Frey, Wilhelm
* 7.12.1833 Hohenems, Vorarlberg/A, † 16.4.1909 Wien/A. Lehrer, Journalist, Musikkritiker.
Besuchte die Orgelschule in Prag und war zunächst im Lehrerberuf tätig. 1865–1873 Beamter im Revisionsamt der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn, zuletzt Chef des Personal-Bureaus der Eisenbahndienste. Außerdem trat er als Schriftsteller (Romane, Erzählungen) hervor und wirkte 1858–1867 als Musikreferent für die Wiener Morgenpost. Seit Bestehen des Neuen Wiener Tagblatts (1867) übernahm er dort das Ressort Musikkritik. Vizepräsident des Journalisten- und Schriftstellervereins Concordia. Mit seiner Ehefrau Emma, geb. Gutmann (* ca. 1845 [Ort?], † 29.1.1918 Wien), hatte er zwei Töchter – Ida (* ca. 1867 [Ort?], † 15.2.1942 Wien), verehel. mit dem Rechtsanwalt Heinrich Selldorff (* 24.4.1856 Krakau [Kraków/PL], † 25.8.1937 Wien) und Lilli (* ?, † ?), verehel. mit dem Notar Karl Schoenthal (* ?, † 6.3.1930 Wien).
Frey, der zur Direktionszeit Wilhelm Jahns oft als Gutachter für eingereichte Opern-Partituren herangezogen wurde, galt als vorurteilsfreier Kritiker, der sich einer betont kultivierten Ausdrucksweise bediente. Für Bruckners Musik, in der er – wie viele seiner Kollegen – Wagner-Nachklänge wahrnahm, entwickelte er im Laufe der Zeit eine distanzierte Wertschätzung. In seiner Besprechung der Zweiten Symphonie lobte er Bruckner als „ein[en] Theoretiker ersten Ranges, ein[en] Contrapunktist[en] par excellence und ein[en] schon vielfach ausgezeichneten Meister auf der Orgel“, die Symphonie aber musste in ihrer „Totalität nur ermüden“ (Wiener Salonblatt 26.2.1876, S. 4). 1881 verwies er nach der Uraufführung der Vierten Symphonie durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter einerseits auf „die Fülle lichtvoller Ideen“ und hob im Besonderen das Hornmotiv des ersten Satzes hervor, andererseits – sowohl die Improvisationen an der Orgel als auch die Symphonie betreffend – neuerlich auf Bruckners „Fehler, nicht zur rechten Zeit aufhören zu können“ (Göll.-A. 4/1, S. 649). In Bruckners Achter Symphonie erkannte er die „Ideenwelt einer reichen und überquellenden Musikerseele“ und trotz „einer gewissen Nachempfindung“ Richard Wagners „eine ganze Fülle selbsterfundener und selbsterlebter Momente“ (Neues Wiener Tagblatt 20.12.1892, S. 6).
Schriften
- Musikbriefe [Bruckners Zweite Symphonie], in: Wiener Salonblatt 26.2.1876, S. 4ff.
- Konzert [Bruckners Siebente Symphonie], in: Neues Wiener Tagblatt, Abend-Ausgabe 30.3.1886, S. 4
- Konzert [Bruckners Achte Symphonie], in: Neues Wiener Tagblatt 20.12.1892, S. 6
Literatur
- Ludwig Eisenberg, Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien 1891, S. 92
- Wilhelm Frey gestorben, in: Neues Wiener Tagblatt 17.4.1909, S. 8
- [Sterbeanzeige] Wilhelm Frey, in: Neue Freie Presse 17.4.1909, S. 22
- [Sterbeanzeige] Emma Frey, in: Neue Freie Presse 30.1.1918, S. 14
- [Sterbeanzeige] Dr. Carl Schoenthal, in: Neue Freie Presse 11.3.1930, S. 20
- Göll.-A.August Göllerich/Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild (Deutsche Musikbücherei 36–39). 4 Bde. (in 9 Teilbänden [1, 2/1–2, 3/1–2, 4/1–4]). Regensburg 1922–1937, unveränd. Nachdruck 1974 4/1, S. 646–650
- [Sterbeanzeige] Dr. Heinrich Selldorff, in: Neue Freie Presse 28.8.1937, S. 17
- ABCD
- www.genteam.at [20.5.2020]
- Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Frey, Wilhelm“, in: www.musiklexikon.ac.at [20.5.2020]