Ansfelden

Dorf, heute Stadt, im oberösterreichischen Traunviertel (politischer Bezirk Linz-Land) an der alten Römerstraße nach Neuhofen und Kematen, 788/91 urkundlich erwähnt (Verleihung des Gemeindewappens 1986, Stadterhebung 25.9.1988). Zunächst Passauer Pfarre, seit 1682 dem Stift St. Florian inkorporiert. Genaue Einwohnerzahl zum Zeitpunkt der Geburt Bruckners unbekannt. 1869: 2.280, 2019: ca. 16.650 EW.

Den Ortskern bilden Kirche (Hochaltarbild: Hl. Valentin, gemalt von Johann Karl von Reslfeld [1658–1735], früher Martin Altomonte [1657–1745] zugeschrieben), Friedhof (rechts neben der Stiege: Grab von Bruckners Vater), Pfarrhof (erbaut von Carlo Antonio Carlone [∼1635–1708] als Alterssitz für Propst Matthäus von Weißenberg [1644–1700; Amtszeit 1689–1700]) und das alte Schulhaus (erbaut 1706, 1853/54 und 1863 grundlegend umgestaltet und aufgestockt), in dem Bruckner am 4.9.1824 um 4:30 Uhr morgens als erstes Kind des Schullehrers Anton Bruckner d. Ä. und seiner Frau Theresia, geb. Helm (Bruckner, Familie), geboren wurde. Die Taufe auf den Namen Joseph Anton wurde durch den St. Florianer Chorherrn Joseph Guttenthaler um 17:00 Uhr desselben Tages in der Kirche vorgenommen, Patin war Rosalia Mayrhofer (Bruckners Großtante mütterlicherseits), Wirtschafterin im Pfarrhof zu Wolfern.

Bruckner verbrachte seine Kindheit bis zum Tod des Vaters am 7.6.1837 – mit Ausnahme der in Hörsching verbrachten Zeit – im Schulhaus, in dem der Lehrersfamilie eine Dienstwohnung zustand. Die Architektur des großzügig angelegten barocken Pfarrhofs (bemerkenswerte Stuckdecke im Obergeschoß), die vom Vater geleiteten sonntäglichen Musikaufführungen in der Kirche, vor allem aber die Besuche im Stift St. Florian vermittelten dem Kind – neben den durch den Vater und durch Johann Baptist Weiß in Hörsching vermittelten praktischen Kenntnisse – die ersten künstlerischen Eindrücke.

Da die Dienstwohnung nach dem Tod des Vaters geräumt werden musste, zog die Mutter mit ihrer blinden Schwägerin, den vier jüngeren Kindern und einem Handwagen voll Hausrat nach Ebelsberg, wo sie sich als „Helferin“ (Wäscherin und aushilfsweise Dienstmagd) verdingte. Anton wurde auf ihre Bitte hin im Stift St. Florian als Sängerknabe aufgenommen.

Bruckner kehrte später vermutlich wesentlich öfter in seinen Geburtsort zurück, als dies dokumentiert ist. Erst, als er schon arriviert war, fand dies jedoch seinen Niederschlag in der Presse, so etwa im Sommer 1869, den er in St. Florian, in Schwanenstadt beim Ehepaar Moritz und Betty von Mayfeld, bei seiner Schwester Rosalia Hueber in Vöcklabruck und in Linz verbrachte, wo er mit der Einstudierung der zur Einweihung der Votivkapelle des Mariendomes (Neuer Dom) komponierten Messe in e‑Moll beschäftigt war. In diesem Sommer war Bruckner mit Mitgliedern des St. Florianer Sängerbundes nach Ansfelden gekommen, die dort ein Ave Maria eines nicht genannten Komponisten zur Aufführung brachten. Im Anschluss daran improvisierte Bruckner auf der 1864 durch den Ottensheimer Orgelbauer Josef Breinbauer erbauten Orgel; als Abschluss feierte man Bruckner im Gasthaus Grabner (vgl. Linzer Volksblatt 4.9.1869, [S. 3]).

Einen Nachklang fand Bruckners Besuch in der Ehrung, die ihm am Cäcilientage (22.11.; die hl. Cäcilia gilt als Patronin der Musik) des Jahres 1870 zu Teil wurde: Ansfelden ernannte Bruckner zum Ehrenbürger (Ehrungen).

Das alte Schulhaus wurde am 17.10.1971 als Gedenkstätte (als Teil der Oberösterreichischen Landesmuseen) eingerichtet; eine neuerliche Umgestaltung wurde im April 2014 eröffnet. Noch zu Lebzeiten Bruckners, am 12.5.1895, wurde am Geburtshaus eine von der Linzer Liedertafel „Frohsinn“ gestiftete Gedenktafel angebracht, unter dieser 1988 ein Relief (aus dem Jahr 1940) von Renate Stolz (IKO 285a, Ikonografie).

Im Jahr 1996 wurde in Ansfelden das „Anton Bruckner Centrum“, ein großer Mehrzweckbau, errichtet, der durch die Abkürzung seines Namens – ABC – auch an Bruckners Herkunft aus dem Lehrermilieu und an seine eigene Lehrtätigkeit erinnern soll. Im ABC finden Konzerte, Lesungen und Ausstellungen statt; daneben hat hier das Bürgerservice Quartier bezogen. Die Räumlichkeiten des ABC sind auch für Veranstaltungen anzumieten. Vor dem ABC ist jener Gedenkstein mit einem Bruckner-Kopf von Franz Plany (IKO 146) aufgestellt, der am 18.5.1924 enthüllt wurde.

Ebenfalls 1996 wurde von den Gemeinden St. Florian und Ansfelden der „Symphonie-Wanderweg“ eingerichtet, der zwischen den beiden Orten durch die Landschaft führt. An ihm entlang sind auf großen Kupfertafeln Informationen zu den Symphonien zu lesen (Texte: Elisabeth Maier), mit MP3-Playern können dazu an den jeweils passenden Stellen Ausschnitte aus den Symphonien gehört werden. Die Ausgabe der MP3-Player erfolgt sowohl im Stift St. Florian als auch in Ansfelden.

Seit 1996 nennt sich der Ansfelder Kirchenchor Anton Bruckner-Kirchenchor Ansfelden.

2009 wurde die seinerzeit von Bruckner gespielte Breinbauer-Orgel der Pfarrkirche einer gründlichen Renovierung unterzogen und mit einem Festakt, einer festlichen Messe und einem Konzert wieder ihrer Funktion übergeben.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 25.10.2021

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