Graf, Max
* 1.10.1873 Wien/A, † 24.6.1958 Wien. Musikkritiker, Musikwissenschaftler.
Sohn des Schriftstellers, Druckereibesitzers und Zeitungsherausgebers Josef Graf und dessen Frau Regina, geb. Lederer. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium studierte er an der Universität Wien u. a. Rechtswissenschaften, Philosophie und Literaturgeschichte, außerdem hörte er 1892/93 Musikgeschichte bei Eduard Hanslick und Musiktheorie bei Bruckner. 1896 Dr. phil. und Dr. jur. Seine Laufbahn als Musikkritiker begann er nach eigenem Zeugnis mit einem Referat über Bruckners Achte Symphonie (Wiener Montags-Journal 19.12.1892, S. 4f.). Mit scharfer Dialektik und Humor beschrieb er anhand der Werke von Claude Debussy (1862–1918), Arnold Schönberg (1874–1951), Richard Strauss, Hugo Wolf u. a. die Entwicklung der Musik. Ab 1900 schrieb er für das Neue Wiener Journal und andere Wiener Blätter Musikkritiken und kulturhistorische Feuilletons, später auch für ausländische Journale. Ab 1902 Dozent für Geschichte und Ästhetik der Musik am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, ab 1909 Professor an der Staatsakademie. Er verfasste zahlreiche musikwissenschaftliche Aufsätze und Bücher, davon einige in englischer Sprache. 1938 musste er emigrieren, kehrte aber bereits 1947 nach Wien zurück und widmete sich wieder der Lehrtätigkeit und Publizistik. Seine Kritiken erschienen zuletzt in der Arbeiterzeitung.
Zeitlebens war Graf seinem Lehrer Bruckner in tiefer Verehrung verbunden, über dessen musikalisches Schaffen er mehrere Aufsätze verfasste. In seinem Lebensbericht Jede Stunde war erfüllt trägt das erste Kapitel den Titel Anton Bruckner – eine Seele voll Musik. Einen Nachruf auf Bruckner verfasste er für Maximilian Hardens (1861–1927) Die Zukunft, dessen Text in dem genannten Memoirenwerk wiedergegeben ist.
Schriften
- Bruckner’s achte Symphonie. (Erste Aufführung im vierten philharmonischen Concerte den 18. December 1892.), in: Wiener Montags-Journal 19.12.1892, S. 4f.
- Die Musik der Frauen in der Renaissancezeit. Diss. Wien 1896
- Deutsche Musik im neunzehnten Jahrhundert (Am Ende des Jahrhunderts 5). Berlin 1898 [Bruckner: S. 187–198]
- Wagner-Probleme und andere Studien. Wien 1900
- Richard Wagner im „Fliegenden Holländer“. Ein Beitrag zur Psychologie künstlerischen Schaffens (Schriften zur angewandten Seelenkunde 9). Leipzig 1911
- Jede Stunde war erfüllt. Ein halbes Jahrhundert Musik- und Theaterleben. Wien 1957 [Autobiografie]
Literatur
- Helmut A. Fiechtner, Art. „Graf, Max“, in: MGG¹Friedrich Blume (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 17 Bde. Kassel u. a. 1949–1986 5 (1956), Sp. 671f.
- Rudolf Klein, Art. „Graf, Max“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 10 (2001), S. 264f.
- Fred K. Prieberg, Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. Auprès des Zombry ²2009 [CD-ROM], S. 2667
- Othmar Wessely, Art. „Graf, Max“, in: www.deutsche-biographie.de [17.1.2020]
- Cornelia Szabó-Knotik, Art. „Graf, Familie“, in: www.musiklexikon.ac.at [17.1.2020]
- www.demos.ac.at [17.1.2020]