Ebelsberg
Markt an der Traun, südlich der Stadt Linz, in die er 1938 eingemeindet wurde; dem Stift St. Florian inkorporierte Pfarre. 1807: 1.600, 1850: 1.900, 1900: 2.400, 2019: ca. 10.800 EW.
Im Sommer 1837 musste sich die Mutter Bruckners (Bruckner, Familie) nach dem Tod ihres Mannes mit bescheidenem Hausrat um eine neue Wohnung umsehen. Sie zog mit den vier Kindern im Alter von einem bis acht Jahren (Rosalia, Josefa, Ignaz, Maria Anna), die nach und nach selbständig wurden, nach Ebelsberg in die Nähe von Bekannten, der 13-jährige Anton kam vorübergehend nach Hörsching zu seinem Onkel Joseph Weiß (Vater von Johann Baptist Weiß). Dass sich ihre Schwägerin Anna Maria Bruckner (1784–1855), wie die Überlieferung vermerkt, gleichzeitig in Ebelsberg niederließ, ließ sich bislang nicht bestätigen. Erst Jahre später wird sie im Haus Nr. 70 erwähnt. Bruckners Mutter lebte in bescheidenen Verhältnissen zuerst im „äußeren Schmiedhaus“ (Besitzer Josef und Klara Eder) auf Ebelsberg Nr. 70 (später Kremsmünsterer Straße 2, inzwischen abgerissen). Sie ist im Ort fünfmal umgezogen (Adressen waren auch Nr. 91, 78 und 23) und ist dabei zweimal ins Haus Nr. 70 zurückgekehrt, wo sie 1860 starb.
Die finanzielle Basis bildeten die geringen statutengemäßen Leistungen des Pensions-Instituts für Schullehrer-Witwen und -Waisen, die in Summe für rund 23 Jahre 1.219 fl 5 kr (im Jahresdurchschnitt 53 fl) betrugen. Dazu kamen noch allfällige Leistungen des „Armeninstituts“ der Pfarre Ansfelden, die Erträge eigener Arbeit (als „Helferin“, „Wäscherin“), weiters die Unterstützung durch Familien in Ebelsberg – hier insbesondere von Johann Wenzel Hoke (Hocke; * ca. 1800 Waltersdorf bei Leipa/Böhmen [Valteřice/CZ], † 29.2.1884 Linz, Oberösterreich/A), Pfleger und Distriktskommissär. Bruckner unterstützte die Mutter wahrscheinlich ab 1850, ermöglicht durch seine zusätzlichen Einnahmen als Stiftsorganist und Lehrer der Sängerknaben in St. Florian. Einen Grund für seine Bewerbung um die Stelle des Linzer Domorganisten (1855/56) bildete auch die Unterstützung seiner alten Mutter. Bruckner besuchte sie oft in Ebelsberg, von Linz aus auch zusammen mit Karl Waldeck.
Für ihr Grab auf dem Ortsfriedhof sorgten die Söhne Anton und später Ignaz Bruckner. Es ist auf dem ursprünglichen Platz mehreren Schwierigkeiten zum Trotz erhalten geblieben. 1936 wurde behauptet, dass die Gebeine nach Ansfelden ins Vatergrab überführt worden wären. Nachforschungen bestätigten diesen Sachverhalt jedoch nicht, das Grab war aber aufgelassen und die Tafel mit der Aufschrift an der Außenmauer der Ebelsberger Pfarrkirche angebracht worden. Den eingehenden Bemühungen des Brucknerbundes für Oberösterreich gelang es, die Grabstätte auf dem ursprünglichen Platz an der Westseite des Ortsfriedhofes zu erhalten. Die laufende Betreuung liegt seit Herbst 1973 bei der Stadt Linz.
Literatur
- Mathias Rupertsberger, Ebelsberg einst und jetzt. Ein ortsgeschichtlicher Versuch. Linz 1912
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 1, S. 116ff., 3/1, S. 69ff.
- Peter Senn (Hg.), Ebelsberg. Geschichte und Gegenwart in Einzelbeiträgen. Linz-Ebelsberg 1982
- Franz Zamazal, Familie Bruckner: Biographische Konturen aufgrund von Pfarrmatrikeln, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 1997–2000, S. 103–210
- Franz Zamazal, Marginalien zu Anton Bruckners Jugend. Tante Anna Maria und Mutter Theresia Bruckner, in: Bruckner-JahrbuchBruckner-Jahrbuch. (Wechselnde Herausgeber). Linz 1980ff. 2006–2010, S. 359–368
- Manfred Carrington (Hg.), Der Süden von Linz. Vergangenheit und Gegenwart der Ortschaften Ebelsberg, Mönchgraben, Pichling, Posch, Ufer, Wambach. Linz 2007
- Sterbebuch-Duplikat 1884 der Pfarre Heilige Familie (ehemalig St. Josef) in Linz, [pag. 7]