St. Augustin, Wien

Kirche in Wien, Augustinerstraße 3; Stiftung Friedrich des Schönen im Jahr 1327. Bauzeit 1330–1339, Weihe am 1.11.1349. Zunächst freistehend, wurde die Kirche nach dem Bau des Albertinischen Traktes in den Gebäudekomplex der Hofburg integriert. Im Laufe der Zeit waren hier verschiedene Zweige der Augustiner tätig: Beschuhte Augustiner ab 1327, Unbeschuhte Augustiner ab 1642, heute sind es Augustiner-Eremiten. Hier wirkten u. a. der berühmte Prediger Abraham von Sancta Clara (1644–1709) und der Dichter Zacharias Werner (1768–1823). Die Augustinerkirche wurde 1634 zur kaiserlichen Hofpfarrkirche (bis 1918) ernannt, in der die Trauungen des Herrscherhauses stattfanden: u. a. 1736 Erzherzogin Maria Theresia (1717–1780) mit Franz Stephan von Lothringen (1708–1765), 1770 per procurationem Erzherzogin Maria Antonia (Antoinette, 1755–1793) mit Ludwig XVI. von Frankreich (1754–1793), 1854 Kaiser Franz Joseph I. mit Prinzessin Elisabeth in Bayern (1837–1898) sowie 1881 die Vermählung Kronprinz Rudolfs mit Stephanie von Belgien (1864–1945). Auch die neu ernannten Erzbischöfe wurden ab 1729 in der Augustinerkirche eingekleidet. 1836 wurde das angrenzende Kloster aufgehoben und die Seelsorge durch Weltpriester des Frintaneums (Franz Joseph Rudigier) weitergeführt. Erst 1951 übernahmen die Augustiner-Eremiten wieder das Kloster in der Hofburg. In der Augustinerkirche befindet sich die sogenannte Herzgruft des Hauses Habsburg (Kaiserhaus), in der nach der traditionellen Einbalsamierung der Verstorbenen die entnommenen Herzen beigesetzt wurden.

Neben der Hofburgkapelle war die Hofpfarrkirche St. Augustin Bruckners wichtigste Wirkungsstätte als Hoforganist (Hofmusikkapelle). Die Hochämter in der Augustinerkirche waren wegen ihrer hohen musikalischen Qualität (insbesondere unter ihrem Regens chori Leopold Eder, der hier ab 1870 tätig war) beim Adel und beim Volk äußerst beliebt; das Musikprogramm wurde jeweils einige Tage vor den Aufführungen in verschiedenen Zeitungen annonciert. Bruckner spielte hier durchschnittlich zweimal pro Monat und schloss manchmal den Gottesdienst mit einer improvisierten Fuge oder, bei besonderen Gelegenheiten, einer Improvisation über die Volkshymne ab, wie z. B. zur Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares am 27.4.1879. Das ihm zur Verfügung stehende Instrument war eine um 1730 durch Johann Hencke (1697–1766) erbaute Orgel, die erst 1785 hierher transferiert worden war und an der Jakob Deutschmann (1795–1853) 1820 umfangreiche Adaptionen vornahm. In der Augustinerkirche fand am 16.6.1872 die Uraufführung von Bruckners Messe in f‑Moll statt.

Heute verfügt die Kirche über zwei Orgeln: eine 1976 von der Fa. Rieger erbaute große Orgel (der historische Prospekt von ca. 1785 ist noch erhalten) sowie die sogenannte „Wiener Bach Orgel“ (1985) der Fa. Reil (Niederlande). Die Pflege der Kirchenmusik an der Augustinerkirche nimmt auch heute noch einen wichtigen Platz im Wiener Musikleben ein.

An der Augustinerkirche befindet sich eine Gedenktafel für P. Heinrich Abel SJ.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 1.7.2020

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft