Drechsler (Traxler), Joseph (Josef)

* 26.5.1782 Wällisch-Birken/Böhmen (Vlachovo Březí/CZ), † 27.2.1852 Wien/A. Musiklehrer, Kapellmeister, Organist und Komponist.

Er war Sängerknabe in Passau und Vornbach. Nach Studien an der Prager Universität (Jus und Theologie) kam er 1807 nach Wien, wo er zunächst als Musiklehrer arbeitete. 1810 wurde er Korrepetitor, 1812 Kapellmeister-Adjunkt an der Hofoper. Anschließend war er Theaterkapellmeister in Baden bei Wien und Pressburg, bevor er ca. 1815 nach Wien zurückkehrte und hier vornehmlich als Kirchenmusiker und Musiklehrer wirkte. Ab 1815 war er Organist der Servitenkirche, ab 1816 Chorregent von St. Anna, ab 1823 Kapellmeister an der Universitätskirche und an der Kirche Am Hof sowie 1844–1852 in der Nachfolge Johann Baptist Gänsbachers (1778–1844) Domkapellmeister an St. Stephan. Zudem war er ab 1821 Kapellmeister am Theater in der Josefstadt und 1824–1830 Kapellmeister und Hauskomponist am Theater in der Leopoldstadt. An der Normalschule von St. Anna hielt er 1815–1845 Orgel‑ und Generalbasskurse für Präparanden, wodurch sein Ruf als Lehrer und Musiktheoretiker begründet wurde. Auch als Komponist von Kirchen- und Bühnenwerken war er erfolgreich.

Bruckner dürfte Drechslers kirchenmusikalische Werke gekannt haben, zumindest wurden dessen Werke im Dom und in der Wiener Hofpfarrkirche zu St. Augustin, zu der Bruckner stete Beziehungen hatte, regelmäßig aufgeführt. Leopold Eder, ab 1870 Kapellmeister an St. Augustin, war ein Schüler Drechslers gewesen.

Joseph Drechsler darf nicht mit jenem „Hofrath Drechsler“ (Briefe I, 620907), recte Philipp Draexler von Carin (1797–1874), verwechselt werden, der in Bruckners Bemühen um die Hoforganistenstelle an der Wiener Hofmusikkapelle (Bewerbungen) eine Rolle spielte.

Werke
  • Bühnenwerke (u. a. Diamant des Geisterkönigs, Das Mädchen aus der Feenwelt, Die unheilbringende Zauberkrone)
  • Kirchenmusik
  • Klaviersonaten und weitere Stücke für Klavier
  • Streichquartette
  • Lieder
Schriften
  • Harmonie- und Generalbaß-Lehre. Zum Gebrauche bey den öffentlichen Vorlesungen in dem Normal-Schulgebäude bey St. Anna in Wien. Wien 1816
  • Theoretisch-praktischer Leitfaden, ohne Kenntnis des Kontrapunkts, phantasieren oder praeludiren zu können. Wien o.  J.
  • Kleine Orgelschule. Wien o.  J.
  • Bearbeitung der Klavierschule von Ignaz Joseph Pleyel (1757–1831)
Literatur

CHRISTIAN K. FASTL

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.1.2019

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