Rieger, Gebrüder

Die Brüder Otto Anton (* 3.3.1847 Jägerndorf/Österreichisch-Schlesien [Krnov/CZ], † 12.12.1903 Jägerndorf) und Gustav (* 1.8.1848 Jägerndorf, † 20.6.1919 Wien/A) übernahmen 1873 die Orgelbau-Werkstätte ihres Vaters Franz Rieger (1812–1885) in Jägerndorf, die sie ab 1879 unter dem Namen „Gebrüder Rieger“ sukzessive zu einem leistungsfähigen Großunternehmen ausbauten. 1890 eröffneten sie auch eine Filiale in Budapest. Mit großem Interesse, die Orgel in klanglichen und technischen Belangen weiterzuentwickeln, übernahmen sie aktuelle Novitäten und verwirklichten auch eigene Ideen, wie etwa die Kombinationsregister, wobei mit einem größeren Tonumfang ausgestattete Grundreihen durch den Einsatz doppelter Ventile als mehrere Register gespielt werden konnten. Bei der Weltausstellung Wien 1873 und der Weltausstellung in Paris 1878 wurden ihre Werke ausgezeichnet. 1896 wurden sie zu k. k. Hoflieferanten ernannt. Ihre Orgeln bauten sie in größeren und bedeutenden Kirchen in der Habsburger-Monarchie und in vielen europäischen Staaten.

Vielleicht lernte Bruckner bereits 1873 eine Orgel der Gebrüder Rieger kennen. Auch wenn hinsichtlich der auf der Weltausstellung Wien 1873 ausgestellten Instrumente lediglich Bruckners Spiel an der für die Pfarrkirche St. Brigitta in Wien errichteten Orgel von Georg Friedrich Steinmeyer (1819–1901) aus Oettingen in Bayern am 27.5.1873 belegt ist (Die Presse 27.5.1873, S. 9, und Fremden-Blatt 28.5.1873, S. 12), ist doch anzunehmen, dass Bruckner sich bei seinem Interesse an der Orgel auch die Begutachtung der weiteren Instrumente nicht entgehen ließ. Von den Gebrüdern Rieger war jedoch nur eine relativ kleine Orgel (II/12) ausgestellt.

Laut einem Bericht in der NZfM (99 [1932] H. 10, S. 930) und einer Festschrift des Unternehmens (Orgelbauanstalten Gebrüder Rieger. Gegründet 1873, S. 3) stellten die Gebrüder Rieger Bruckner 1888–1894 unentgeltlich eine zweimanualige Zimmerorgel zur Verfügung. Merkwürdig erscheint allerdings die in beiden Fällen als Aufstellungsort der Orgel angegebene Adresse „Eckhaus Turmstraße-Freyung“ im 1. Bezirk in Wien. Bruckner wohnte in diesen Jahren in der Heßgasse 7 (Wohnungen). Die Angaben in den Werkverzeichnissen der Fa. Gebrüder Rieger lassen darauf schließen, dass Bruckner die Orgel der Niederlassung der Horak’schen Musikschule an der „Freiung. Ecke d. tiefen Graben 3“ (Die Lyra 15.9.1888, S. 8), in der Renngasse 2 (1. Bezirk, Wien), überlassen hat. Eine Verbindung Bruckners zu dieser Einrichtung könnte über Rudolf Weinwurm zustande gekommen sein, der mindestens 1873–1874 dort Chorgesang unterrichtete. Die laut dem Werkverzeichnis von 1888 in der Horak’schen Musikschule befindliche Rieger-Orgel (op. 219) wurde 1973 von der Stadt Wien für die alte Kapelle im AKH erworben; seit 1999 befindet sie sich im Besitz der Orgelbaustätte Wolfgang Bodem in Leopoldsdorf bei Wien.

Im Wiener Dom St. Stephan, den Bruckner sowohl privat wie in seiner Funktion als Organist der Hofmusikkapelle aufsuchte, hatten die Gebrüder Rieger 1886 im Mittelschiff eine neue Chororgel (II/15) errichtet.

Literatur

KARL MITTERSCHIFFTHALER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 17.7.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Anzeige, in: NZfM 99 (1932) H. 10, S. 851

Normdaten (GND)

Rieger, Gustav: 130614173

Rieger, Otto Anton: 131557106

Links

ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft