Forster, Franz Seraph
* 25.5.1896 St. Florian, Oberösterreich/A, † 20.5.1993 St. Florian. Bildhauer.
1909–1913 Besuch der Holzfachschule Hallstatt, ab 1914 (und nach geleistetem Kriegsdienst wieder ab 1918) an der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1920/21 Meisterschule für Bildhauerei ebendort. Ab 1924 freischaffender Künstler in St. Florian. 1930 heiratete er Maria Zeilinger, die ihm fünf Kinder gebar. Er fertigte über 500 Werke in Holz, Stein, Bronze und Terrakotta, darunter Statuen und Kruzifixe für Kirchen, 14 Großreliefs des Kreuzweges im Linzer Dom, Brückenfiguren sowie Porträtbüsten bedeutender Persönlichkeiten.
Zeit seines fast 70-jährigen künstlerischen Schaffens setzte sich Forster mit der Darstellung des Bruckner-Antlitzes auseinander, von seinem ersten öffentlich anerkannten Werk, der Bruckner-Büste in Marmor (1923) bis zu seiner letzten Arbeit, einer Kleinbüste in Bronze, geschaffen mit 91 Jahren. Sechs bedeutende Büsten und zwölf Reliefdarstellungen (in vielen Repliken) künden von Forsters Absicht und Fähigkeit, Bruckner als das überragende Genie zu verkörpern und sich nicht mit der naturgetreuen Wiedergabe der Gesichtsformen zu begnügen.
Es war für Forster ein Schlüsselerlebnis, als er 1921 bei der Öffnung von Bruckners Sarkophag in St. Florian anwesend sein und sich die noch unversehrten Gesichtszüge einprägen konnte. Unter diesem überwältigenden Eindruck fasste er den Entschluss, ein Bruckner-Porträt zu schaffen, und verwirklichte dies noch in seiner Akademiezeit; 1923 war die Marmorbüste vollendet, die heute in der Anton Bruckner Privatuniversität steht. Es folgten Bruckner-Reliefs in verschiedenen Darstellungen, Materialien und Größen für Bruckner-Verehrer im In- und Ausland und für öffentliche Stellen (z. B. Hotel Scherrer in Neufelden, Stadtpfarrkirche Bad Ischl; Gedenkstätten). Die weiteren Büsten zeigen, dass die jahrelange Beschäftigung mit Bruckners Antlitz und das Eindringen in Bruckners Musik Forsters Darstellungen immer mehr reifen ließen: Die 90 cm hohe, monumentale Eichenbüste, heute in der Bruckner-Schule in Windhaag bei Freistadt, ursprünglich für den St. Florianer Marmorsaal konzipiert, war 1944 im Modell, 1951 in Eiche fertig; es folgten lebensgroße Büsten 1952 in Terrakotta (eine davon heute im Besitz des Anton Bruckner Institutes Linz) und 1964 in Eiche (für Leopold Nowak); 1970 entstand für die Bruckner-Gedenkstätte in Ansfelden eine überlebensgroße Bronzebüste, an der wohl am stärksten das Mysterium Bruckner spürbar wird, schließlich 1987 noch eine Kleinbüste. Nowak, der Bruckner-Forscher und langjährige Freund Forsters, fasste seinen Eindruck von dessen Bruckner-Arbeiten zusammen: „Er drang immer tiefer in des Künstlers Wesen, in seine Musik ein und wurde immer mehr befähigt, das Geistige, Übernatürliche dieser Musik in seinen Bruckner-Darstellungen zum Ausdruck zu bringen.“ (Nowak, S. 243).
Literatur
- Franz Forster, Wie die Bruckner-Büste für das Geburtshaus in Ansfelden entstand, in: IBG-MitteilungsblattMitteilungsblatt der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Studien & Berichte. Hg. v. der Internationalen Bruckner-Gesellschaft. Wien 1971ff. Nr. 3 (Dezember 1972), S. 8ff.
- Leopold Nowak, Anton Bruckner und Franz Forster, in: Über Anton BrucknerLeopold Nowak, Über Anton Bruckner. Gesammelte Aufsätze 1936–1984. Wien 1985, S. 179f.
- Leopold Nowak, Zwei Meister aus St. Florian: Anton Bruckner und Franz Forster, in: Über Anton BrucknerLeopold Nowak, Über Anton Bruckner. Gesammelte Aufsätze 1936–1984. Wien 1985, S. 242ff.
- Fritz Feichtinger, Bruckner & Forster. Die Bruckner-Büsten von Franz S. Forster, St. Florian, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 41 (1987) H. 4, S. 354–360
- Bruckner-Ikonographie IRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 7). Graz 1990
- Fritz Feichtinger, Bildhauer Forster. Eine Monographie. Steyr 1992
- Fritz Feichtinger, Das Handwerk kommt vor der Kunst. Zum 100. Geburtstag des Bildhauers Franz S. Forster in St. Florian bei Linz, in: OÖ. HeimatblätterOberösterreichische Heimatblätter. Linz 1947ff. 50 (1996) H. 3, S. 315–318
- Bruckner-Ikonographie IIRenate Grasberger, Bruckner-Ikonographie. Teil 2: 1925 bis 1946. Nachträge zu Teil 1: Um 1854 bis 1924 (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 14). Wien 2004
- Bruckner-Ikonographie IIIBruckner-Ikonographie. Teil 3: 1947 bis 2006. Nachträge zu Teil 1 und 2. Gesamtregister der Künstler (Anton Bruckner. Dokumente und Studien 18). Wien 2007
- Franz Forster. Sein Weg zum bildenden Künstler. Ausstellung im Stift St. Florian, 18. Mai – 2. Juni 2013. St. Florian 2013
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