Wolf, Hugo (Filipp Jakob)

* 13.3.1860 Windischgrätz/Steiermark (Slovenj Gradec/SLO), † 22.2.1903 Wien/A. Komponist, Musikkritiker.

Sohn des Lederfabrikanten Philipp Wolf (1828–1887) und dessen Frau Katharina. Erster Klavier- und Geigenunterricht im Alter von vier Jahren. 1875–1877 Ausbildung am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Klavier, Komposition). Sein renitentes Verhalten führte zu Schulproblemen an verschiedenen Gymnasien, zum Studienabbruch am Konservatorium und schließlich zum Verlust einer Korrepetitor‑ und Kapellmeisterstelle am Salzburger Landestheater, die er 1882 auch wegen mangelnder Dirigiertechnik nur wenige Monate innehatte.

Der junge Wolf schloss sich in Wien der Richtung der Neudeutschen Schule an, was sich vor allem in der Komposition der Symphonischen Dichtung Penthesilea (1885) niederschlug. Als Musikkritiker des Wiener Salonblattes (1884–1887) trat er für die Werke Franz Liszts und Richard Wagners ein und polemisierte gegen Johannes Brahms. Mit seinen aggressiven Kritiken diffamierte er des Öfteren die Wiener Musikelite. Auf seiner ersten Deutschlandreise 1890 begegnete er dem späteren Verleger seiner Werke, Ludwig Strecker (1853–1943) vom Verlag Schott. Es folgten mehrere Deutschland-Tourneen. 1896 wurde die Oper Der Corregidor in Mannheim erfolgreich gegeben. Bei der Probenarbeit zeigten sich als Folge einer früheren Syphilis-Infektion Symptome progressiver Paralyse. Nach einem Suizidversuch am 4.10.1898 wurde Wolf in der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt in Wien untergebracht, wo er 1903 starb.

Der Rang von Hugo Wolf als bedeutendster Schöpfer des deutschen Kunstliedes nach Franz Schubert und Robert Schumann – ohne Anklänge an deren Werke – ist unbestritten, obwohl er selbst Gedichtvertonungen als dramaturgische Vorstudien bewertete und sein Hauptinteresse eigentlich der Oper galt. Gemäß dem Kunstideal der Neudeutschen Schule und der Genieästhetik sollten Kompositionen aus einem Guss entstehen. Da er sich nicht immer imstande sah, diesem Ideal zu entsprechen, litt er in den 1890er Jahren immer wieder unter quälender Unproduktivität. In seinen produktiven Phasen schuf er originelle, klanglich komplexe, individuell gestaltete und als kleine Dramen konzipierte Lieder.

Wolf blieb zunächst nicht ohne Vorbehalte gegenüber Bruckners Kompositionen. Er warf ihnen „Mangel an Intelligenz“ vor, seine Symphonien seien „Werke eines verunglückten Genies“. „Ueberall ein Wollen, colossale Anläufe, aber keine Befriedigung, keine künstlerische Lösung.“ (Wiener Salonblatt 28.12.1884, S. 6f.). Später nahm Wolf jedoch offen Partei für Bruckner. Wolf war schon seit 1877 mit Mitgliedern des Wiener Bruckner-Kreises (Ferdinand Löwe, Brüder Schalk) bekannt. Am Fronleichnamstag 1885 kam es in Klosterneuburg zum ersten persönlichen Zusammentreffen mit Bruckner, das der gemeinsame Freund Friedrich Eckstein vermittelte. Aus diesem Ereignis ergab sich ein nachhaltiger freundschaftlicher Kontakt. Im Jänner 1894 hielten sich Bruckner und Wolf gemeinsam in Berlin anlässlich einer vom Wiener Akademischen Wagner-Verein vermittelten Veranstaltung auf, bei der Siegfried Ochs Der Feuerreiter und Elfenlied von Wolf sowie das Bruckner’sche Te Deum auf das Konzertprogramm des Philharmonischen Chors setzte. Beide Komponisten wurden gefeiert (Neue Freie Presse 12.1.1894, S. 7). Anlässlich Bruckners 70. Geburtstages verfasste Wolf ein Gratulationsschreiben (Briefe II, 940915).

Werke
  • Oper Der Corregidor (Text Rosa Mayreder)
  • Bühnenmusik Das Fest auf Solhaug
  • Symphonische Dichtung Penthesilea
  • Kammermusik (u. a. Streichquartett d-Moll, Serenade für Streichquartett)
  • Chorwerke (u. a. Der Feuerreiter, Elfenlied)
  • Orchesterwerke (u. a. Italienische Serenade)
  • Klavierwerke
  • Italienisches Liederbuch
  • Spanisches Liederbuch
  • Mörike-Lieder
Schriften
  • Bruckner-Abend, in: Wiener Salonblatt 28.12.1884, S. 6f.
  • Kritiken für das Wiener Salonblatt
  • zahlreiche Briefe posthum ediert
Literatur

ANDREA SINGER, GERHARD J. WINKLER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 5.3.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Hugo Wolf, in: Neue Zeitschrift für Musik 95 (1928) H. 3, S. 160/1

Normdaten (GND)

Wolf, Hugo (Filipp Jakob): 118634712

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft