra, Richard Rosenberg |
ED: | Carus, Stuttgart 1997 (leihweise) |
Literatur
- Nors Josephson, Anton Bruckner, Symphony No. 9: Finale. An orchestral reconstruction. Fullerton/CA 1992
Nicola Samale, John A. Phillips, Benjamin-Gunnar Cohrs und Giuseppe Mazzuca
Vervollständigung für Orchester nach den erhaltenen Quellen
1. Zustand: Vervollständigung von Samale-Phillips-Cohrs-Mazzuca; Hg. v. J. A. Phillips (687 Takte)
EZ: | 1988–1990, rev. 1996 |
UA: | 3.12.1991 in Linz, Bruckner Orchester Linz, Manfred Mayrhofer; 1993 Erst-Einspielung: Bruckner Orchester Linz, Kurt Eichhorn (Camerata Tokyo); 1998 Erst-Einspielung der Revision 1996: Neue Philharmonie Westfalen, Johannes Wildner (SonArte/NAXOS) |
ED: | 1992/rev. 1996, Adelaide/Bremen; 2005 zurückgezogen |
1. Zustand: Bearbeitung für zwei Klaviere von Phillips (687 Takte)
EZ: | 1990 |
UA: | 13.9.1990 in Adelaide, Phillips und Edward Kriek, Studioproduktion der Australian Broadcasting Corporation (ABC); Erstausstrahlung: 30.12.1990 |
ED: | 1990, B & L Music, Adelaide, Australien |
2. Zustand: Vervollständigung von Samale-Phillips-Cohrs-Mazzuca. Hg. v. Samale/Cohrs (665 Takte)
EZ: | 2000–2005; rev. Nachdruck: 2008 |
UA: | 3.12.2005 in London, Fulham Symphony Orchestra, Marc Dooley; 28.5.2007 Erst-Einspielung: Sinfonieorchester Aachen, Marcus Bosch (* 1969; Coviello Classics); 8.11.2007 in Stockholm, UA des revidierten Nachdrucks, Swedish Radio Symphony Orchestra, Daniel Harding; 31.3.2008 in Mannheim, Erst-Einspielung des revidierten Nachdrucks 2008, Nationaltheater-Orchester Mannheim, Friedemann Layer (* 1941; Musikalische Akademie Mannheim) |
ED: | Musikproduktion Höflich, München, Repertoire Explorer Study Score 444, mit umfangreichem Kommentar in Deutsch und Englisch |
3. Zustand: Vervollständigung von Samale-Phillips-Cohrs-Mazzuca. Hg. v. Cohrs (653 Takte)
EZ: | 2012 |
UA: | 7.2.2012 in Berlin, Berliner Philharmoniker, Simon Rattle (* 1955; Erst-Einspielung: EMI Classics) |
ED: | Musikproduktion Höflich, München 2012, Repertoire Explorer Study Score 444 (rev. Ausgabe), mit umfangreichem Kommentar in Deutsch und Englisch, BGC Manuscript Edition (Stimmen) |
III. Bearbeitungen mit höherem nachkomponierten/eigenkompositorischen Anteil
Nicola Samale, Giuseppe Mazzuca, Benjamin-Gunnar Cohrs
Vervollständigung für Orchester nach den erhaltenen Quellen
1. Zustand (Samale/Mazzuca; 711 Takte)
EZ: | 1979–1985 |
UA: | 18.2.1986 in Berlin, RIAS, Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Peter Gülke; 1986 Erst-Einspielung: Symphonieorchester des HR, Eliahu Inbal (Teldec) |
ED: | Ricordi, Milano 1986 |
2. Zustand (Samale/Cohrs; 719 Takte)
EZ: | 1986–1988; 1991 von den Autoren zurückgezogen |
UA: | 8.10.1988 in Katowice, Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, Samale (CD-Mitschnitt: 1990, Melodram) |
ED: | unveröffentlicht; 1991 von den Autoren zurückgezogen, Kopie im Archiv von Cohrs |
Literatur
- Manfred Wagner, Bemerkungen zu den Ergänzungsversuchen von Nicola Samale und Giuseppe Mazzuca, in: IBG‑MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 28 (März 1987), S. 5ff.
