Bruckner Society of America
Die Gesellschaft wurde am 4.1.1931 von einer Gruppe von Musikliebhabern unter der Leitung von Martin G. Dumler (1868–1958), 1932–1958 Präsident der Gesellschaft, und Gabriel Engel, dem Herausgeber des gesellschaftseigenen Journals Chord and Discord, gegründet. Dumler und Engel waren Bruckners Musik erstmals in Europa begegnet und gründeten die Gesellschaft, um seine Musik in Nordamerika zu fördern. Von Beginn an widmete sich die Bruckner Society of America gleichermaßen Bruckner und Gustav Mahler, beide ungerechtfertigt als Meister der modernen Symphonie vernachlässigt. Obwohl es heute üblich ist, mehr die Unterschiede als die Gemeinsamkeiten zwischen den Symphonien Bruckners und Mahlers hervorzuheben, waren sie im angloamerikanischen Musikverständnis Mitte der 1930er Jahre miteinander verbunden. Das vorrangige Ziel der Bruckner Society of America war es, Aufführungen der Musik Bruckners und Mahlers zu fördern. In der Konzertsaison 1932/33 wurden nur acht Aufführungen von Bruckner-Symphonien in den USA angeboten. In den 1950er Jahren gab es regelmäßige Aufführungen derselben durch alle wichtigen Orchester Amerikas, welche durchwegs gut durch Tonaufnahmen (Diskografie) dokumentiert sind. Ab den 1960er Jahren gingen die Aktivitäten der Bruckner Society of America deutlich zurück, ab 1998 ruhte die Gesellschaft schließlich ganz. Nach dem Tod von Charles Eble (1915–2009), 1958–2009 Präsident der Gesellschaft, wurde die Bruckner Society of America von David Hempel, 2009–2011 Präsident, und John F. Berky, dem Betreiber von www.abruckner.com, wiederbelebt und die Arbeit in vollem Umfang wiederaufgenommen. Seit 2011 ist Benjamin Marcus Korstvedt Präsident der Bruckner Society of America.
Das Journal Chord and Discord wurde in unregelmäßigen Abständen 1932–1998 veröffentlicht. Julio Kilenyi schuf für die Gesellschaft 1933 eine Bruckner-Ehrenmedaille (IKO 254, Ikonografie, Kilenyi-Medaille; auch eine ähnliche Mahler-Medaille 1935), die diese für hervorragende Bemühungen zur Förderung von Interesse und Anerkennung der Musik Bruckners vornehmlich an Dirigenten und Wissenschaftler von 1933 bis in die 1970er vergab und seit 2010 wieder vergibt.
Rückblickend wäre es ein Fehler, die wichtige Rolle, die die Bruckner Society of America in der Bekanntmachung von Bruckners Musik gespielt hat, zu unterschätzen. Derzeit erfreut sich Bruckners Musik einer Popularität, von der man in den 1930er Jahren nur zu träumen gewagt hatte. Die Arbeit der Bruckner Society of America bildete die Basis für den heutigen Erfolg von Bruckners Musik in Amerika.
Literatur
- Gabriel Engel, The Bruckner Society of America, in: Bruckner-Blätter 3 (1931) H. 1, S. 12f.
- Bruckner und die NachweltChrista Brüstle, Anton Bruckner und die Nachwelt. Zur Rezeptionsgeschichte des Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 1998, S. 274–285
- Benjamin M. Korstvedt, The Bruckner Society of America, Chord and Discord, and the Beginnings of American Bruckner Appreciation, in: Bruckner-Tagung 2001Andrea Harrandt/Elisabeth Maier/Erich Wolfgang Partsch (Hg.), Bruckner-Tagung Gmunden 2001. Anton Bruckner zwischen Idolatrie und Ideologie. Zur Geschichte der Bruckner-Forschung. Kammerhofmuseum, 4.–7. Oktober 2001. Bericht (Bruckner-Vorträge). Wien 2004, S. 101–112
- Bruckner-Ikonographie IIRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 2: 1925 bis 1946. Nachträge zu Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 14). Wien 2004
- Bruckner Society of America ‘Medal of Honor’ awards, in: The Bruckner Journal 15 (2011) H. 1, S. 36
- John F. Berky, The Bruckner Society of America and the Julio Kilenyi Bruckner Medal of Honor, in: The Bruckner Journal 21 (2017) H. 1, S. 23f.
- https://www.abruckner.com/thebrucknersociety/ [25.7.2017]