Gülke, Peter
* 29.4.1934 Weimar, Thüringen/D. Musikwissenschaftler und Dirigent.
Studierte in seiner Heimatstadt, Jena und Leipzig ab 1952 Violoncello, Musikwissenschaft, Romanistik sowie Germanistik und promovierte 1958 bei Heinrich Besseler (1900–1969). Nach verschiedenen Stellen an kleineren Bühnen in der Deutschen Demokratischen Republik sowie 1981–1983 als Generalmusikdirektor der Staatskapelle Weimar am Deutschen Nationaltheater Weimar emigrierte Gülke nach einem Gastspiel in Hamburg 1983 in die Bundesrepublik Deutschland. Hier machte er sich vor allem als Lehrer, etwa in Bochum, Berlin und Freiburg, verdient. Nach seiner Tätigkeit als Präsident der Sächsischen Akademie der Künste (2011–2014) kehrte Gülke 2015 als Chefdirigent der Brandenburger Symphoniker ans Dirigentenpult zurück. Die Einheit von künstlerischer Praxis und theoretischer Reflexion steht für ihn immer an oberster Stelle. Seine Tätigkeit wurde mit Ehrungen mehrerer Universitäten und Hochschulen gewürdigt. 2002 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 2014 den mit EUR 250.000,- dotierten Ernst von Siemens Musikpreis.
Als Dirigent durchaus gefragt und mit zahlreichen Einspielungen präsent, machte sich Gülke um Bruckner vor allem als Musikwissenschaftler verdient. 1986 leitete er die Erstaufführung der Samale/Mazzuca-Fassung (Fassungen) des Finales der Neunten Symphonie mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.
Schriften
- Liedprinzip und Polyphonie in der Chanson des 15. Jahrhunderts. Diss. Leipzig 1958
- Der schwierige Jubilar. Zu Anton Bruckners 150. Geburtstag, in: Musik und Gesellschaft 24 (1974), S. 547–550
- Über die Zeitgenossenschaft Bruckners, in: Bruckner-Symposion 1987Bruckner-Symposion. Bruckner und die Musik der Romantik. Im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz 1987. 16.–20. September 1987. Bericht. Hg. v. Anton Bruckner Institut Linz/Linzer Veranstaltungsgesellschaft mbH. Linz 1989, S. 15–21
- Schalks banale Trompete oder Grenzlinien der Fertigstellung: Beobachtungen bei Corelli, Mozart und Bruckner, in: Hermann Danuser (Hg.), Das musikalische Kunstwerk. Geschichte, Ästhetik, Theorie. Festschrift Carl Dahlhaus zum 60. Geburtstag. Laaber 1988, S. 155–167
- Brahms, Bruckner: zwei Studien. Kassel [u.a.] 1989
- Franz Schubert und seine Zeit. Laaber 1991
- Die Sprache der Musik. Essays zur Musik von Bach bis Holliger. Stuttgart 2001
- Guillaume Du Fay. Musik des 15. Jahrhunderts. Stuttgart 2003
- V. Symphonie in B-Dur. Werkbetrachtung und Essay. „Nicht um 1000 Gulden möchte ich das nochmals schreiben“, in: Renate Ulm (Hg.), Die Symphonien Bruckners. Entstehung, Deutung, Wirkung. 3. Aufl. München [u.a.] 2005, S. 135–142
- Die kleine Ketzerei innerhalb der größeren: Bruckners Sechste Sinfonie, in: Bruckner – Brahms 2006Hans-Joachim Hinrichsen/Laurenz Lütteken (Hg.), Bruckner – Brahms. Urbanes Milieu als kompositorische Lebenswelt im Wien der Gründerzeit. Symposien zu den Züricher Festspielen 2003 und 2005 (Schweizer Beiträge zur Musikforschung 5). Kassel u. a. 2006, S. 85–89
- Robert Schumann. Glück und Elend der Romantik. Wien 2010
- Von der Fünften zur Siebten Sinfonie, in: Bruckner-Handbuch 2010, S. 178–196
- Von Bach bis Beethoven. Streifzüge durch große Musik (Schweizer Beiträge zur Musikforschung 17). Kassel 2014
- Musik und Abschied. Kassel–Stuttgart 2015
- Felix Mendelssohn Bartholdy. „Der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut“. Kassel 2017
Literatur
- Ulrich Konrad, Art. „Gülke, Peter“, in: NGroveD²Stanley Sadie (Hg.), The New Grove Dictionary of Music and Musicians. 29 Bde. 2. Ausgabe. London 2001 10 (2001), S. 580
- Uwe Schweikert, Art. „Gülke, Peter“, in: MGG²Ludwig Finscher (Hg.), Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. 29 Bde. (Sach- und Personenteil). 2. neubearb. Ausgabe. Kassel u. a. 1994–2008 8 (2002), Sp. 270f.
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