Vervollständigung, ausgearbeitet für zwei Klaviere, weitgehend nach Orel
EZ: | 1979 |
UA: | 15.6.1979 in New York, mit Carragan und Paul Nudelman (1940–2011); 20.3.1983 weitere Aufführung durch Carragan mit Barbara Weintraub |
ED: | ungedruckt |
William Carragan
Vervollständigung für Orchester
1. Zustand (705 Takte)
EZ: | 1979–1984, revidiert 1985 |
UA: | 8.1.1984 in New York, Carnegie Hall, American Symphony Orchestra, Moshe Atzmon (* 1931); 1985 Erst-Einspielung: Oslo Philharmonic, Yoav Talmi (* 1943; Chandos). |
ED: | „Bruckner-Archive“, David Aldeborgh, Troy/USA 1984, vom Autor zurückgezogen |
2. Zustand (705 Takte)
EZ: | Revision 2003 |
UA: | 19.1.2003 in Saratoga, Saratoga Symphony, Jason Klein (Orchestra) |
ED: | „Bruckner-Archive“, vom Autor zurückgezogen |
3. Zustand (709 Takte)
EZ: | Revision 2006 |
UA: | 28.9.2006 in Tokyo, Tokyo New City Orchestra, Akira Naito (Mitschnitt: Delta Classics) |
ED: | unveröffentlicht |
4. Zustand (717 Takte)
EZ: | Revision 2010 |
UA: | 1.8.2010 in Ebrach, Philharmonie Festiva, Gerd Schaller (Mitschnitt: Profil) |
ED: | „Bruckner Archive“, vom Autor zurückgezogen |
5. Zustand (725 Takte)
EZ: | Revision seit 2017 |
UA: | 12.12.2017 in Zagreb, Croatian Radiotelevision Symphony Orchestra, Mladen Tarbuk (* 1962; Mitschnitt: Orchester) |
ED: | „Bruckner Archive“, vom Autor zurückgezogen |
Literatur
- William Carragan, Structural Aspects of the Revision of Bruckner‘s Symphonic Finales, in: Bruckner‑Symposion 1996Uwe Harten u. a. (Hg.), Bruckner-Symposion. Fassungen – Bearbeitungen – Vollendungen. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1996. 25.–29. September 1996. Bericht. Linz 1998, S. 177–187
- Round-table Zum Finale der Neunten Symphonie, in: Bruckner‑Symposion 1996Uwe Harten u. a. (Hg.), Bruckner-Symposion. Fassungen – Bearbeitungen – Vollendungen. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1996. 25.–29. September 1996. Bericht. Linz 1998, S. 189–210, bes. S. 191
- www.nytimes.com/1984/01/09/arts/music-completing-bruckner-s-ninth.html [15.1.2018]
- https://carragan.com [27.2.2018]
- www.abruckner.com [27.2.2018]
Bearbeitung für Orchester mit frei komponierter Coda, basierend auf der Dokumentation von Phillips und den Arbeiten von Samale et al., eigenkompositorisch weitgehend überarbeitet (743 Takte)
EZ: | 2007/08 |
UA: | nicht aufgeführt; 2008 Erst-Einspielung: MÁV Szimfonikus Zenekar (MAV Symphonie Orchester), Nicolas Couton (* 1978; CD-Produktion: 28./29.10.2008; Lirica) |
ED: | ungedruckt (Kommentar in französischer Sprache auf www.abruckner.com; englische Übersetzung: 2017) |
Literatur
- Sébastien Letocart, My completion of the Finale of Bruckner‘s Ninth Symphony, in: The Bruckner Journal 13 (2009) H. 1, S. 41f.
