Budapest

Hauptstadt der Republik Ungarn (bis 1918 Residenzstadt des österreichischen Kaisers als König von Ungarn), beiderseits der Donau gelegen; Wirtschafts- und kultureller Mittelpunkt des Landes. 1872 wurde das am linken Ufer der Donau gelegene Pest (ab 1848 Hauptstadt) mit Buda (Ofen, ab dem 14. Jahrhundert königliche Residenz) vereinigt. 1853 Gründung der Philharmonischen Gesellschaft durch Ferenc Erkel (1810–1893), 1875 Gründung der Musikakademie. 1869: 270.000, 2019: ca. 1,75 Mio. EW.

Bruckner reiste im August 1865 von Linz aus mit einer Abordnung der Liedertafel „Frohsinn“ zur Uraufführung von Franz Liszts Oratorium Die Legende von der hl. Elisabeth, die der Komponist am 15.8.1865 im 1859–1865 byzantinisch-maurisch-gotischen Stil erbauten Redoutensaal („Vigadó“) selbst dirigierte, nach Pest. Es kam bei dieser Gelegenheit zu einer flüchtigen Bekanntschaft zwischen beiden Komponisten. Ob Bruckner noch einmal in Budapest war, ist nicht bekannt; allerdings gab es später noch Kontakte mit Künstlern aus dieser Stadt, z. B. mit Johannes Lohr (1828–1892) aus Pest, der Bruckners Konkurrent beim Orgelspiel in der Londoner Royal Albert Hall war; der Dirigent Anton Seidl, der sich in New York für Bruckners Symphonien einsetzte, war gebürtiger Budapester, und 1886 traf Bruckner auf dem Bahnhof in Bayreuth nach Liszts Begräbnis mit dem Pester Musikverleger Nándor Táborsky (1831–1888) zusammen.

Schon 1873 bestand der Plan, Bruckners Dritte Symphonie unter Hans Richter in Budapest aufzuführen, was jedoch aus finanziellen Gründen nicht geschah. Am 27.4.1879 spielte die Ofener Musikakademie erstmals Bruckners Messe in f-Moll in Ofen unter Verwendung des Notenmaterials der Wiener Hofmusikkapelle (ÖNB-MS, Mus.Hs.6075). In den 1880er Jahren fehlte wieder das Geld, als Bruckners Sechste Symphonie in Budapest aufs Programm gesetzt werden sollte: Bruckner war nicht in der Lage, eine Abschrift seines Manuskripts zu bezahlen. Am 4.4.1887 erklang dann jedoch seine Siebente Symphonie unter der Leitung von Sándor Erkel (1846–1900). Das deutschsprachige Tagblatt Pester Lloyd (5.4.) berichtete über das eindrucksvolle Konzert, bei dem Bruckner nicht anwesend war, ebenso wie am 18.12.1895, als Ferdinand Löwe die Fünfte Symphonie in Budapest erstaufführte. Über das letztgenannte Konzert stand im Pester Lloyd neben Lob für den Dirigenten u. a. zu lesen: „Die Aufführung des Werkes dauerte nahezu eine und eine halbe Stunde, kein Wunder, daß diese monströse Länge das Publikum außerordentlich ermüdete. Das Scherzo fand verdienten Beifall, die anderen Sätze wurden kühl aufgenommen.“ (Pester Lloyd 19.12.1895, S. 7).

Literatur

RENATE GRASBERGER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 14.9.2020

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