Chemnitz
Drittgrößte Stadt im deutschen Bundesland Sachsen, im 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten Industriestädte Deutschlands. 1883: 103.000 EW, 2019: ca. 247.000 EW.
Im September 1889 notierte P. Oddo Loidol eine Äußerung des Chemnitzer Organisten Robert Butze (1846–1919): „Robert Butze, Organist bei St. Pauli in Chemnitz, sagt in seinem Werk ‚kirchl. Orgelspiel‘: Unter den Organisten ragt hervor Bruckner in Wien.“ (Horn, S. 236).
Am 10.2.1894 wurde im Saal der Schankwirtschaft „Elysium“ das Adagio der Siebenten Symphonie durch die Städtische Kapelle unter Max Pohle (1852–1909) aufgeführt. Das Musikalische Wochenblatt berichtete am 12.7.1894, der Name Bruckner habe „Befremden“ (Musikalisches Wochenblatt 25 [1894] Nr. 29, S. 351) wachgerufen. Die Chemnitzer Städtische Kapelle hatte das Adagio bereits am 9.2.1894 im Saal des Gewerbehauses Dresden gespielt.
Am 9.3.1895 wirkte der Chemnitzer Lehrergesangverein mit der Städtischen Kapelle unter der Leitung von Pohle bei der Aufführung von Helgoland im Saal der Chemnitzer Casinogesellschaft mit. Für das Musikalische Wochenblatt war das Werk „ein Tönekoloss, von der trotzigen Kraft des Genies aufgerichtet, den Männerchören Deutschlands zur Prüfung ihrer Widerstandsfähigkeit überantwortet, kühn im Modulatorischen bis ins Abenteuerliche, der Treffsicherheit und der Stimmausdauer Probleme aufgebend, deren Lösung schier unmöglich scheint“ (Musikalisches Wochenblatt 26 [1895] Nr. 23, S. 298).
Am 18.12.1895 unterstützte die Chemnitzer Stadtkapelle eine Aufführung der Achten unter Jean Louis Nicodé in Dresden.
Die Aufführung des Psalm 150 in der Saison 1896/97 unter der Leitung von Franz Mayerhoff (1864–1938) konnte bisher noch nicht genau datiert werden. Für das Musikalische Wochenblatt jedenfalls war das Werk „Bruckner‘s unbeschreiblich genial concipirter 150. Psalm“, der jedoch nicht alle Zuhörer anzusprechen vermochte: „Auf die Wunden, welche Bruckner zarten Gemüthern schlug, war Bruch‘s leichtfassliche Musik schmerzstillender Balsam.“ (Musikalisches Wochenblatt 28 [1897] Nr. 39, S. 514f.).
Der Germanenzug wurde am 18.4.1897 unter der Leitung des Bürgerschullehrers Emil Winkler im „Elysium“ durch den Männergesangverein „Grüner Zweig“ mit Klavier- und Harmoniumbegleitung aufgeführt (Musikalisches Wochenblatt 28 [1897] Nr. 37, S. 491).
Literatur
- Musikbriefe. Chemnitz, in: Musikalisches Wochenblatt 25 [1894] Nr. 29, S. 351f.
- Musikbriefe. Chemnitz, in: Musikalisches Wochenblatt 26 [1895] Nr. 23, S. 298f.
- Aufgeführte Novitäten, in: Musikalisches Wochenblatt 28 [1897] Nr. 37, S. 490f.
- Musikbriefe. Chemnitz, in: Musikalisches Wochenblatt 28 [1897] Nr. 39, S. 514f.
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/3, S. 537, 4/4, S. 234
- Erwin Horn, Bruckneriana zwischen St. Florian und Kremsmünster, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2001–2005, S. 177–250
- ABCD
- Mitt. Stadtarchiv Chemnitz (23.3.2016)