- Sébastien Letocart, Sébastien Letocart‘s realization of the Finale of Bruckner‘s Ninth Symphony, in: The Bruckner Journal 14 (2010) H. 1, S. 35–38
- www.abruckner.com/articles/articlesEnglish/letocartsebastienn/ [15.1.2018]
- www.abruckner.com/articles/articlesFrench/letocartthesis/ [15.1.2018]
Gerd Schaller
Komposition und Vervollständigung mit frei komponierter Coda unter freier Verwendung der Faksimile-Ausgabe der Finale-Manuskripte (MWV, 1994) von Phillips (734 Takte)
EZ: | beendet 2016 |
UA: | 24.7.2016 in Ebrach, Abteikirche (Ebracher Musiksommers), Philharmonie Festiva, Schaller (CD-Mitschnitt: Profil Edition Günter Hänssler, 2017, in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk/Studio Franken) |
ED: | Musikverlag Ries & Erler, Berlin 2018 |
Literatur
Roberto Ferrazza (* 1954)
Komposition und Vervollständigung mit frei komponierter Coda unter Verwendung der Faksimile-Ausgabe der Finale-Manuskripte (MWV, 1994) von Phillips und den Arbeiten von Samale et al. (633 Takte)
EZ: | beendet 2017 |
UA: | bisher nicht aufgeführt |
ED: | Edizioni BetMultimedia, Rom 2017 (Partitur und Kommentar) |
Literatur
IV. Kompositionen unter Verwendung von Material aus dem Finale-Fragment
Gottfried von Einem (1918–1996)
Bruckner-Dialog op. 39, Komposition unter Verwendung des Choralthemas aus dem Finale (Hommagen und Widmungen an Bruckner)
EZ: | 1971 |
UA: | 23.3.1974 in Linz, Bruckner Orchester Linz, Kurt Wöss; 1983 Erst-Einspielung: Wiener Symphoniker, Lovro von Matačić (Orfeo) |
ED: | Boosey & Hawkes |
Marshall Fine (1956–2014)
Bearbeitung für Orchester „op. 13“ nach Orel (746 Takte)
EZ: | 9.12.1977–25.8.1979 |
UA: | nicht aufgeführt |
ED: | ungedruckt (Kopie von Partitur und Kompositionstagebuch im Archiv von Cohrs) |
Bruckner IX reloaded. Bearbeitung der Neunten Symphonie und Re-Komposition unter Verwendung originaler Fragmente des Finalsatzes
EZ: | 2005/06 |
UA: | 18.8.2006 in St. Florian, European Philharmonic Orchestra, Marthé (CD-Mitschnitt: 2006, Preiser Records) |
ED: | ungedruckt |
Fünfte Sinfonie. Jetzt und in der Stunde des Todes. Nach Motiven insbesondere des Finales der IX. Sinfonie von Anton Bruckner
EZ: | 2009 |
UA: | 9.3.2010 in Linz, Brucknerhaus Linz, Bruckner Orchester Linz, Dennis Russel Davies |
ED: | Bärenreiter |
Literatur
- Heinz Winbeck, „Jetzt und in der Stunde des Todes“. Drei Fragmente unter Verwendung von Motiven insbesondere des Finales der 9. Symphonie von Anton Bruckner, in: ABIL-MitteilungenABIL-Mitteilungen. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz. Linz 2008ff. Nr. 3 (Juni 2009), S. 11f. [die hier angekündigte UA fand nicht statt]
- www.abruckner.com/editorsnote/features/winbeckfinalefinal/ [15.1.2018]
- www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/Brucknerhaus-Gelungene-Winbeck-Urauffuehrung-Vom-Tunnelblick-ins-Licht;art16,349506 [15.1.2018]
- http://archive.is/20130115002149/www.bruckner-orchester.at/5834_DE-News-Detail.htm?filter5835=id=24 [15.1.2018]