Lang (verehel. Weilnböck), Josefine

* 24.10.1844 Linz, Oberösterreich/A, † 30.11.1930 Neufelden, Oberösterreich/A.

Zweites von vier Kindern des Ehepaares Anton Lang (1815–1895, Fleischhauer in Linz, Lederergasse 11, später: Geschäft und Wohnung Landstraße 21) und seiner Frau Josepha, geb. Schwarz (aus Rohrbach im Mühlkreis); weitere Kinder: Anton (1843–1914), Anna (1846–1900, verehel. Tyoler) und Marie (1852–1933, verehel. Steinböck).

Bruckner, der als Dom- und Stadtpfarrorganist ab November 1855 in Linz tätig war, lernte sehr bald die Familie Lang in der Lederergasse kennen, die Musik im Allgemeinen und ihn persönlich sehr schätzte. Josefine war etwa 1856/57 für kurze Zeit Bruckners Schülerin, als dieser für den erkrankten Oberlehrer Karl Weilnböck (1830–1891, hervorragender Bassist, Mitglied und zeitweiliger Chordirektor der Liedertafel „Frohsinn“, Mitglied des Männergesang-Vereines „Sängerbund“ und des Linzer Dom‑ und Stadtpfarrchores) in der Schule einsprang. Josefine war damals erst zwölf Jahre alt und zog bereits die Aufmerksamkeit Bruckners auf sich; er beobachtete sie vom Fenster aus und lud sie zu den Mai-Andachten ein, bei denen er Orgel spielte.

Etwa zehn Jahre später warb er um sie in einem Brief vom 16.8.1866: „Darf ich auf Sie hoffen und bei ihren lieben Eltern um Ihre Hand werben?“ (Briefe I, 660816). Josefine wies seinen Antrag – wohl wegen des großen Altersunterschieds von 20 Jahren – zurück. Die Reaktion Bruckners auf diese Zurückweisung blieb merkwürdig ambivalent wie alle seine Beziehungen zu Frauen: Nach den Erinnerungen seines Bruders Ignaz (Bruckner, Familie) war die Absage Josefines einerseits ein schwerer Schlag für Bruckner („da is der Tonerl schiach g‘wes‘n“, Göll.-A. 3/1, S. 356) und stellte vielleicht einen der Auslöser für die schwere Nervenkrise dar (Bad Kreuzen), andererseits interessierte er sich gleichzeitig für Henriette Reiter, die 18‑jährige Tochter einer Blumenmacherin aus der Josefstadt (8. Bezirk, Wien), sowie für eine nicht näher bekannte Salzburgerin („hübsch? reich? lieb?“, Briefe I, 660830, an Rudolf Weinwurm), wobei bei diesen Mädchen jeweils der materielle Aspekt einer guten Mitgift sehr in Bruckners Blickfeld stand.

Josefine heiratete am 16.11.1870 in Linz den um acht Jahre älteren Kaufmann Josef Weilnböck (* 23.11.1836 Neufelden, † 4.6.1889 Neufelden), den Bruder des Lehrers, in dessen Klasse Bruckner sie kennengelernt hatte. Josef Weilnböck war ein erfolgreicher Geschäftsmann, der bald auch Bürgermeister von Neufelden wurde. Das Ehepaar Weilnböck bekam fünf Kinder: Josef Anton (* 17.8.1871, † 2.11.1935), Karoline [Carolina Elisabetha] (* 3.11.1872, † 14.12.1965, Heirat am 17.7.1900 mit Matthäus Grubbauer, * 15.6.1866, † 11.6.1930, Papierfabriksbesitzer in Pürnstein), Antonius Carolus (* 4.8.1874, † 25.12.1881) sowie die Zwillinge Maria (* 16.7.1878, † ?) und Carolus (* 16.7.1878, † 30.8.1878). Josefine blieb Witwe und sorgte für die Geschäfte und ihre Kinder.

Am 17.9.1890 besuchte Bruckner, der den Kontakt zur Familie nie ganz abgebrochen hatte, begleitet von Domkapellmeister Karl Waldeck, Josefine Weilnböck in Neufelden. Bei diesem Besuch lernte er ihre damals fast 19‑jährige Tochter Karoline kennen, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Der 66‑jährige Bruckner nannte Karoline seinen „liaben Ersatz“ (Göll.-A. 3/1, S. 610) und warb auch um ihre Hand (!).

Josefine übergab später ihrem Sohn Josef Anton die Geschäfte, der ebenfalls Bürgermeister von Neufelden wurde und viel Zeit für dieses Amt und für Vereinstätigkeiten investierte. So gingen die Weilnböck-Geschäfte zu einem großen Teil in fremde Hände über, Josef Anton war schließlich nur mehr als Hopfenhändler tätig, und seine Mutter lebte in ihren letzten Lebensjahren, betreut von einer Verwandten, in ärmlichen Verhältnissen. Die ungünstigen Zeitumstände ließen auch seine Schwester Karoline unverschuldet verarmen, die als kleine Angestellte ihrer ehemaligen Fabrik und später als verwitwete Rentnerin in Pürnstein lebte, wo sie hochbetagt im 95. Lebensjahr starb.

Literatur

ELISABETH MAIER

Zuletzt inhaltlich bearbeitet: 25.9.2019

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Abbildungen

Abbildung 1: Karoline Weilnböck (ÖNB-MS, F28.Goellerich.379/4)

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ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft